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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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umdrehen zu müssen -und dafür war ihm jeder Vorwand recht. Er hob den Becher, nahm einen Schluck und spuckte ihn prompt wieder aus. Schweigen machte sich breit, und dann war auch schon wieder Lady Helen an seiner Seite und sah ihn bang an.
    „Ist etwas nicht in Ordnung, Mylord? Mundet Euch das Bier nicht? Unsere Bierbrauerin macht für gewöhnlich hervorragendes Bier, aber manchmal werden die Fässer schlecht, ohne dass sie es merkt, und ...“
    „Da war ein Käfer in meinem Bier“, fiel Hethe ihr ins Wort.
    Sie verstummte mitten in ihrem Redeschwall und sah ihn verwirrt blinzelnd an. „Ein Käfer?“
    „Aye, ein ziemlich großer, lebendiger Käfer.“
    „Ach, herrje!“ Entsetzt wandte sie sich ihrer Bediensteten zu. „Ducky...“
    „Das tut mir schrecklich leid, M’lady. Der Käfer ist mir nicht aufgefallen.“
    „Mir auch nicht, als ich dir den Becher abgenommen habe.“ Lady Helen seufzte; sie schien der Älteren nicht gram zu sein. „Bitte überprüfe künftig einen jeden Becher auf Käfer.“
    „Sehr wohl, M’lady, tut mir leid. Soll ich einen neuen Becher holen?“
    „Aye. “ Lady Helen lächelte Hethe entschuldigend an und schob ihm ihr eigenes Bier zu. „Hier, Mylord. Ich versichere Euch, dass dieses Bier käferfrei und unverdorben ist. Ich habe es bereits gekostet.“
    Hethe rang sich ein eher steifes Lächeln ab und nahm den Becher entgegen.
    „Hoffentlich nehmt Ihr uns den Vorfall nicht übel. Unsere Brauerin ist die beste in diesem Teil Englands, und darauf sind wir recht stolz“, erklärte sie, während Hethe noch einmal vorsichtshalber in den Becher spähte.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass kein Lebewesen in dem Gefäß schwamm, hob er es und nahm einen Schluck, den er beinahe ebenfalls wieder ausgespien hätte. Allein die Höflichkeit brachte ihn dazu, das widerliche Gesöff zu schlucken. Warme Pisse kann kaum schlimmer sein, dachte er entsetzt, während er das schale, stark nach Hefe schmeckende Gebräu hinunterzwang. Wenn die Dame dies tatsächlich für gutes Bier hielt, stand ihm ein langer trockener Aufenthalt bevor. Oder vielleicht auch nur ein kurzer trockener.
    „Ein wirklich vortreffliches Bier, fürwahr“, lobte Templetun hinter Lady Helen. Fassungslos fuhr Hethe herum und erkannte verblüfft, dass Templetun es sogar schaffte, die Lüge mit aufrichtiger Miene vorzubringen.
    „Aye, ich wage zu behaupten, dass unsere Bierbrauerin das eine oder andere von der Euren lernen könnte“, pflichtete William ihm bei. Hethe ruckte den Kopf in seine Richtung, bass erstaunt. Galanterie war William fremd. Er war ein Krieger. Er sprach unumwunden und beschönigte nichts durch taktvolle Flunkereien. Verwirrt kam Hethe zu dem Schluss, dass Williams Bemerkung spöttisch gemeint sein musste.
    „Findest du nicht auch, Hethe?“, fragte William.
    Er nickte ernst. „Aye, Lady Helens Brauerin könnte der unseren in der Tat etwas beibringen.“ Er senkte den Kopf und starrte angewidert in seinen Becher. „Zum Beispiel, wie man uns vergiften kann“, murmelte er.
    „Verzeihung, wie war das?“, fragte Lady Helen lieblich.
    Er blickte auf und sah, dass sie ihn offenbar nicht verstanden hatte. Lord Templetun und William hatten die Worte jedoch sehr wohl gehört, denn beide schauten ihn sowohl bestürzt als auch vorwurfsvoll an.
    Hethe wand sich unbehaglich unter dem geballten Unmut ihrer Blicke. Allmählich dämmerte ihm, dass sie das Bier tatsächlich für köstlich befanden. Lange konnte er seiner Verwunderung jedoch nicht nachhängen, da Lady Shambleau das Wort ergriff.
    „Lord Templetun, ich weiß, dass Ihr die Hochzeit gleich bei Eurer Rückkehr gewünscht habt, aber leider erwarten wir Vater Purcell erst morgen Nachmittag zurück. Es tut mir leid, er wurde unerwartet fortgerufen. Er muss jemandem die Letzte Ölung erteilen und ...“
    „Morgen ist immer noch früh genug, Mylady“, sagte Templetun begütigend. „Bitte macht Euch keine Gedanken. Zudem bleibt uns dadurch Zeit, über den Ehevertrag zu verhandeln.“
    Fast hätte Hethe seine Dankbarkeit laut herausgeschrien. Ein weiterer Tag. Er hatte eine Gnadenfrist von einem Tag erhalten. Womöglich fand sich ja doch noch eine Möglichkeit, dieser Ehe zu entrinnen.
    „Die Reise muss Euch erschöpft haben“, bemerkte Lady Helen. „Wünscht Ihr sofort zu speisen, oder möchtet Ihr vor dem Nachtmahl erst ein Bad nehmen und Euch ausruhen?“
    Unwillkürlich wollte Hethe sich zu ihr umdrehen, besann sich jedoch und griff

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