Im Bann seiner Küsse
sofort kam er sich vor wie ein Tölpel. Er konnte sich nicht denken, was ihn zum Sprechen bewogen hatte. »Ich ... hm ja ... ich bin der Vater. Ich schneide den Braten auf.«
Er nahm von ihr das Tranchiermesser entgegen und stand auf. Den kleinen Tisch hoch überragend, ging er daran, den Braten sorgsam aufzuschneiden.
Tess und die Mädchen unterhielten sich leise. Das übliche Besteckgeklapper würzte die Atmosphäre bei Tisch.
Jack hielt inne, das Messer über der dunklen Wölbung des Bratens, und blickte um sich. Tess, die am unteren Ende des Tisches saß, berichtete anschaulich von ihrem Ärger im Garten, Katie saß über ihren Teller gebeugt da, die Ellbogen aufgestützt, und hörte ihrer Mutter aufmerksam zu. Savannah lachte.
Jack spürte eine Gefühlsaufwallung, so unverhüllt und mächtig, dass ihm schwindelte und er sich mit der Hand aufstützen musste.
Die jähe Bewegung ließ Gläser und Geschirr klirren. Alle schauten auf. Drei besorgte Augenpaare waren auf ihn gerichtet.
Niemand sagte ein Wort.
»Entschuldigung«, murmelte er.
Die Mädchen richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Teller, aber Tess fuhr fort, ihn anzusehen. Dann lächelte sie, und er hatte das verrückte Gefühl, sie könne in seine dunkle, verdrehte Seele schauen und sehen, dass diese doch nicht so dunkel war.
»Es ist nett, nicht wahr?«, sagte sie leise.
Er wusste genau, was sie meinte. Er sah seine Töchter und dann seine Frau an und lächelte. »Ja, das ist es.«
Nachdem sie gegessen und das Geschirr gespült und eingeräumt hatten, gingen Savannah und Katie zu Bett. Jack und Tess blieben allein in der Küche. Die Luft wurde schwer vor
Erwartung, während beide nach dem richtigen Anfang suchten.
»Ich ... ich bringe Caleb zu Bett«, sagte sie lahm.
Er nickte steif. »Ja. Tu das.«
Sie standen da und starrten einander an. Voller Erwartung. Voller Hoffnung.
Schließlich sagte er: »Vielleicht...«
Tess' Herz stolperte. »Vielleicht... was?«
Er zerrte an seinem Kragen, als wäre er plötzlich zu eng. »Vielleicht könnten wir eine Tasse Kaffee zusammen trinken, wenn du fertig bist.«
Wärme erfüllte Tess. Sie lächelte. »Das wäre nett.«
»Wirklich?«
»Sehr.«
»Also gut, dann mache ich Kaffee.« Er lächelte zögernd.
Sie hob Caleb hoch und drückte ihn an ihre Brust. Am liebsten wäre sie aus dem Raum gehüpft.
Nachdem Tess Caleb in Rekordzeit gestillt hatte, beeilte sie sich, wieder in die Küche zu kommen. Jack stand über den Herd gebeugt da und machte Feuer. Die ersten kleinen rotgoldenen Flämmchen umzüngelten das Holz. Hinter ihm standen zwei Tassen auf dem roh gezimmerten Tisch. Aromatische Düfte durchzogen den Raum.
Sie spürte ein nervöses Flattern im Magen und verschränkte die Finger. »Hi, Jack.«
Er ließ das Holzscheit fallen, das er in Händen hielt. Es traf mit dumpfem Aufprall auf dem Rost auf. »Hi, Lissa«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
Die Flammen nahmen das Holz in Besitz, zischten den bemoosten Stamm entlang und loderten in einem knisternden, Funken sprühenden Feuer auf.
Tess griff nach der Tasse und hielt sie mit beiden Händen fest. Der tröstliche, vertraute Geruch stieg ihr in die Nase.
Sie setzte sich aufs Sofa. Und wartete.
Jack richtete sich auf und drehte sich um. Er griff nach seinem Kaffee und setzte sich neben sie.
Da saßen sie nun, steif und scheu, und starrten in das blendende Feuer. Holzgeruch und Rauch erfüllten den Raum.
Er räusperte sich, worauf Tess sich erwartungsvoll vorbeugte.
»Du ... bringst Katie also Lesen bei«, sagte er.
Tess lächelte. Immerhin ein Anfang. »Sie macht Fortschritte. Ich habe herausgefunden, dass sie einen Buchstaben besser erfasst, wenn ich ihn in die Luft zeichne, als wenn sie ihn nur auf dem Papier sieht.«
»Sie ist ein aufgewecktes kleines Ding.«
Der Schmerz in seinem Ton drehte ihr das Herz im Leib um. Warum?, drängte es sie zu fragen. Warum hältst du dich so abseits? Wovor hast du Angst?
Tess war sicher, dass seine Angst als einziges Hindernis zwischen ihnen stand. Wenn es ihr gelänge, diese Angst zu durchbrechen und ihn zu zwingen, sich zu seiner Liebe zu den Kindern zu bekennen, würde sich alles ändern. Dann würden sie eine Chance haben. Er würde eine Chance haben.
»Sie hat dich lieb.«
Jack erstarrte, sagte aber kein Wort.
»Auch Savannah liebt dich. Sogar Caleb ...«
»Nicht.« Das Wort kam als schmerzliches Flüstern über seine Lippen.
Instinktiv setzte Tess ihre Tasse ab und drehte sich
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