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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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gar nicht auffiel, welch rüdes Gebaren er an den Tag legte, indem er Lady Helen grob umherzerrte und ihre Tante und die anderen einfach stehen ließ.
    „Herrje, Ihr seid durstig, nicht wahr?“ Lady Helen lachte ein wenig atemlos und eilte neben ihm her auf die aufgebockten Tische zu.
    „Aye, es war ein staubiger Ritt“, murmelte er und sog dankbar die frische Luft in der Großen Halle ein. Vermutlich war sie alles andere als frisch und roch eher nach den Binsen und all dem, was sich darin befand. Aber für Hethe duftete sie so süß wie Rosen.
    Lady Helen hielt mit ihm Schritt und erreichte die Tafel gemeinsam mit ihm. Sie wies ihm einen Platz zu, ließ sich neben ihm nieder und drehte sich ihm zu.
    Hethe sah, dass sie ansetzte, etwas zu sagen. Ihn schauderte jetzt schon, da er wusste, welch übel riechender Odem ihm entgegenschlagen würde. Ihm war sogar, als verlangsame sich für die Dauer der grausigen Vorahnung die Zeit, während er beobachtete, wie Lady Helen den Mund öffnete. Sie holte tief Luft, und Hethe erhaschte einen Blick auf ihre perlweißen Zähne und ihre Zunge. Sie schwatzte los, und ergeben ließ er sich von ihren grässlichen Dämpfen umwabern.
    Durch das Summen in seinen Ohren meinte er sie fragen zu hören, ob die Reise ohne besondere Vorkommnisse gewesen sei. Aber er war sich nicht sicher. Sein ganzer Leib und all seine Sinne wanden sich vor Qual ob ihres scheußlichen Atems. Stöhnend wandte er den Kopf ab und zog so begierig saubere Luft in seine Lunge, als gehe es um sein Leben - was seinem Empfinden nach der Fall war.
    „Stimmt etwas nicht, Mylord?“
    Er hörte Besorgnis heraus, die sich auch in Templetuns Miene spiegelte, denn die anderen hatten sich zu ihnen gesellt. William war sofort an seiner Seite und blickte ihn bestürzt an.
    „Was ist?“, fragte er und schaute entgeistert zu, wie Hethe nach Luft japste, in dem Bemühen, seine Lunge von Lady Helens abstoßenden Ausdünstungen zu befreien. Fast meinte er diese zu schmecken, so schwer und durchdringend waren sie. Allmächtiger, es war, als habe sich die gute Dame am Arm eines verwesenden Leichnams gelabt.
    „Ich werde Bier holen“, murmelte Lady Helen beklommen. „Vielleicht hilft etwas zu trinken.“
    Hethe gab ein Brummen von sich, das, wie er hoffte, Zustimmung ausdrückte. Ihr Kleid raschelte, als seine Braut sich erhob und davonschritt.
    „Ich werde ihr zur Hand gehen“, erklärte ihre Tante sogleich und setzte Lady Helen nach.
    Erst als die Ältere hinter ihrer Nichte in der Küche verschwunden war, entspannte sich Hethe, ließ die Schultern herabfallen und sank in sich zusammen. Gütiger Himmel, er würde diese Frau nicht nur ehelichen, sondern während der Hochzeitszeremonie auch noch küssen müssen! Abermals schnappte er nach Luft. Keine Frage, er würde ersticken.

3. Kapitel
    Helen hatte sich in der Gewalt, bis sie durch die Küchentür geschlüpft war. Als die Tür jedoch hinter ihr zufiel, war es vorbei mit ihrer Selbstbeherrschung. Sie beugte sich vornüber, hielt sich den Mund zu und gluckste leise.
    „Oh, Mylady!“ Ducky, die alles von der Küche aus beobachtet hatte, war sofort bei ihr. „Ist er so widerwärtig? Hat er etwas Gemeines gesagt? Er hat Euch doch nicht geschlagen, oder?“ Entsetzt keuchend packte sie Helen bei den Schultern.
    „Nay“, versicherte Tante Nell, die ebenfalls hereingekommen war und die Worte der Kammerfrau vernommen hatte. „Ich glaube nicht, dass sie weint.“
    Langsam richtete Helen sich auf, schüttelte den Kopf und zeigte Ducky, dass Tante Nell recht hatte. Ihre Züge waren nicht vor Kummer verzogen, sondern vor diebischem Vergnügen. Sie lachte so sehr, dass sie schluchzte und Tränen der Heiterkeit ihr über die Wangen kullerten. „Ich schwör’s, er wird nicht durchhalten“, stieß sie aus. „Allein mein Atem hat den armen Kerl ja schon halb umgebracht. Oh Gott, Ducky! Er ist ganz grün geworden!“
    Die Besorgnis in Duckys Miene wich Hoffnung. „Dann klappt es?“, fragte sie begeistert.
    „Ob es klappt?“ Ausgelassen lachte Tante Nell. „Der Mann steht völlig neben sich. Als Helen ihn begrüßt hat, wäre er beinahe rückwärts die Treppe hinuntergepurzelt. Und eben schien er einer Ohnmacht nahe.“ Stolz lächelte sie ihre Nichte an und schlang ihr einen Arm um die Taille. „Dein Plan war brillant, Liebes. Er wird einen Rückzieher machen. Vermutlich teilt er Templetun dies gerade mit.“
    „Aye. “ Helen lächelte schadenfroh. „Und sollte das nicht

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