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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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es auf den Blickwinkel an. Er schaute zu der Truhe neben dem Bett hinüber, und seine Miene hellte sich auf, als er einen Krug und einen Becher darauf stehen sah. „Ist da etwas zu trinken drin?“
    „Aye. “ William machte sich daran, ihm einzugießen, half Hethe mit einem Arm, sich ein wenig aufzurichten, und setzte ihm den Becher an die Lippen. Es war Wasser, klar und kühl. Hethe nahm ein paar Schlucke, wobei er sich zwang, langsam zu trinken, und gab schließlich mit einer Geste zu verstehen, dass es genug sei. William ließ ihn aufs Bett sinken und stellte das Gefäß beiseite.
    Hethe seufzte. „Also, woran hast du gedacht, als du gerade aus dem Fenster gestarrt hast? Was stimmt dich so griesgrämig?“ Versonnen sah William auf ihn herab, und in seinen Augen loderte es kurz auf. „Ich habe gedacht, dass es an der Zeit ist, die Sache zu klären.“
    „Aye. “ Traurigkeit übermannte Hethe angesichts dessen, was getan werden musste. „Es ist höchste Zeit. Nächstes Mal gelingt es ihm womöglich, mich umzubringen.“
    „Ihm?“
    „Stephen.“
    „Besser?“, fragte Helen, entzog Stephen behutsam den Becher, lehnte sich zurück und betrachtete den Mann wachsam.
    „Aye. “ Stephen nickte und verzog das Gesicht. „Mylady, es tut mir leid, Euch so zu empfangen.“ Er wies auf das Fell, mit dem er seine Blöße bedeckt hatte. „Ich habe Euer Pferd gehört und gefürchtet, William hätte mich aufgespürt. Ich musste wissen, ob er es war.“
    Sie runzelte die Stirn ob des förmlichen Tonfalls. Er verhielt sich keineswegs wie ein von allen guten Geistern verlassener Meuchelmörder. Vermutlich war es besser, gleich zum Wesentlichen zu kommen. Der Mann war nicht in der Verfassung, irgendjemandem gefährlich zu werden. Sie hatte den blutdurchtränkten Verband um seine Brust gesehen. Es war offenkundig, dass Stephen geschwächt war und leicht fieberte.
    „Habt Ihr den Pfeil auf Hethe abgeschossen?“
    „Nay!“, rief er. Die Frage schien ihn zu entsetzen. „Das würde ich niemals tun! Ich habe ihn nur aufs Pferd gehoben und zu Euch gebracht, damit Ihr Euch um ihn kümmern könnt.“
    „Und hast dir dabei die Naht wieder aufgerissen und meine ganze harte Arbeit zunichtegemacht.“
    Die scharfen Worte ließen Helen ruckartig herumfahren. In der offenen Tür stand eine gut aussehende ältere Frau, die den Mann im Bett ungnädig beäugte. Ihr Haar war so rot wie Stephens, jedoch von grauen Strähnen durchzogen. Ihr Gesicht war ebenfalls sommersprossig, die Augen von demselben hellen Grün, wenngleich die ihren derzeit Funken zu sprühen schienen, während Stephens erschöpft dreinblickten und glasig wirkten. Ob sie Stephens Mutter war? Seine Erwiderung beantwortete die Frage.
    „Ich konnte ihn doch nicht einfach dort auf dem Pfad liegen lassen, Mutter.“
    Die Frau presste die Lippen aufeinander, schüttelte aber nur stumm den Kopf und ging zur Feuerstelle, neben der sie das Holz fallen ließ, das sie trug. Offenbar war sie Holzsammeln gewesen, als Helen eingetroffen war.
    Helen wandte sich wieder Stephen zu. „Aber wenn nicht Ihr es wart, wer war es dann?“ Als sie merkte, dass er ihrem Blick auswich, musterte sie ihn aus schmalen Augen.
    „Ich hab’s nicht gesehen. Ich war auf dem Weg nach Tiernay, um mit Hethe zu sprechen, und habe ihn auf der Erde liegen sehen - doch da war er schon verwundet.“ Er sah sie bemüht arglos an, was kein bisschen überzeugend wirkte.
    „Gut, Ihr mögt nichts gesehen haben, aber Ihr meint zu wissen, wer es war“, mutmaßte sie. Als er zusammenfuhr, erkannte sie, dass sie richtig lag. „Wer?“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich muss erst mit Hethe reden.“
    „Wer?“
    „William.“ Die Antwort kam nicht von Stephen.
    „Mutter!“, rief er aufgebracht, und Helen schaute sich nach der Frau um, die das Feuer geschürt hatte und sich nun aufrichtete. Ihre Blicke trafen sich, und die Ältere nickte. „Er war immer der Bösewicht unter den dreien.“
    „Er war nicht böse“, milderte Stephen den Vorwurf. „Er war lediglich ...“
    „Niederträchtig“, ergänzte seine Mutter. „Boshaft. Hat immerzu Schwächere schikaniert.“
    „Er war derjenige, der schikaniert wurde“, wandte er ein. „Die anderen Dorfkinder haben sich über ihn lustig gemacht - weil seine Mutter ein Freudenmädchen war. Sie waren eifersüchtig, wegen unseres Vaters und weil wir gemeinsam mit Hethe Unterricht erhielten.“
    „Aber ich dachte, Eure Mutter sei die Dirn...“ Helen brach ab, als

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