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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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William?“
    „In der Großen Halle. Dort sitzt er am Tisch, seit er gestern nach unten gegangen ist. Sitzt einfach nur da und grämt sich. Wann immer Ducky oder ich nach dir gesehen haben, hat er gefragt, ob Hethes Zustand sich verändert hat.“
    Helen nickte. „Ich bete zu Gott, dass sie Stephen finden. Einen weiteren derartigen Vorfall verkrafte ich nicht.“
    „Du denkst also, es war Stephen?“
    Überrascht sah Helen ihre Tante an. „Natürlich. William hat ihn doch erkannt.“
    „Wohl wahr. William hat gesehen, wie er Hethe am Tor abgesetzt hat. Nicht gesehen hat er allerdings, ob Stephen den Pfeil abgeschossen hat.“
    „Nun, das nicht, aber ...“
    „Kommt es dir nicht merkwürdig vor, dass Stephen erst auf deinen Gemahl schießt, um ihn anschließend herzuschaffen, damit ihm geholfen wird?“
    Verwirrt lehnte Helen sich zurück. Das ergab tatsächlich keinen Sinn. „Du glaubst also, es war gar nicht Stephen?“
    „Ich halte es für überaus unwahrscheinlich, dass jemand mit karottenrotem Haar quer über den Burghof und in den Wohnturm spazieren kann, deinen Gemahl fast umbringt und sich danach davonmacht, ohne dass jemand ihn bemerkt. Zweimal. Und dass er deinen verletzten Gemahl dann auch noch herbringt, damit er behandelt werden kann.“
    Helen sann kurz darüber nach. „Vielleicht decken meine Wachen Stephen.“
    „Helen“, sagte Tante Nell streng. „Sie mögen Hethe nicht lieben oder viel von ihm halten, aber sie bringen dir Liebe, Achtung und Treue entgegen. Sie würden dich nicht belügen. Zudem wandelt sich ihre Meinung, was deinen Gemahl angeht. Es wird gemunkelt, er habe nichts von den Untaten gewusst, und die meisten sind bereit, im Zweifelsfall ihm Glauben zu schenken.“
    „Wenn aber nicht Stephen dahintersteckt, wer dann? Und wieso hält Stephen sich versteckt?“
    „Maggie hat lediglich gesagt, dass er neulich Abend im Wirtshaus war. Vielleicht hat er sich gar nicht versteckt.“
    „Weshalb ist er dann nicht nach Holden zurückgekehrt, so-lange wir dort waren? Und wieso ist er nicht geblieben, als er Hethe gestern hergebracht hat?“
    Einen Moment schwieg Tante Nell. „Mir ist aufgefallen, dass die Tunika deines Gemahls auch an der Rückseite voller Blut ist“, sagte sie schließlich.
    Helen erinnerte sich und nickte.
    „Aber der Pfeil ist nicht so weit eingedrungen, dass er am Rücken ausgetreten ist“, stellte ihre Tante heraus.
    Erstaunt sah Helen sie an. „Du meinst, dass auch Stephen verletzt wurde?“
    „Er dürfte Hethe vor sich im Sattel gehalten haben, seine Brust an Hethes Rücken gedrückt.“
    „Eine Wunde in der Brust“, murmelte Helen leise, ehe sie abrupt aufstand.
    „Wohin willst du?“
    „Ich muss der Sache auf den Grund gehen. Ich muss Stephen aufspüren.“
    „Nicht doch, Helen!“, rief Tante Nell erschrocken. „Schick Sir William oder ...“
    „Nay. William ist so wütend auf Stephen, dass er ihn töten würde, bevor er die Wahrheit erfährt.“
    „Aber ...“
    „Womöglich ist er verletzt, Tante, und muss behandelt werden. Und wenn er Hethe wirklich geholfen hat, schulden wir ihm ebenfalls Hilfe.“ Als sie Tante Nells unsichere Miene sah, fuhr sie fort: „Ich passe schon auf, und ich nehme Goliath mit. Pass du an meiner Stelle auf Hethe auf und lass niemanden außer William in seine Nähe. Ich komme zurück, so schnell ich kann.“

20. Kapitel
    Mit Goliaths Hilfe fand Helen ohne Schwierigkeiten Ort, an dem Hethe niedergeschossen worden war. Der Hund sprang fröhlich vor ihrem Pferd her, verharrte jedoch jäh und setzte sich auf die Hinterbeine. Helen zügelte ihre Stute, stieg ab und pirschte sich an, wobei sie wachsam den Bereich hinter der Stelle musterte, die Goliath beschnupperte. Der Pfad bestand aus trockener zimtbrauner Erde, die dort, wo der Hund saß, sehr viel dunkler war - getränkt von Hethes Blut. Helen kniete nieder und untersuchte die herumliegenden Blätter und Zweige. Manche waren rot besprenkelt.
    Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen, als sie sich ausmalte, was geschehen war. Der Fleck war groß. So viel Blut. Ihr war nicht bewusst gewesen, wie stark Hethe geblutet hatte. Plötzlich erkannte sie, dass sie ihn verlieren könnte. Der Gedanke schmerzte sie sehr, denn sie hatte sich daran gewöhnt, dass Hethe Teil ihres Lebens war.
    Lügnerin, schrie ihr Herz. Es war mehr als Gewohnheit. Sie mochte ihn, genoss seinen Scharfsinn und seine unterhaltsame Gesellschaft. Allein seine Anwesenheit genügte, um ihr wohlige Schauer

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