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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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stutzte. Anfangs? Er würde seine Meinung doch nicht etwa ändern, nur weil die Kleine hübsch war? Fast hätte er höhnisch gegrinst. Doch zu seiner Schande musste er sich eingestehen, dass er zwar nicht erpicht darauf war, das Mundwerk zu heiraten, das ihm seit gut einem Jahr zusetzte, den dazugehörigen Leib jedoch sehr wohl. Zumindest hätte er diesen gern einmal im Bett gehabt. Kurz erging er sich in diesem Tagtraum, ehe er sich seine arme verblichene Gemahlin ins Gedächtnis rief. Ihm ging auf, dass er die Dame dort früher oder später würde schwängern müssen, wenn er sie zur Frau nahm. Zunächst konnte er Vorkehrungen dagegen treffen - wie rechtzeitiges Zurückziehen und all die anderen leidigen Maßnahmen. Er kannte sie alle, weil er den Frauen, denen er seit dem Tod seiner Gemahlin beigelegen hatte, ein Kind hatte ersparen wollen. Letztlich jedoch würde er einen Erben zeugen müssen - oder es zumindest versuchen. Er zuckte zusammen, als ihm abermals Nerissas Wehklagen durch den Schädel hallte.
    „Sollen wir?“
    Templetuns Aufforderung rettete ihn aus seinen düsteren Grübeleien. Er straffte die Schultern und schritt den anderen voran die Stufen hinauf.
    Der Ältere eilte ihm nach und hielt sich an seiner Seite. „Lady Tiernay“, grüßte Templetun, als er vor ihren beiden Gastgeberinnen stehen blieb. „Meine Damen, darf ich vorstellen - Lord Hethe of Holden. Lord Holden - dies sind Lady Helen of Tiernay und ihre Tante Lady Nell Shambleau.“
    Hethe nahm noch eine Stufe, sodass er mit Lady Helen auf Kopfhöhe war. Ihre himmelblauen Augen passten zu ihrem Kleid, und unwillkürlich lächelte er. Ein Lächeln, das vor allem von seinen unteren Körperpartien ausgelöst wurde. Wie von selbst wuchs es sich zu einem so breiten wie glücklichen Grinsen aus - bis seine Braut zurücklächelte und fragte: „Wie geht es Euch?“
    Jäh erstarb sein Grinsen und wich einer entsetzten Grimasse. Nicht etwa die Worte der Dame waren schuld, sondern ihr fauliger Atem, der ihn streifte, während sie sprach. Vor Schreck trat Hethe hastig einen Schritt zurück und wäre die Treppe hinuntergestürzt, hätte William ihn nicht gestützt, indem er ihm eine Faust in den Rücken drückte.
    „Grundgütiger!“, keuchte Hethe und starrte die Burgherrin verwirrt und sogar ein wenig vorwurfsvoll an. Das wiederum brachte ihm einen scharfen und zugleich verstörten Blick von Templetun ein, der ihn wohl an seine Manieren gemahnen sollte. Hethe rang sich ein falsches Lächeln ab, das gleichsam als Entschuldigung diente, und drehte sich wieder zu Lady Helen um. Dabei wandte er das Gesicht ein wenig ab, um dem üblen Odem zu entgehen. „Da wäre ich doch fast aus dem Gleichgewicht geraten“, murmelte er.
    „Nun, gebt gut acht, Mylord“, hauchte ihm seine Verlobte ins Antlitz. Sie neigte sich vor und hakte sich bei ihm unter, wohl um zu verhindern, dass er abermals das Gleichgewicht verlor. Dann strahlte sie ihn an und seufzte ihm ins Gesicht. „Wir wollen schließlich nicht, dass ein solch stattliches Mannsbild wie Ihr die Stufen hinunterfällt und sich das Genick bricht! Zumindest nicht vor der Hochzeit, nicht wahr?“, neckte sie ihn, und in ihren Augen blitzte es.
    Beinahe hätte Hethe gewimmert. Der infernalische Atem, der ihn umwehte, ließ ihn schwindeln. Heiliger Simon! Etwas Widerwärtigeres hatte er nie gerochen. Nie hätte er für möglich gehalten, dass ein solcher Gestank einem menschlichen Mund entfleuchen konnte. Und der Umstand, dass der Pesthauch zwischen den lieblich geschwungenen Lippen dieser wundervollen Dame hervordrang, schien die Sache umso schlimmer zu machen.
    „Sollen wir hineingehen?“, fragte Lady Helens Tante fröhlich.
    „Aye“, pflichtete Helen ihr bei. „Ich nehme an, dass die Herren sich nach der Reise auf ein gutes Bier freuen.“ Sie sprach an Hethe gewandt, wobei ihr Atem ihm übers Gesicht strich wie ein giftiger Wind, der die Witterung des Todes mit sich führte. Sein Magen hob sich gefährlich, sodass Hethe nur schwach nicken konnte. Er war froh über alles, was ihm einen Vorwand verschaffte, sich zu bewegen und seiner derzeitigen Lage zu entkommen.
    Möge der Herr mir beistehen - dieses Weib muss ich heiraten. Er nahm die letzte Stufe nach oben und stapfte vorweg, wobei er seine Braut wenig höflich hinter sich herzog. Diesen Verwesungsgeruch wird sie mir die nächsten fünfzig Jahre lang ins Gesicht atmen, dachte er und ihm wurde ganz flau. Der Gedanke entsetzte ihn so sehr, dass ihm

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