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Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)

Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)

Titel: Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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nur noch über Nichtigkeiten unterhielten? Zweiundzwanzig Jahre lang war dieser Mann mein Fels in der Brandung gewesen; er hatte auf meine aufgeschlagenen Knie gepustet, um den Schmerz zu lindern, war mein sportlicher Trainer, mein Kumpel, der sich genau wie ich für schnelle Autos begeisterte, und mein Lehrer gewesen; und ich hoffte, dass ich ihm, auch wenn ich nie besonders ehrgeizig und zielstrebig gewesen war, Grund zur Freude gegeben hatte und er ein bisschen stolz auf mich sein konnte. Er hatte eine Tochter, ich eine Schwester verloren; konnten wir es nicht irgendwie fertig bringen, uns gegenseitig zu trösten? Ich fummelte am Telefonkabel herum und betete, dass Dads Redefluss bald versiegte, aber er hörte nicht auf. Und ich konnte nicht länger warten. Von ihm würde ich nichts erfahren. »Dad, kann ich mit Mom sprechen?«, unterbrach ich ihn.
    Ich bekam die übliche Antwort: Sie schlief und er wollte sie nicht stören, weil sie sich nachts trotz der Schlafmittel immer nur im Bett wälzte und herumwarf und der Doktor meinte, dass Einzige, was ihr helfen könnte, wäre Schlaf und viel Ruhe und er wollte seine Frau wiederhaben. Wollte ich nicht auch, dass Mom wieder die Alte wurde? Deshalb sollten wir beide ihr die Ruhe gönnen.
    »Ich muss mit Mom sprechen«, beharrte ich.
    Er ließ sich nicht erweichen. Ich glaube, ich habe meine Sturheit von ihm. Wie beide bohrten die Hacken in den Boden und schlugen Wurzeln, wenn jemand versuchte, uns zu etwas zu bewegen, was wir nicht wollten. »Ist etwas mit ihr, was du mir verschweigst?«, wollte ich wissen.
    Er seufzte. Dieses Seufzen klang so traurig und erschöpft, dass ich ihn plötzlich vor mir sah – um zehn Jahre gealtert in den zwei Wochen seit meiner Abreise. »Sieist ein wenig verwirrt, Mac. Sie gibt sich die Schuld an dem, was Alina passiert ist, und niemand kann ihr das ausreden«, sagte er.
    »Wie sollte sie Alinas Tod verschuldet haben?«, rief ich aus.
    »Indem sie sie überhaupt nach Irland hatte fahren lassen«, antwortete Dad müde und ich ahnte, dass er mit Mom diese Diskussion unzählige Male geführt und nichts erreicht hatte. Vielleicht habe ich meine Sturheit von beiden. Mom kann auch ganz schön hartnäckig sein.
    »Das ist lächerlich. Wenn ich ein Taxi nehme und das Taxi verunglückt, dann wäre das auch nicht eure Schuld. Ich hätte mich entschieden, in dieses Taxi zu steigen. Du konntest nicht wissen, dass etwas passiert, und Mom auch nicht.«
    »Wenn uns nur nicht jemand vorher gewarnt hätte«, sagte er so leise, dass ich ihn kaum verstand und nicht sicher sein konnte, ob ich richtig gehört hatte.
    »Wie?«, fragte ich. »Was hast du gesagt? Hat euch jemand davon abgeraten, Alina nach Irland zu lassen? O Dad, die Menschen sehen doch immer schwarz. Und im Nachhinein sind alle klüger. Ihr dürft nicht auf sie hören!« Ich liebte Ashford, aber auch dort gab es Wichtigtuer, die alles besser wussten, und bestimmt klatschten die Neugierigen und weniger netten Stadtbewohner im Lebensmittelladen über unsere Familie. Und sicher hielten sie nicht den Mund, wenn meine Eltern in der Nähe waren, machten bissige Bemerkungen wie: Na ja, was hatten die erwartet, wenn sie ihre Tochter viertausend Meilen weit wegschicken?
    Wie aufs Stichwort sagte Dad: »Was sind das für Eltern, die ihre Tochter ganz allein viertausend Meilen von zu Hause weglassen?«
    »Jede Menge Eltern lassen ihre Kinder im Ausland studieren«,protestierte ich. »Ihr dürft euch keine Vorwürfe machen.«
    »Und jetzt bist du auch weg. Komm heim, Mac. Gefällt es dir hier nicht mehr? War es nicht schön? Wir dachten immer, ihr seid hier glücklich, du und deine Schwester«, sagte er.
    »Das waren wir!«, rief ich. »Ich war es. Dann wurde Alina ermordet.«
    Bleiernes Schweigen entstand und ich wünschte, ich hätte meinen großen Mund gehalten. Dann sagte Dad: »Lass es sein, Mac. Geh einfach weg von dort. Lass es sein.«
    »Was?« Ich war perplex. Wie konnte er so was sagen? »Du meinst, ich soll nach Hause fahren und das Ungeheuer, das Alina das angetan hat, ungeschoren davonkommen lassen? Damit er frei herumlaufen und die Töchter von anderen Eltern auf dieselbe Weise umbringen kann?«
    »Die Töchter von anderen Leuten sind mir, verdammt noch mal, scheißegall«
    Ich zuckte zusammen. In meinem ganzen Leben hatte ich nie Kraftausdrücke aus dem Mund meines Vaters gehört. Wenn er sie überhaupt benutzte, dann nur für sich selbst oder im Flüsterton.
    »Mir ist nur meine wichtig.

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