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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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herausgerutscht.“
    „Jedenfalls“, fuhr Maggie fort, „dachte ich mir, Ihr solltet wissen, dass Sir Stephen sich hier herumtreibt. Ich muss zurück. Schon als ich ging, war viel los, aber ...“ Achselzuckend wandte sie sich ab.
    Helen sah ihr stirnrunzelnd nach. Am Abend nach Hethes Unfall war Stephen also im Wirtshaus aufgetaucht. War er auch schon tagsüber auf Tiernay gewesen? Das musste sie unbedingt ihrem Gemahl berichten und ihn warnen.
    Hethe stand gegen die Brüstung des Wehrgangs gelehnt da und ließ den Blick über den sternenübersäten Himmel schweifen. Zu seiner Erleichterung wurden die Kopfschmerzen, mit denen er aufgewacht war, mit jedem Atemzug frischer Luft schwächer. Noch eine Weile, und sie würden sich in Wohlgefallen auflösen. Wie Joan gesagt hatte, musste der Schlaftrunk die Ursache gewesen sein.
    Er verzog das Gesicht, als er an die Durchtriebenheit seiner Gemahlin dachte. Das vermaledeite Weibsstück hatte ihm - entgegen seinem ausdrücklichen Wunsch - den Trank einfach in seinen Becher geschmuggelt. Er verlagerte sein Gewicht und schnitt eine Grimasse, als er spürte, wie steif Schultern und Seiten nach wie vor waren. Selbst nach zwei Tagen tat ihm noch alles teuflisch weh, und einen Moment lang war er froh darüber, zwei Tage lang nicht wach gewesen zu sein.
    Er lachte bitter. War er nun wütend oder dankbar? Ein wenig von beidem vermutlich. Die Frau war raffinierter, als gut für sie war. Einerseits gefiel ihm dieser Zug an ihr, andererseits brachte es ihn zur Weißglut.
    Das Scharren eines Fußes war der einzige Warnhinweis, den er erhielt. Hethe erstarrte und wollte sich umdrehen, als der Schlag ihn auch schon traf. Grelle Blitze tanzten ihm vor den Augen und machten ihn blind. Er taumelte und spürte, wie er gepackt und gestoßen wurde. Luft zischte an ihm vorbei - er befand sich in freiem Fall. Er hörte jemanden schreien, bevor er platschend auf Wasser traf und in Finsternis versank.
    Helen hatte die Große Halle halb durchquert, als das Portal laut knallend aufflog. Sie blieb stehen und wandte sich um, und ihre Augen wurden groß, als sie William und ihren Kastellan Boswell erblickte. Die beiden trugen einen triefenden, schlaffen Hethe in ihrer Mitte.
    „Was ist geschehen?“, rief sie und stürzte zu ihnen.
    „Er ist vom Wehrgang in den Burggraben gefallen“, entgegnete Boswell außer Atem. Er hatte sich einen Arm des besinnungslosen Hethe über die Schultern gelegt und zog diesen zurecht. „Ich habe etwas gehört, das wie ein Schrei klang, und gerade noch rechtzeitig aufgeschaut, um ihn von oben in den Graben fallen zu sehen.“
    „Wie bitte?“, stieß Helen fassungslos aus.
    „Aye, ich kam gerade aus dem Dorf zurück, als es passiert ist“, setzte Boswell hinzu. „Musste mich sputen, um ihn herauszuziehen. Er hat allerdings reichlich Wasser geschluckt, bevor ich ihn ans Ufer habe ziehen können.“
    „Wollt Ihr, dass wir ihn hinaufbringen?“, fragte William mit bedeutungsschwangerem Unterton. Erst jetzt merkte Helen, dass sie den beiden im Weg stand. Sofort trat sie beiseite und folgte ihnen nach oben.
    Sie schwieg, und ihre Gedanken überschlugen sich. Schließlich erreichten sie das Schlafgemach, und als William und Boswell auf das Bett zuhielten, setzte Helens Sinn fürs Praktische wieder ein.
    „Nicht!“, rief sie, als die Männer Hethe gerade ablegen wollten. Beide verharrten und sahen sich fragend nach ihr um. „Hie... hier, setzt ihn in den Sessel, damit wir ihn zuerst säubern können.“
    Sie schaute sich um und erkannte erleichtert, dass Tante Nell und Ducky ihnen gefolgt waren. „Ducky, bitte lass ein Bad heraufbringen.“
    „Aye, Mylady.“ Die Kammerfrau huschte davon.
    „Und wohin wollt Ihr Euch verdrücken?“, verlangte Tante Nell von Boswell und William zu wissen. Die beiden hatten sich zur Tür gewandt. „Wir benötigen Eure Hilfe, um ihn zu baden.“
    „Ihr wünscht, dass wir ihn baden?“, fragte Boswell verblüfft, und Tante Nell verdrehte die Augen.
    „Nay, Ihr braucht ihn nicht zu baden“, erwiderte Helen ruhig und machte sich daran, Hethe die durchtränkte Tunika auszuziehen. „Aber wir brauchen Euch, um ihn in den Zuber und wieder hinaus zu hieven. Zudem könntet Ihr mir helfen, ihn zu entkleiden, während wir auf das Wasser warten.“
    „Ich kann mich selbst entkleiden.“
    Die heiser gekrächzten Worte lenkten Helens Blick auf Hethe. „Gemahl, Ihr seid wach?“
    Langsam hob er den Kopf und schaute sie leicht benommen an.

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