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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Sache mit mehr Nachdruck zu verfolgen. Er hat sie am Ohr an den Pfahl genagelt. Irgendwann hat Gert sich losreißen können, dabei aber einen Großteil ihres Ohrs eingebüßt.“
    „Oh, Gott“, stieß Hethe entsetzt aus.
    „Aye.“
    Sie schwiegen eine Weile, ehe Hethe seine Gemahlin ansah und langsam den Kopf schüttelte. „Ich begreife nicht, wie Stephen eine solch grausame Ader hat verbergen können. Er war immer ein stiller, friedlicher Mensch. Deshalb habe ich Holden in seiner Obhut gelassen. Kämpfen hat ihm nie gelegen.“
    Mitfühlend tätschelte Helen ihm den Arm. „Auch auf mich hat er einen absolut liebenswürdigen Eindruck gemacht. Und für gewöhnlich bin ich gut darin, Leute einzuschätzen“, fügte sie an, als würde dies den Umstand schönen, dass sie während ihrer kurzen Bekanntschaft mit Stephen nicht bemerkt hatte, was Hethe in vielen Jahren entgangen war.
    „Ihr solltet etwas zu Euch nehmen, Mylord“, sagte sie, als er schwankte, nahm ihrerseits ihn beim Arm und schob ihn auf die hohe Tafel zu. „Danach werdet Ihr Euch besser fühlen.“
    Hethe wusste, dass eine Mahlzeit in diesem Fall nicht helfen würde, gab sich aber trotzdem geschlagen. Kopfschüttelnd ging er zur Tafel, und erst nach einigen Schritten fiel ihm auf, dass Helen nicht neben ihm war. Düster dreinblickend drehte er sich um und zuckte prompt zusammen, als ihm bei dieser ruckartigen Bewegung der Schmerz wie Messerstiche in den Schädel fuhr. Dass seine Gemahlin sich just in die andere Richtung davonmachte, stimmte ihn nicht fröhlicher.
    „Frau!“
    Der Ruf ließ sie innehalten. Sie wandte sich um und schaute ihn fragend an. „Aye?“
    „Wohin geht Ihr?“
    „Oh, ich wollte nur ...“ Sie verstummte und ließ die Hand sinken, mit der sie vage auf die übrigen Tische gewiesen hatte. Seufzend kam sie zurück zu ihm. „Nichts. Das hat Zeit.“
    Er musterte sie argwöhnisch, fasste sie beim Arm und geleitete sie zu ihren Plätzen.
    „Wie habt Ihr geschlafen?“, fragte sie beflissen, als sie sich an die hohe Tafel setzten.
    „Wie ein Toter“, murmelte er. Die Bemerkung verstörte sie sichtlich, weshalb er anfügte: „Sehr gut, danke.“
    „Oh, schön.“ Sie wurde dadurch abgelenkt, dass eine Magd einem jeden von ihnen einen Teller hinstellte, und schien die Ablenkung zu bedauern, wie ihrer Stimme zu entnehmen war. Eine weitere Magd brachte zwei Becher Bier. Als Hethe nach seinem greifen wollte, kam Helen ihm zuvor und reichte ihm stattdessen den ihren.
    „Was soll das?“, fragte er, während sie seinen vollen Becher einem vorbeieilenden Bediensteten gab.
    „Nichts“, erwiderte sie mit Unschuldsmiene, nahm ihm den Teller weg und schob den ihren zwischen sie beide.
    „Helen?“ Es klang leidgeprüft.
    Aus großen Augen sah sie ihn an. „So steht es im Ehevertrag, werter Gemahl. Ihr selbst habt diesen Punkt mit aufnehmen lassen. Wir haben aus demselben Becher zu trinken und vom selben Teller zu essen. Also, bitte sehr.“ Auffordernd schob sie ihm den Teller näher.
    Hethe blickte sie missmutig an. „Das ist nicht länger notwendig. Es sollte nur verhindern, dass Ihr mir schales Bier und verdorbenes Fleisch vorsetzt“, stellte er heraus. „Das tut Ihr ja nicht mehr.“ Schulterzuckend wich Helen seinem Blick aus und nahm sich ein Stück Käse vom Teller. „Dennoch steht es im Vertrag.“
    „Aye, aber ...“Er stockte, und sie sah ihn wachsam an. In ihren Augen las er Angst, und da endlich ging ihm ein Licht auf. „Ihr sorgt Euch nicht darum, dass das Essen verdorben sein könnte. Ihr sorgt Euch darum, dass es vergiftet sein könnte!“
    „Wer? Ich? Vergiftet? Macht Euch nicht lächerlich.“
    Er funkelte sie an. „Was habt Ihr der Frau gleich noch gesagt?“ Als sie abermals mit den Schultern zuckte und seinem Blick auswich, dachte er an das belauschte Gespräch. Prompt knallte er den Becher, den er gehoben hatte, zurück auf den Tisch. „Die Menschen hier halten mich nach wie vor für ein Ungeheuer, und Ihr seid gezwungen, es ihnen auszureden!“ Wie lange würde er noch unter dem Fluch leiden, den falschen Mann zum Kastellan gemacht zu haben? Er war kein allzu grässlicher Mensch, und als solcher betrachtet zu werden, machte ihm zu schaffen. Und dass man ihn deshalb sogar umzubringen versuchte ...
    „Ich dachte nur, es wäre gut, in Umlauf zu bringen, dass nicht Ihr für die von Stephen verhängten Strafen verantwortlich seid.“ Kurz hatte die Wut ihn noch in den Fängen, ehe er seufzend den Atem

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