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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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dass sie ihn nicht heiraten würde. Die Gruppe erreichte den Fuß der Treppe und saß ab, und abermals stockte Helen der Atem.
    Du liebe Güte, jetzt, da die Männer standen, erkannte sie, wie groß ihr Bräutigam war. Er sowie der Bursche, der sein Pferd auf Templetuns anderer Seite angehalten hatte, überragten alle übrigen Ritter und Bewaffneten. Auch waren beide doppelt so kräftig wie der ältere, schon etwas in sich zusammengesunkene Templetun. Doch allein Lord Holden galt Helens Aufmerksamkeit. Er wirkte genau wie der Unhold, der er war - stark, breitschultrig und grimmig.
    Sie machte sich bewusst, mit wem sie es zu tun hatte: mit dem „Hammer of Holden“. Mit einem grausamen, jähzornigen Kerl, der sie gewiss mit bloßen Händen entzweibrechen konnte. Bis jetzt hatte sie ihr Augenmerk allein darauf gerichtet, der Ehe zu entfliehen. Nun traf sie die Erkenntnis, dass ihr Plan diesen Mann, der gekommen war, sie zu holen, vermutlich rasend machen würde. Was, wenn er seine Wut an ihr ausließ? Was, wenn er ...?
    „Nur Mut“, flüsterte Tante Nell, die zu spüren schien, dass die Furcht sie zu überwältigen drohte.
    Entschlossen schob Helen bei den aufmunternden Worten die unliebsamen Gedanken und Ängste beiseite. Sie riss sich zusammen, zwang sich, das Kinn zu recken, und setzte erneut das unerschütterliche Lächeln auf.
    „Noch kannst du kehrtmachen und um dein Leben laufen.“
    Williams verschwörerisch geraunter Rat entlockte Hethe ein Lächeln. Derlei Bemerkungen gab William schon seit Holden von sich. Hethe wünschte nur, sie wären nicht halb ernst gemeint gewesen. Dass die Vermählung William nicht weniger bekümmerte als ihn selbst, war nicht eben ermutigend. Sie hatten einiges über die Dame erfahren in den Jahren, seit der alte Tiernay gestorben war - nicht zuletzt durch all die schriftlichen Abkanzelungen. Vor Tiernays Tod hatten sie zwar von seiner Tochter gewusst, sich jedoch nicht mit ihr herumschlagen müssen. Erst danach hatte sie angefangen, ihnen das Leben schwer zu machen. Von einem Tag auf den anderen hatte sich Lady Helen of Tiernay von der Tochter des Nachbarn zum Plagegeist gemausert.
    Der Wandel hatte sich praktisch über Nacht vollzogen. Hatte Hethe zuvor stets einen guten Faden mit dem benachbarten Tiernay gesponnen, wurde er von dort plötzlich unablässig mit bösartigen Briefen beschossen, in denen er beschuldigt wurde, seine Bediensteten und Leibeigenen zu misshandeln.
    Als hätte ich je auch nur einem meiner Untergebenen ein Haar gekrümmt, dachte er gereizt. Allein Lady Tiernay, die nun die Besitzung ihres Vaters verwaltete, schien dies zu denken. Vermutlich lag es daran, dass sie eine Frau war. Einige der Strafen, die Hethe verhängte, mochten ihr unnötig oder überzogen Vorkommen. Aber er war immer der Ansicht gewesen, dass eine Führung mit strenger Hand gute Ergebnisse zeitigte und allen bewusst machte, wo sie standen.
    „Grundgütiger“, entfuhr es William.
    Der Ausruf riss Hethe aus seinen Gedanken. Er wandte sich zu William um und folgte dessen verzücktem Blick zu der Frau auf dem oberen Treppenabsatz.
    „Bei allen Heiligen“, hauchte er.
    Die Dame war von strahlender Schönheit. Ihr langes goldfarbenes Haar fiel ihr in Wellen hinab und schien das Sonnenlicht einzufangen und zu spiegeln. Soweit er das aus der Ferne beurteilen konnte, war ihr blasses Gesicht vollkommen ebenmäßig. Und ihr Leib ... Er ließ den Blick über ihren Körper wandern und verschlang das blaue Gewand, das ihr ausnehmend gut stand, förmlich mit den Augen.
    Dies war keine Hexe. Diese Frau entsprach ganz und gar nicht dem Bild, das er sich von seiner zukünftigen Braut gemacht hatte. Nay, sie konnte unmöglich Helen of Tiernay sein. Dieser liebreizende Engel war gewiss nicht das zänkische Weib, das Stephen unablässig mit bösen Briefen schikanierte. Offenbar war er nicht der Einzige, der so dachte, denn er hörte, wie William an Templetun gewandt leise fragte, wer denn die beiden Damen auf der Treppe seien. Erst jetzt bemerkte er auch die ältere Frau und den großen Hund neben der Jüngeren.
    „Ah, das sind Lady Tiernay und ihre Tante“, erwiderte Templetun und betrachtete ihre Gastgeberin zufrieden und sichtlich erleichtert. Hethe sah ihm an, dass er gefürchtet hatte, die Dame könne sich beim ersten Zusammentreffen nicht unbedingt von ihrer besten Seite zeigen. Aus einigen Bemerkungen Templetuns hatte er geschlossen, dass sie diese Ehe ebenso wenig wollte wie er anfangs.
    Er

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