Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
lachte wieder. »Vielleicht. Allerdings bezweifle ich, dass Sie mir helfen, diese Sehnsucht zu stillen. Was wissen Sie über das Sinsar Dubh, Jr.?«
Mallucé zuckte kaum merklich zusammen. Wenn ich ihn nicht so aufmerksam beobachtet hätte, wäre es mir entgangen. Schon zweimal hatte er seine Empfindungen preisgegeben und ich schätzte ihn so ein, dass ihm das nur sehr selten passierte. Mit einem Blick auf seine Wachen und auf die Tür sagte er: »Alle raus hier. Außer Ihnen.« Dabei deutete er auf Barrons.
Barrons legte mir den Arm um die Schultern. Ich schauderte unwillkürlich, genau wie in der letzten Nacht, als er mich berührt hatte. Der Mann hatte weiß Gott eine eigenartige körperliche Präsenz.
»Sie bleibt bei mir«, sagte Barrons.
Mallucé betrachtete mich missbilligend. Langsam, ganz langsam kräuselten sich seine Lippen. Das Lächeln erreichte seine eisigen toten Tieraugen nicht. »Da hat jemand diesen überholten Rolling-Stones-Song ziemlich ernst genommen, was?«, murmelte er.
Modekritik aus berufenem Munde. Ich wusste genau, welchen Song er meinte: »She’s a Rainbow«. Wann immer ich ihn hörte, schloss ich die Augen, drehte mich und träumte, mit weit ausgebreiteten Armen und in den Nacken gelegtem Kopf auf einer sonnenbeschienenen Lichtung zu stehen. Alle Farbschattierungen sprühten aus meinen Fingerspitzen, berührten die Bäume, Vögel, Bienen und Blumen, sogar die Sonne am Himmel. Ich liebte diesen Song. Da ich ihm keine Antwort gab – Barrons und ich waren übereingekommen, dass er keine abfälligen Bemerkungen mehr über mich machte, aber sprechen durfte ich nach wie vor nicht –, wandte sich Mallucé an seine Bodyguards, die sich nicht von der Stelle gerührt hatten. »Ich sagte: Raus hier«, zischte er.
Die beiden wechselten einen Blick, dann ergriff einer das Wort. »Aber, o erhabener Untoter …«
»Sie machen Scherze, Jr.«, brummte Barrons und schüttelte den Kopf. »Konnten Sie sich nichts Originelleres einfallen lassen?«
»Sofort.« Mallucé zeigte den Bodyguards die Zähne und sie trollten sich. Aber sie sahen keineswegs glücklich dabei aus.
Dreizehn
»Nun, das war reine Zeitverschwendung«, murrte Barrons, als wir uns einen Weg durch die antiken Möbel und allzu modernen Moralvorstellungen in Mallucés Haus bahnten.
Ich schwieg. Die Unseelie-Rhino-Boys waren dicht hinter uns, um dafür zu sorgen, dass wir auch wirklich gingen. Der »Meister« war keineswegs zufrieden mit uns.
Sobald die Wachen weg waren, hatte Mallucé vorgegeben, keine Ahnung zu haben, wovon Barrons sprach; er stritt ab, jemals etwas von einem Sinsar Dubh gehört zu haben, obwohl ein Blinder sehen konnte, dass er nicht nur davon gehört hatte, sondern auch etwas wusste, was ihn zutiefst beunruhigte. Er und Barrons fochten einen Kampf mit verbalen Spitzen und Beleidigungen aus und vergaßen, dass ich auch noch da war.
Nach etwa zehn Minuten Testosteronkrieg war einer von Mallucés Wachmännern – ein menschlicher – so dumm zu stören und ich wurde Zeuge einer Szene, die mich davon überzeugte, dass J.J. Jr. tatsächlich echt war oder zumindest irgendwie übernatürlich begabt. Der Vampir packte den mehr als zwei Meter großen Muskelprotz mit einer bleichen Hand an der Kehle, hob ihn hoch und schleuderte ihn so kraftvoll quer durch den Raum, dass er gegen die Wand prallte, auf den Boden sank und liegen blieb. Der Hals war eigenartig verrenkt und Blut lief ihmaus Nase und Ohren. Mallucé blieb einen Moment reglos stehen, seine Augen blitzten unnatürlich und ich fürchtete, er würde sich auf sein Opfer stürzen und sich an seinem Blut laben.
Zeit zu gehen, dachte ich am Rande der Hysterie. Aber Barrons sagte etwas Hässliches und er und Mallucé waren wieder mittendrin. Ich stand daneben und schlang die Arme um mich, weil mir schrecklich kalt war, und tippte nervös mit dem Fuß auf den Boden. Ich musste mich anstrengen, um mich nicht an Ort und Stelle zu übergeben.
Die Rhino-Boys verließen uns nicht an der Tür, sondern begleiteten uns bis zum Porsche und warteten, während wir einstiegen. Sie standen noch zusammen mit dem Türsteher da, als wir losfuhren. Ich behielt sie via Rückspiegel im Auge, bis sie außer Sicht waren, und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Das war die nervenaufreibendste Erfahrung meines Lebens und übertraf sogar meine Begegnung mit dem vielmündigen Monster. »Sagen Sie mir, dass wir nie wieder dorthin gehen«, bat ich Barrons, während ich mir die
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