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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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um ihn und klammerte sich verzweifelt schluchzend an ihn. »Bitte, tu es nicht. Bitte, oh bitte ...«
    Sacht schob er sie von sich. »Ich muss, Lissa.« Fast hätte seine Stimme versagt. »Ich muss.«
    Tess sackte zusammen und wäre fast hingefallen. Sie hatte das Gefühl, ihrem Körper würde alle Kraft entzogen. Durch ihre Tränen sah sie Jack als großen, dunklen Schatten verschwommen vor einem traurigen grauen Himmel.
    »Lebe wohl, Lissa.«
    »Nein, Daddy, nicht!« Savannah flog die Stufen herunter, stürmte über die Straße und warf sich Jack in die Arme. »Geh nicht, Daddy!«
    Katie folgte ihr auf den Fersen. Jack umarmte alle innig und strich ihnen das von Tränen benetzte Haar aus der Stirn. Dann schob er sie von sich.
    »Ich muss gehen.«
    Katie schaute zu Warbass auf. Ihr kleiner Körper wurde von stummem Schluchzen geschüttelt. »Nimm m-meinen Daddy nicht mit!«
    Warbass zupfte an seinem Kragen und schaute weg. »Tut mir Leid, Miss.«
    Jack griff über den Zaun und hob eine Tasche von der anderen Seite auf. Tess spürte eine Aufwallung von Wut und das Gefühl, hintergangen worden zu sein, so heftig, dass ihr Kummer momentan daneben verblasste. »Warum hast du es mir nicht gestern gesagt?«
    Er drehte sich um und schaute auf sie hinunter. »Ich konnte nicht. Du hättest es mir vielleicht ausgeredet.«
    »Er kommt ins Gefängnis nach Victoria, Mrs. Rafferty Sie können ihn vor dem Prozess jederzeit besuchen.«
    Ohne einen weiteren Blick erklomm Jack den Wagen.
    Tess drückte eine Hand auf den Mund, um nicht zu schreien. Tränen ließen ihre Sicht verschwimmen und drückten ihr das Herz ab. Um Atem ringend, brach sie als Häufchen Elend auf der Straße zusammen, als ihre Knie plötzlich nachgaben. Staub wirbelte unter den Metallrädern des Wagens auf, drang in Nase und Augen und verwandelte ihre Tränen in schmutzige, klebrige Streifen.
    »Komm zurück«, flüsterte sie gebrochen und spürte körnigen Schmutz auf der Zunge.
    Der Wagen holperte davon.
     
    Tess hatte keine Ahnung, wie lange sie dahockte, zusammengesunken mitten auf der ungepflasterten Straße, die Wangen von schmutzigen Tränen gestreift. Sie starrte in die Ferne und wartete verzweifelt darauf, dass der Wagen wieder auftauchen und Ed kommen und sagen würde: Tut mir Leid, Mrs. Rafferty, alles war ein schrecklicher Irrtum ...
    Ein kleines ersticktes Schluchzen entschlüpfte ihr. Die Straße verschwamm vor ihren Augen.
    »Mama?« Katie kam zu ihr und kniete nieder. »Was sollen wir tun?«
    »Gar nichts können wir tun«, antwortete Savannah matt. »Daddy kommt ins Gefängnis.«
    Tess richtete sich langsam auf. Die Kinder. Sie durfte nicht zusammenbrechen. Nicht hier vor den Kindern. Sie brauchten ihre Mutter, eine starke Mutter.
    Schniefend strich sie mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen und warf einen Blick zu Savannah, die stocksteif dastand, bleich und tränenüberströmt.
    »Komm her, Vannah«, sagte sie leise.
    Savannah kam zu Tess und kniete auf dem harten Boden neben ihr nieder. Tess legte einen Arm um jedes Mädchen und zog sie an sich.
    »Er hat es nicht getan«, sagte Tess leise. Der Gedanke brachte neue Tränen, vor ihren Augen verschwamm alles.
    »Das weiß ich«, sagte Savannah.
    »Warum hat er dann gesagt, er hätte es getan?«, fragte Katie so leise und kläglich, dass Tess am liebsten wieder losgeheult hätte.
    »Mein Schatz, das ist eine Frage, die sich schwer beantworten lässt. Im Grunde hält sich euer Vater für keinen sehr netten Menschen. Und wenn man nicht an das Gute in sich glaubt, glaubt man allzu bereitwillig an das Böse.«
    »Ach«, sagte Katie leise.
    »Im Moment kann euer Daddy nicht an sich glauben, deshalb braucht er jemanden, der es für ihn tut. Wir sind seine Familie, und Familien stehen alles gemeinsam durch.«
    »Vielleicht wird Gott ihm helfen«, sage Katie.
    »Das wird er sicher, mein Schatz, aber Gott hilft jenen, die sich selbst helfen.«
    »Was heißt das, Mama?«
    Tess drückte die Mädchen innig an sich. »Es bedeutet, dass ich mein Leben lang auf jemanden gewartet habe, den ich lieben kann und der mich liebt.« Sie strich ihnen übers Haar. »Ich habe immer von euch geträumt. Davon, Teil einer Familie zu sein. Und jetzt habe ich sie, und ich will verdammt sein, wenn ich sie kampflos aufgebe.«
    »Ich habe dich lieb, Mama«, flüsterte Savannah.
    »Ich habe euch beide auch lieb«, murmelte Tess kehlig. »So sehr, dass es schmerzt. So, und jetzt wollen wir die Köpfe zusammenstecken und

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