Im Bann seiner Küsse
zu ihm um. Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und zwang ihn, sie anzuschauen. Die blanke Verzweiflung in seinen Augen drückte ihr den Atem ab.
Sie waren einander nahe, kaum eine Hand breit entfernt. Sie spürte warm seine Nähe. Das leise Geräusch ihrer Atemzüge verschmolz mit dem Knistern und Zischen des Feuers.
»Jack, wir sind für dich da. Wir alle. Du brauchst nur die Tür zu öffnen.«
»Ich ... ich möchte es.«
Tess stockte der Atem. »Ja?«
Er nickte. »Aber sie war so lange geschlossen ...«
»Vielleicht... könnten wir sie gemeinsam öffnen.«
»Gemeinsam.« Das leise ausgesprochene Wort klang verwundert. Tess lächelte. Zögernd legte Jack den Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. An die harte Rückenlehne des Sofas gelehnt, schlössen sie die Augen, in Gedanken an den anderen verloren.
So saßen sie da, bis der Kaffee kalt wurde und das Feuer zu einem dumpfen roten Glühen herabsank. Gesprochen wurde nur wenig, doch war es unwichtig. Für den Augenblick, für diesen Abend genügte es, zusammen zu sein.
Hewlett-Packard
17
Savannah hielt sich die Seite, als sie in die Küche gelaufen kam. »Ich bin wieder da, Mama«, stieß sie ganz atemlos hervor. Katie sah vom offenen Lesebuch auf. Tess lag mit Caleb auf dem Bauch auf dem Boden. »Hi, Schätzchen«, sagte sie, umfing das Baby mit einem Arm und kam unbeholfen auf die Füße. »Was sagte Minerva?«
»Sie sagte, sie würde gern mit uns einen Spaziergang machen. Wir sollten ihr zehn Minuten Zeit lassen und dann zu ihr kommen.«
Tess lächelte. Zehn Minuten waren perfekt. Damit blieb ihr genug Zeit, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Sie hatte zu Jack gesagt, sie wolle ihm helfen, die Tür zu seinem Herzen zu öffnen. Und genau das würde sie nun in die Wege leiten.
»Beeilt euch und zieht eure Arbeitskleider an. Ich werfe nur ein paar Sachen in einen Korb, dann gehen wir.«
Tess lief in ihr Schlafzimmer und holte aus ihrem Schrank einen blau gestreiften Rock und eine hübsche Baumwollbluse mit rundem Ausschnitt hervor. Sie zog sich rasch um, flocht ihr taillenlanges Haar zu Zöpfen und setzte einen praktischen weißen Sonnenhut auf.
Sie war für den Anfang bereit.
»Na, Caleb«, murmelte sie leise und streichelte sein seidenweiches dichtes schwarzes Haar. »Es wird Zeit.« Sie legte ihn in sein Bett und wandte sich zum Gehen.
Sie hatte die Tür noch nicht erreicht, als er anfing zu brüllen.
Perfekt. Tess schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln. »Keine Angst, Liebes, in einer Minute ist alles wieder gut.« Mit einem letzten Blick verließ sie den Raum und ging wieder in die Küche, wo Savannah und Katie schon warteten.
»Okay«, sagte Tess und nahm den Proviantkorb vom Tisch. »Gehen wir.«
Savannahs Lächeln erlosch. »Aber Caleb ist noch im Schlafzimmer ...«
Tess schmunzelte. »Ach, ich vergaß zu sagen, dass es sich um eine reine Damenpartie handelt. Auf uns wartet ernsthafte Arbeit, da wäre ein Baby nur im Weg.«
Katie und Savannah wechselten verwirrte Blicke und riefen wie aus einem Mund aus: »Aber wer wird auf ihn aufpassen?«
Um Tess' Lippen zuckte es. »Na, euer Vater natürlich.«
Sie starrten sie fassungslos an.
»Gehen wir«, sagte Tess nun mit einer ungeduldigen Handbewegung.
»Aber er schreit, und Daddy wird nicht...«
»Vertraut mir. Und jetzt gehen wir. Mrs. Hannah wartet schon.« Tess fegte an den verdutzten Mädchen vorbei hinaus und lief aus dem Haus. Das aufgeregte Geflüster aus der Küche folgte ihr bis auf die Verandastufen.
Sie hatte eben den Hühnerstall hinter sich gebracht und war auf halbem Weg zur Scheune, als die beiden einen Entschluss gefasst hatten.
»Warte, Mama!«, rief Savannah ihr nach.
Tess drehte sich um. »Beeilt euch. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
Grinsend sprangen die zwei Mädchen die Stufen hinunter und liefen ihr nach.
Jack spaltete Zaunpfähle hinter der Scheune, als sie daherkamen. Er hielt in seiner Arbeit inne, schob den schlappen alten Hut aus der Stirn und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn.
»Hi, Jack.« Tess deckte sorgsam den Inhalt des Babykörbchens in ihren Armen ab. »Wie geht es dir?«
»Gut.« Er sah die Mädchen an und bemerkte ihre unansehnlichen, verwaschenen Arbeitskittel. »Wohin wollt ihr in dieser Aufmachung?«
Savannah zog die Schultern hoch. »Mama geht mit uns irgendwo besonders hin.«
Katie nickte ernst. »Wir müssen dort ernsthafte Arbeit machen.«
Jack lächelte. »Ach? Na, das ist sicher sehr
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