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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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fleischlicher Natur zu vollbringen. Kurz darauf war sie fertig, warf das Tuch beiseite und deckte Hethe zu, ehe sie ihm zärtlich eine Haarsträhne aus der Stirn strich. Sie hatte ihm von Stephen berichten wollen, aber das würde bis morgen warten müssen. Etwas anderes allerdings musste sie gleich erledigen.
    Sie richtete sich auf, schlich zur Tür, öffnete sie lautlos und schlüpfte so leise wie möglich hinaus.

19. Kapitel
    Als Hethe erwachte, dröhnte ihm der Schädel - ein Zustand, der zu seinem Leidwesen allmählich zur Gewohnheit wurde. Vorsichtig drehte er den Kopf in die Richtung, wo er seine schlafende Frau vermutete- die allerdings weder schlief noch überhaupt da war, wie er verärgert feststellte. Schlief sie denn nie?
    Stirnrunzelnd blickte er zum Fenster, vor dem die Bespannung befestigt worden war, sodass Zwielicht in der Kammer herrschte; nur das spärliche Feuer im Kamin spendete ein wenig Helligkeit. Er vermochte nicht zu sagen, wie spät es war. Es konnte ebenso gut Mitternacht sein wie Mittag. Behutsam richtete er sich auf, wobei er leise vor sich hin murmelte, und setzte sich auf die Bettkante. Dort blieb er, die Ellbogen auf die Knie gestützt und den Kopf in beiden Händen. Er fühlte sich grauenhaft. Grundgütiger, nur einmal ohne Kopfschmerzen wach zu werden, musste paradiesisch sein. Nie zuvor war er tagelang in Folge mit einem pochenden Schädel aufgewacht - zumindest nicht, bis er die Ehe mit Helen of Tiernay vollzogen hatte. Wenn dies der Preis dafür war, seine Braut zu besteigen ... Nun, doch, das war es wohl wert.
    Der Gedanke entlockte ihm ein Lächeln. Er hielt nach seinen Kleidern Ausschau, bis ihm aufging, dass die Gewandung des Vortags gewiss zum Waschen fortgebracht worden war. Unmutig brummend wandte er sich der Truhe am Bett zu und beugte sich vor, um sie zu öffnen. Doch schon auf halbem Weg war ihm, als berste ihm der Schädel, und Galle stieg ihm in die Kehle. Hethe richtete sich auf und presste sich rasch beide Hände an den Kopf, weil er glaubte, sein Schädel würde zerspringen. Als die Pein endlich abebbte, atmete er erleichtert auf. Danach bewegte er sich vorsichtiger, kniete sich langsam hin und hielt den Kopf aufrecht, während er den Deckel öffnete und den Inhalt der Truhe durch-
    suchte. Er fand saubere Hosen und eine frische Tunika, ließ sich vorsichtig auf dem Bett nieder und zog sich an.
    Als er damit fertig war, stellte er zu seinem Unmut fest, wie schwach und kraftlos er war. Ja, er kam zu dem Schluss, dass er in wahrhaft miserabler Verfassung war. Einfach miserabel. Kurz zog er in Erwägung, sich wieder ins Bett zu legen, bis es ihm besser ging. Doch als ihm einfiel, dass seine Gemahlin ihn eben dort wissen wollte - im sicheren, behaglichen Bett, als sei er ein hilfloses Kind -, schob er das Ansinnen hastig beiseite. Er war weder ein hilfloses Kind noch ein gebrechlicher Greis. Schlimm genug, dass die Menschen hier auf Tiernay ihn für eine Art Unhold hielten -doch er wollte verdammt sein, wenn er der Liste seiner Sünden noch „schwach“ und „feige“ hinzufügte. Er war ein Krieger, stark, fähig und durchaus in der Lage, allein zurechtzukommen. Und er war entschlossen, dies allen zu zeigen ... und wenn es das Letzte war, das er tun würde.
    Nachdem Hethe sich auch die Stiefel angelegt hatte, stemmte er sich vom Bett hoch, wobei er das Gesicht verzog. Langsam ging er zum Fenster. Er wollte wissen, wie spät es war, ehe er nach unten wankte, und ein Blick nach draußen würde diese Frage klären.
    Er schlug die Bespannung zurück, keuchte auf, weil ihm abermals Schmerz den Schädel zu spalten drohte, und ließ die Bespannung wieder fallen. Es war hell draußen, helllichter Tag. Der Sonnenschein fuhr ihm wie Nadeln durch die Augen in den Kopf. Nun, das zumindest beantwortete die Frage nach der Tageszeit. Nach dem Sonnenstand zu urteilen, würde die Große Halle voller Volk sein, das sich am Mittagsmahl labte. Er würde nach unten gehen, sich unter die Menschen mischen und allen beweisen, dass er gesund und munter war.
    Dass seine Beine butterweich waren, beachtete er schlicht nicht. Er schritt zur Tür, zog sie auf und sprang rasch zurück, als eine Gestalt in die Kammer und ihm vor die Füße purzelte. Hethe blinzelte kurz, weil die jähe Bewegung die Kopfschmerzen erneut hatte aufflammen lassen, und funkelte den jungen Krieger durchdringend an, der offenbar an der Tür gelehnt hatte. Hastig rappelte der Bursche sich auf und lief tiefrot

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