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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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dies klar, als ich Ed kommen ließ. Und nachdem er die Flinte gesehen hatte, meinte er, meine Schlussfolgerungen hätten etwas für sich.«
    Wieder warf Tess einen Blick auf das Gewehr, diesmal aber richtig. Hässliche schwarze Flecken sprenkelten den hölzernen Kolben. Ein ahnungsvolles Prickeln überlief sie.
    »Es ist Blut«, sagte Jim leise. »Auf den Kolben gerät Blut nur, wenn man die Waffe als ... Keule benutzt.«
    Plötzlich bekam alles Sinn. Tess' Herz schlug heftig gegen die Rippen. Sie setzte sich langsam. Die Hände in ihrem Schoß zitterten vor Erregung. »Wann haben die Burschen die Waffe geholt?«
    Minerva sah ihr ruhig in die Augen. »Mittwoch. Am Tag, als die Dwyers getötet wurden.«
    »Oh mein Gott...«
    Ed rutschte näher zum Tisch. Seine Ellbogen stießen dumpf auf die Tischplatte. »Ob es sich um menschliches Blut handelt, kann ich nicht beurteilen, aber ich möchte wetten, dass es der Fall ist. Die Waffe muss in Victoria untersucht werden.«
    Tess war sofort klar, warum der fehlende Schrotbeutel so wichtig war. Sie schaute in Eds ernste Augen und fragte ruhig: »Haben Sie den Beutel gefunden?«
    »Bei laufenden Ermittlungen darf ich mich zur Beweislage nicht äußern.« Die Andeutung eines Lächelns huschte über sein Gesicht. »Aber ich kann immerhin sagen, dass ich im Keller der Dwyers höchst interessante Dinge fand.«
    Tess sank vor Erleichterung zusammen. »Werden Sie Jack jetzt freilassen?«
    Eds Lächeln bat um Entschuldigung. »So einfach ist das nicht. Er will nicht gehen, weil er sich für den Täter hält und Todesängste leidet, er könnte jemandem etwas antun.«
    »Er hat es nicht getan.«
    Ed legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. »Sie haben einen eigensinnigen Mann geheiratet. Er verlässt das Gefängnis nicht, ehe er nicht ganz sicher sein kann, dass er kein Mörder ist.«
    »Was kann man tun?«, fragte Tess.
    Ed runzelte die Stirn. »Ich fahre jetzt runter ins Kanaka-Camp und sehe nach, ob Joe und Kie da sind. Wenn ich sie antreffe, nehme ich sie fest. Vielleicht wird Jack dann seine fixe Idee ablegen.«
    »Warum hätten die Burschen die Dwyers töten sollen?«, fragte Jim. »War es ein Raubüberfall, der außer Kontrolle geriet?«
    »Das ist das Traurigste daran«, sagte Ed ernst. »Was gestohlen wurde, ist nicht der Rede wert. Die Dwyers wurden wegen einer Taschenuhr getötet, die Henry ohne weiteres hergegeben hätte.«
    »Was können wir tun?«, fragte Tess.
    »Nun ja, eine zweite Versammlung könnte nicht schaden. Jetzt können wir den Leuten schon ein paar Tatsachen liefern. Vielleicht hat jemand Joe und Kie mittwochs gesehen und dachte sich nichts dabei.«
    »Ich könnte zu den Leuten sprechen«, sagte Tess, »und einen persönlichen Hilfsappell an sie richten.«
    Eds Miene nahm einen gequälten Ausdruck an. »Das ist keine gute Idee. Die Inselbewohner trauen ihm ... oder Ihnen nicht.« Er schien jedes einzelne Wort zu bedauern. »Den Leuten liegt nichts daran, Ihnen zu helfen und Jack aus dem Gefängnis zu befreien.«
    Ed hatte natürlich Recht. Joe und Kie genossen auf der Insel mehr Vertrauen als Jack Rafferty Aber sie wollte verdammt sein, wenn sie sich von kleinkarierten Vorurteilen bremsen ließ. Sie sah Ed direkt an. »Ich werde sie überreden, uns zu helfen.«
    Ed musste gegen seinen Willen lächeln. »Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass die Inselbewohner gegen Sie keine Chance haben?«
    »Weil es stimmt«, erwiderte Tess, die zum ersten Mal seit Jacks Abschied lächelte. Sie war unendlich erleichtert, dass es etwas zu tun gab und das tatenlose Warten ein Ende hatte.
     
    Die Wände rückten immer näher. Nur Jacks heiserer Atem war in der dunklen Zelle zu hören. Er fühlte sich wie ein Tier, eingesperrt und einsam.
    Denke nach, verdammt. Erinnere dich!
    Er lief von einem Ende der Zelle zum anderen und zählte dabei seine Schritte. Seine feuchten Hände hielt er auf dem Rücken verschränkt. Das Klicken seiner Absätze auf dem schmutzigen Holzboden klang geradezu obszön laut in der ansonsten von keinem Geräusch durchbrochenen Totenstille.
    Nichts. In seinem Schädel herrschte eine gewaltige, schmerzende Leere. Er hatte keine Ahnung, wohin er während des Blackouts gegangen war und was er getan hatte. Bilder und Gedanken wirbelten durch sein Bewusstsein. Das Blut am Hemd, die Stiefelgröße, die Anzahl der Sohlennägel. Johnnys tote, anklagende Augen. Er konnte nur sagen, dass er fast zehn Stunden, vielleicht auch mehr, nicht

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