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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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weiteren Schluck von dieser widerwärtigen Mundgeruchsmixtur genommen haben, worum auch immer es sich dabei handelte. Der Übergriff trieb ihm das Wasser in die Augen. Er senkte den Kopf, damit sie ihm nichts anmerkte, und hauchte ihr einen Kuss auf die Fingerknöchel, der einen jeden höfischen Galan vor Neid hätte erblassen lassen.
    Das warf sie sichtlich aus der Bahn. Als er sich aufrichtete, hörte er sie schlucken, und ihre Miene wirkte verblüfft. Hethe lächelte breit. Ohne ihre Hand loszulassen, trat er neben sie, legte ihr den freien Arm um die Taille und führte sie zur Tafel.
    „Ich muss schon sagen, Mylady“, raunte er ihr zu, als er ihr auf die Bank half, sich ebenfalls setzte und nahe an sie heranrückte. „Ich bin von allem hier höchst angenehm überrascht.“
    Lady Helens Augen weiteten sich. Sie wirkte so ungläubig wie entsetzt. „Tatsächlich?“
    „Aye, welch großartige Festung und welch liebreizende Braut.“ Er bedachte sie mit einem flammenden, schmachtenden Blick, wie er ihn bei Männern gesehen hatte, die sich der Frau ihres Herzens gegenübersahen. Allerdings war er sich nicht sicher, ob er Erfolg damit hatte. Lady Helen blinzelte zwar und neigte sich in seine Richtung, aber womöglich tat sie das nur, um ihm besser ins Gesicht hauchen zu können. Tapfer mimte er weiter den Verehrer. „Ich bin der Glückspilz unter den Männern. In ganz England kann es keine vollkommenere Dame geben als Euch.“
    „Ach nein?“
    Da lag eindeutig Argwohn in ihrem Blick. Es gelang ihm gerade noch, nicht das Gesicht zu verziehen. Er musste sie ablenken. Ein paar blumige Komplimente mussten her. Leider gehörte Hethe zur unverblümten Sorte Mensch. Nie zuvor hatte er sich an derlei
    Torheiten versucht - und würde es auch jetzt nicht tun, entschied er, denn just war ihm ein anderer Gedanke gekommen: Er würde den Weg der Galanterie wählen, um sie zu beleidigen. Oh, das würde ein Spaß werden!
    „Nicht eine“, beteuerte er. „Euer Haar ist so ... gelb“, setzte er honigsüß an. Sein Lächeln wurde breiter, als er ihren verwirrten Ausdruck sah. „Wie diese kleinen Blumen, die mein Pferd auf der Weide immer niedertrampelt.“
    Sie gab einen erstickten Laut von sich, der Fassungslosigkeit ausdrücken mochte, aber ebenso gut von Heiterkeit künden konnte. Jedenfalls war sie abgelenkt, und das Misstrauen verschwand aus ihrem Blick. Angesichts dieses Erfolgs beschloss er, weiter vorzurücken. „Und Eure Augen sind so groß ... wie die einer Kuh. Nur dass sie natürlich von anderer Farbe sind“, beeilte er sich hinzuzufügen, als sie abermals einen Laut von sich gab, als stecke ihr etwas in der Kehle. „Kühe haben gemeinhin braune Augen, während Eure weit hübscher sind ... Ähm ...“
    Kurz zögerte er und schaute ihr in die Augen. Als er sie vorhin erstmals gesehen hatte, waren ihm ihre Augen so blau wie der Himmel erschienen. Nun hingegen wirkten sie grünblau. „Nun, jedenfalls sind sie nicht braun“, schloss er.
    „Wirklich, Mylord ...“, begann sie, doch da holte Hethe schon zum vernichtenden Schlag aus.
    „Und Euer Atem ist so süß wie der lieblichste Wein.“ Zufrieden stellte er fest, dass sie errötete und erneut erstickt aufkeuchte, bevor sie den Kopf senkte. Zwar sah er ihre Miene nicht, bemerkte jedoch, dass sie die Hände im Schoß verkrampfte. Sieg! Er wollte sich bereits im Erfolg seiner Anstrengungen sonnen, als Lady Helen jäh den Kopf hob. In ihren Augen loderte es. Sie ist eindeutig verrückt, ging ihm auf. Mit einem Mal war er auf der Hut. Zu Recht, denn plötzlich neigte sie sich ihm zu und seufzte. Ihr Atem fuhr ihm übers Gesicht.
    „Oh, Mylord, Ihr seid zu freundlich. Ist mein Atem tatsächlich so süß wie guter Wein?“
    Hethe stöhnte innerlich und schaffte es nur mit Mühe, das widerliche Bier im Magen zu behalten. Er zwang sich, noch strahlender zu lächeln. „Aye, wie ein hervorragend abgelagerter Wein.“ Alt und schal, nachdem er ewig vor sich hin gemodert hat, fügte er im Stillen hinzu und freute sich darüber, wie leicht ihm die Lügen über die Lippen kamen. Er richtete sich ein wenig gerader auf. Verdammt, bin ich gut, dachte er und hätte beinahe laut aufgelacht, als Verärgerung über Lady Helens Miene huschte.
    Sie war ungehalten, keine Frage. Damit war auch der letzte Zweifel ausgeräumt - alles, was ihm widerfahren war, war wirklich Teil ihres Plans gewesen, sich seiner zu entledigen. Aye, sie hatte in der Tat einen Krieg angezettelt, aber Hethe

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