Im Bann des Voodoo
Erpressern?«, fragte Peter irritiert. »Kassiert diese Visagistin etwa auch mit?«
Der Produzent nickte. »Joan ist Hanks Freundin und somit in alles eingeweiht. Ich habe sogar den Verdacht, dass diese ganze Erpressungsgeschichte auf ihrem Mist gewachsen ist. Diese Frau ist skrupellos. Die würde sogar über Leichen gehen. Anfangs bat sie mich nur, den drei Playbackkünstlern ein kleines Zusatzhonorar zu zahlen, da die Kosten für neue Klamotten und den Hairstylisten so immens hoch wären. Darauf habe ich mich auch eingelassen. Doch eines Tages trat sie an mich heran und behauptete, dass Jeffrey sich während eines Fernsehinterviews beinahe mal verplappert hätte. Mit einer kleinen ›Gehaltserhöhung‹, wie sie es nannte, könnte ich diesem Risiko aus dem Weg gehen. Ich Idiot bin natürlich darauf eingegangen. Seitdem hat mich dieses Pack gnadenlos in der Hand.«
»Ich verstehe aber nicht, wozu dieser ganze Schwindel überhaupt inszeniert wurde. Bart, Luke und Frank können doch richtig gut rappen. Wieso hast du diese Jungs nicht auf die Bühne gestellt?«, fragte Peter interessiert.
Al Parker räusperte sich. »Das war ja anfangs auch so geplant. Ich habe mit den Jungs verdammt gute Demobänder aufgenommen und diese zusammen mit ein paar Fotos an meine Plattenfirma geschickt. Die sind regelrecht ausgerastet und haben mich gefragt, ob ich sie veralbern will.«
»Wieso das denn?«, wollte Bob wissen.
»Ihr habt die Jungs doch gesehen«, erwiderte der Produzent. »Schlechte Zähne, dicke Bäuche und Eiterpickel passen nicht in das Bild, das sich Teenager erträumen. Mit diesen Problemen möchten sie nicht konfrontiert werden. Das meinen zumindest die oberen Bosse meiner Company. Und die hat leider das letzte Wort. Ohne deren Zustimmung läuft gar nichts. Nun ja, als ich Bart, Frank und Luke von diesem Fiasko erzählt habe, waren die gar nicht so enttäuscht, wie ich anfangs befürchtet hatte. Den Jungs ging es in erster Linie darum, ihre Gedanken, Ängste und Sorgen in Musik umzusetzen. Die Vorstellung, sich einem Millionenpublikum zu präsentieren, behagte dem Trio von Anfang an nicht. Als ich ihnen vorschlug, drei braun gebrannte Playbackmodels auf das Cover zu setzen, fanden sie diese Idee sogar recht lustig und stimmten der Sache kurzerhand zu.«
»Der Titel des Singlehits It’s all on the surface‹ – ›Mehr Schein als Sein‹ trifft bei dieser Geschichte den Nagel exakt auf den Kopf«, bemerkte Bob ironisch. »Wie soll es denn nun weitergehen?«
»Ich weiß es nicht«, gab der Produzent verzweifelt zu. »Am allerliebsten würde ich das Projekt › Wet Boys ‹ komplett hinschmeißen und mit Frank, Luke und Bart was völlig Neues in Angriff nehmen. Vielleicht sollte ich mich einfach nach einem anderen Plattenlabel umsehen, bei dem nicht so verknöcherte Ansichten vertreten werden und bei dem echte Hip-Hop-Rapper eine reelle Chance bekommen. Dann könnten Billy, Hank, Jeffrey und Joan zusehen, wie sie zu ihrem Geld kommen.«
Justus trank den letzten Schluck aus seinem Kaffeebecher und machte ein nachdenkliches Gesicht. »Al, wenn ich dich recht verstanden habe, hast du den Geldforderungen der Erpresser doch stets Folge geleistet, richtig?«
Der Produzent nickte.
»Und wie ist das mit Frank, Luke und Bart?«, schaltete sich Bob dazu. »Hattest du mit denen jemals Geldprobleme?«
»Gott bewahre, nein!«, rief der Produzent. »Die drei sind so bescheiden, denen muss man ihre Honorare beinahe aufzwingen.«
»Dann muss hinter den Anschlägen mit den Voodoo-Puppen noch eine andere Person stecken«, vermutete Justus. »Denn nach Mrs Stevens’ Auffassung geht es dem Voodoo-Fanatiker darum, dass ihm endlich Gerechtigkeit zuteil wird. Irgendjemanden musst du in deiner Vergangenheit geprellt haben. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Sache in einem direkten Zusammenhang mit den Wet Boys steht.«
Al Parker schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich! Wie kommst du zu dieser abwegigen Vermutung?«
»Abwegig erscheint mir meine Vermutung keinesfalls«, entgegnete der Erste Detektiv selbstsicher. »Ich bin nämlich zu der Überzeugung gelangt, dass unsere trauernde Mrs Stevens in die Sache verwickelt ist! Und bevor du mir jetzt widersprichst, würde ich doch gerne erfahren, ob du mir den Wohnsitz dieser falschen Anthropologin nennen kannst.«
»Falsche Anthropologin? Jetzt gehst du aber eindeutig zu weit!« Zornesröte stieg dem Produzenten ins Gesicht. »Die alte Frau hat in ihrem Leben viel
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