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Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)

Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)

Titel: Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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irgendwelche Wesen waren, die nur Barrons, ich und andere Sidhe -Seher sehen konnten, und ich kannte nur noch eine Sidhe -Seherin. Allerdings glaubte ich kaum, dass es die alte Frau mit einem oder zehn Unseelie aufnehmen könnte. Außerdem wollte ich ihre Hilfe nicht. Ich wollte sie nie Wiedersehen. Natürlich weiß ich, dass das Sprichwort »tötet den Überbringer schlechter Nachrichten« nicht gerade fair war, aber Sprichwörter entstanden, weil sie Wahrheit enthielten. Ich hasste die alte Frau ebenso wie die Nachricht, die sie mir überbracht hatte.
    Ich schüttelte den Kopf und lenkte meine Gedanken auf Alina. 1247 L A R UHE , J R ., hatte sie geschrieben, als sie bereits im Sterben lag. Sie hatte gewollt, dass ich herkomme und etwas finde. Ich hoffte, dass es sich um ihr Tagebuch handelte, obschon ich mir nicht denken konnte, warum sie es in diesem verlassenen Viertel versteckt haben sollte. Das mysteriöse, tödliche Sinsar Dubh konnte es kaum sein, denn ich spürte zwar die leichte, von Feenwesen verursachte Übelkeit, aber mir war längst nicht so mörderisch schlecht wie damals, als mir Barrons die Fotokopien aus diesem Buch gezeigt hatte. Ich spürte lediglich eine übernatürliche Gefahr, aber auch dieses Gefühl war gedämpft, als würde das, was mich erwartete, na ja … ruhen.
    Aus dieser Vorstellung zog ich keinerlei Trost, denn etwas, was ruhte, konnte jederzeit explodieren. Bei meinem Glück würde mir der Vulkan seine Lava direkt ins Gesicht speien.
    Seufzend marschierte ich durch den Nebel.
    1247 L A R UHE war ganz und gar nicht das, was ich erwartet hatte. Vielmehr hatte ich mit einem Lagerhaus oder einem heruntergekommenen Mietshaus gerechnet, die hier anstelle der Villen aus dem Boden geschossen waren, als die Industrie Einzug gehalten und das Zepter in die Hand genommen hatte. Aber ich stand vor einem großen Backsteinhaus mit verzierter Kalksteinfassade, das zwischen Fabrikgebäuden und Lagerhäusern erhalten geblieben war.
    Offenbar hatten sich die Besitzer erfolgreich geweigert, Villa und Grundstück zu verkaufen, und hielten tapfer dem Verfall der Nachbarschaft stand. Die Villa war hier so fehl am Platze wie Bloomingdale’s in einer Arbeitersiedlung.
    Drei skelettartige Bäume ohne Laub und ohne Vögel hielten in dem vom Nebel umwaberten und mit schmiedeeisernem Zaun umgebenen Vorgarten Wache. Ich wäre jede Wette eingegangen, dass man hier, wenn man die Erde umgrub, keinen einzigen Wurm fand. Der terrassenartig angelegte Garten war kahl und der Springbrunnen neben dem prachtvollen Bogeneingang war längst ausgetrocknet.
    Dies war Ödland.
    Ich beäugte wachsam die luxuriöse Villa. Die Fassade von Eleganz und Wohlstand wurde von den vielen großen Sprossenfenstern Lügen gestraft.
    Die Scheiben waren alle schwarz angestrichen.
    Und ich hatte das unheimliche Gefühl, dass irgendetwas hinter diesen großen schwarzen Augen lauerte und mich beobachtete.
    »Was jetzt, Alina?«, flüsterte ich. »Soll ich da wirklich reingehen?« Allein der Gedanke widerstrebte mir zutiefst.
    Ich erwartete keine Antwort und bekam auch keine. Falls wirklich, wie einige glauben, Engel über uns wachen, dann war meiner taubstumm. Es war eh nur eine rhetorische Frage gewesen. Ich konnte diesem Haus ohnehin nichtden Rücken kehren. Alina hatte mich hergeschickt und ich würde es betreten, und wenn es das Letzte war, was ich in diesem Leben tat. Mir schoss durch den Kopf, dass sich das durchaus bewahrheiten könnte.
    Ich gab mir keine Mühe, mich leise anzuschleichen. Falls mich wirklich jemand oder etwas beobachtete, war es dafür längst zu spät. Ich straffte die Schultern, holte tief Luft, marschierte über den mit hellen Steinplatten gepflasterten, geschwungenen Weg zum Eingang entlang, stieg die Stufen hoch und betätigte den schweren Türklopfer.
    Niemand öffnete mir. Ich klopfte noch einmal, dann probierte ich, ob die Tür aufging. Der Hausbesitzer schien auf Sicherheit nicht viel Wert zu legen – die Tür war nicht verschlossen und öffnete sich zu einer prächtigen Halle. Schwarzweißer Marmor im Schachbrettmuster auf dem Boden, an der Decke ein funkelnder Kronleuchter. Auf einem runden Tisch mit kunstvoll geschnitzten Beinen stand eine große Vase mit Seidenblumen, dahinter schwang sich eine elegante Wendeltreppe mit einem hübschen Geländer empor.
    Ich trat ein. Auch wenn das Dach und das Haus an sich reparaturbedürftig zu sein schienen, war es mit edlen Louis-XIV.-Möbeln eingerichtet –

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