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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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ausstieß und sich zur Ruhe zwang. Helen hatte ihm nur helfen wollen. In diesem Moment nahm er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Er blickte über die Schulter und sah, dass Joan sich näherte.
    „Guten Abend, Mylord. Wie fühlt Ihr Euch?“, erkundigte sich die alte Frau und musterte ihn eingehend.
    „Miserabel, um ehrlich zu sein“, knurrte er. „Mein Schädel pocht, als hämmere ein Schmied darin.“
    „Euer Schädel?“, fragte Helen und schaute Joan an. „Sollte es seinem Kopf nicht inzwischen besser gehen? Immerhin sind zwei Tage vergangen.“
    „Das kommt vermutlich von dem Trank“, entgegnete die Heilerin. „Wenn man ihn über mehrere Tage verabreicht, kann er Kopfschmerzen verursachen.“
    „Oh.“ Helen entspannte sich ein wenig, bevor sie die entgeisterte Miene ihres Gemahls bemerkte. „Oh!“, sagte sie abermals, dieses Mal schuldbewusst.
    „Zwei Tage, sagtet Ihr?“
    „Oje“, hauchte sie.
    „Und was für ein Trank war das? Ich habe keinen zu mir genommen.“ Er durchbohrte Joan mit dem Blick, und Joan wiederum sah Helen an.
    „Ich habe dir doch gesagt, dass es nicht klug war, ihm das Zeug heimlich einzuflößen“, raunte Lady Shambleau, wodurch sie Hethes Aufmerksamkeit auf sich zog.
    Anklagend musterte er seine Gemahlin. „Ihr habt mich ohne mein Wissen betäubt?“, brüllte er.
    Sie fuhr zusammen und befingerte fahrig den Teller, während sich Schweigen über die Halle senkte.
    „Ihr brauchtet die Ruhe, um Euch zu erholen“, flüsterte sie und errötete, weil aller Augen auf sie gerichtet waren.
    „Ich habe Euch gesagt, dass ich keinen verdammten Trank will! Wie lange ...? Zwei Tage!“, beantwortete er seine eigene Frage, als ihm Helens Worte von eben in den Sinn kamen. „Ihr habt mich zwei ganze Tage lang betäubt?“
    „Bitte, Gemahl“, erwiderte sie bang. „Ich wollte doch nur ...“ „Ich will es gar nicht hören!“, blaffte er und erhob sich.
    „Wo wollt Ihr hin?“, fragte sie.
    Als Hethe sich nur wortlos abwandte, keuchte sie. Er drehte sich noch einmal um und schnappte sich ein Hühnerbein vom Teller. „An die frische Luft. Ich muss nachdenken. Allein“, setzte er kalt hinzu, als auch sie aufstehen wollte. Er musste jetzt unbedingt allein sein.
    Langsam ließ Helen sich zurück auf die Bank sinken und sah ihrem Gemahl unglücklich nach. Zumindest schien sein Zorn ihm Kraft zu verleihen, denn er schritt entschlossen aus und schwankte nicht länger.
    „Weißt du, allmählich glaube ich, dass du recht hast“, meinte Tante Nell neben ihr. „Er hat sich auf die Eröffnung hin, dass du ihn betäubt hast, gänzlich anders verhalten, als ich erwartet habe. Vielleicht hat er jene Strafen ja tatsächlich nicht angeordnet.“ „Ich habe dir doch gesagt, dass er es nicht getan hat“, gab Helen verdrossen zurück.
    „Aye, aber ...“ Tante Nell brach ab und schaute über Helens Schulter.
    Neugierig wandte Helen sich um und entdeckte zu ihrer Verblüffung Maggie, die sie seit zwei Tagen nicht mehr gesehen hatte. Bei Maggies Tochter hatten an jenem Vormittag, da Hethe die Treppe hinuntergestürzt war, die Wehen eingesetzt. Maggie, die Herrin über die Kammerfrauen, hatte sich ins Dorf begeben, um zunächst bei der Entbindung und später im Gasthaus zu helfen, während Mutter und Kind sich erholten.
    „Sei gegrüßt, Maggie“, setzte Helen an. „Stimmt etwas nicht?“ „Nicht doch, alles bestens“, beteuerte Maggie rasch. „Wobei ich mir nicht ganz sicher bin“, setzte sie stirnrunzelnd hinzu. „Wie Ihr ja wisst, helfe ich seit zwei Abenden im Wirtshaus aus und ...“ „Aye, ich weiß. Das ist in Ordnung. Wir können uns auch ohne dich behelfen, bis deine Tochter wieder allein zurechtkommt.“
    „Danke, aber Sie zögerte, ehe sie herausplatzte: „An dem Tag, als Seine Lordschaft die Treppe hinuntergestürzt ist, war Sir Stephen abends im Gasthaus.“
    „Wie bitte?“ Helen erstarrte vor Schreck.
    „Aye. Eigentlich wollte ich es Euch nicht sagen, aber es hat mir keine Ruhe gelassen. Als ich heute erfuhr, dass Seine Lordschaft gar nicht gestürzt ist, sondern niedergeschlagen und hinuntergestoßen wurde, da ... Also ...“
    „Woher wusstest du, dass ...“ Helen fuhr zu ihrer Tante herum und funkelte sie anklagend an. Nell war der einzige Mensch, dem sie es erzählt hatte.
    „Tja, nun“, sagte Tante Nell, die Miene zerknirscht. „Ich bin hinunter ins Dorf gegangen, um nach dem Säugling zu schauen, und dabei ist es mir

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