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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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angesichts des frühen Todes seiner jungen ersten Gemahlin höchst bitter ausnahm. Dann allerdings ertappte er sich dabei, wie er sich an der Wade kratzte, und als er sich an das verflohte Stück Fell in seinem Bett erinnerte, verflogen seine Skrupel.
    Bei dem Gedanken verzog er unwillkürlich das Gesicht. Ehe er gestern nach dem Bad hinunter in die Halle gegangen war, hatte er das Fellstück aus dem Fenster geschleudert, in der Hoffnung, dass das Problem damit erledigt sei. Als er sich allerdings später zur Ruhe begeben hatte und wachsam ins Bett gestiegen war, hatte der Juckreiz ihn fast um den Verstand gebracht. Ob dieser nun darauf zurückzuführen war, dass immer noch Flöhe die Matratze unsicher machten, oder ob die alten Bisse nun umso stärker zwiebelten, weil sie nicht länger von Kleidung bedeckt wurden, wusste er nicht. Womöglich bildete er sich das Ganze auch nur ein - jedenfalls hatte es ihn rasch von seinem Lager vertrieben. Er hatte die Nacht bekleidet auf dem wackeligen Stuhl vor dem kalten Kamin verbracht, ohne sich in einen der Überwürfe zu wickeln, da diese vermutlich ebenso voller Flöhe waren wie das übrige Bett.
    Daher hatte er weder gut noch bequem geschlafen. Er war müde, sein Nacken war steif ob der schiefen Haltung, und Hethe hatte einen üblen Geschmack im Mund von all den verdorbenen Speisen und dem Pissebier. Das widerliche Essen zu schlucken und nach außen hin zu genießen, war Teil seines Plans. Seitdem war sein Bauch in Aufruhr. Ständig drohte sich ihm der Magen umzudrehen, und sein Bauch rumorte ungehalten. Hethes einziger Trost bestand darin, dass sein geheucheltes Behagen seine Gegnerin zunächst erstaunt und schließlich enttäuscht und wütend gestimmt hatte. Lady Helen hatte die Hände so fest zu Fäusten geballt und die Zähne so hart aufeinandergebissen, dass Hethe nicht verwundert gewesen
    wäre, wenn sie sich die Handflächen zerschunden und die Zahnoberflächen abgewetzt hätte. Aye, sein Feldzug war ein Erfolg auf ganzer Linie - oder wäre es zumindest, wenn er nicht eine solche Tortur wäre. Er hatte einen Teil seiner schlaflosen Nacht genutzt, um eine weitere Strategie zu ersinnen; eine, die weniger zermürbend zu werden versprach - wenigstens für ihn.
    Soeben hatte er den unteren Treppenabsatz erreicht, als die Küchentür aufgestoßen wurde und Lady Helen in die Halle trat. Sie ließ sich allerdings nur kurz blicken. Sobald sie seiner ansichtig wurde, machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand wieder.
    Seufzend begab sich Hethe zur Tafel, wo ein Gutteil des Burgvolks das erste Mahl des Tages einnahm. Ihm war klar, dass Lady Helen gerade dabei war, ihren Mundgeruch aufzufrischen, was auch immer sie dafür verwendete. Das hatte sie bereits gestern Abend mehrmals getan. Ein ums andere Mal war sie in die Küche entschlüpft, um gleich darauf mit neu belebtem Schwefelatem zurückzukehren.
    Wenigstens, tröstete sich Hethe, scheint sie ebenso wenig Gefallen an dem Gestank zu finden wie ich. Er war sicher, dann und wann einen gequälten Ausdruck auf ihrem Gesicht gesehen zu haben, ehe sie ihr unbeirrbares Lächeln nach einem Gang in die Küche wieder aufgesetzt hatte.
    Er wappnete sich gegen den Drachenhauch, mit dem sie ihn bei ihrer Rückkehr empfangen würde, und setzte sich neben den eifrig tafelnden Templetun. Der Mann hatte seit ihrer Ankunft kaum etwas anderes getan, als sich Essen ins hagere Antlitz zu schieben. Woraus Hethe schloss, dass die Speisen hier im Allgemeinen nicht so abscheulich waren wie der Fraß, den man ihm vorsetzte. Dem Boten des Königs jedenfalls schienen sie zu munden. Auch der Kampf, der vor seiner Nase tobte, ging gänzlich unbemerkt an ihm vorbei, und das lag an Lady Shambleau. Hethe war keineswegs entgangen, dass die Tante seiner Braut Lord Templetun ebenso wie William unablässig in Beschlag nahm und von dem Geschehen um sie her ablenkte. Und das machte sie ganz hervorragend. Templetun war so gebannt von der Dame und William so bezaubert von ihren an Templetun gerichteten geistvollen Bemerkungen, dass keiner der beiden bislang auch nur einen Hauch von Lady Helens Mundgeruch erhascht hatte. Auch von Hethes beleidigenden Vergeltungsschlägen hatten sie nichts mitbekommen. Was vermutlich gut so ist, nahm er an. Ihm war nicht danach, einen jeden wissen zu lassen, dass Lady Helen zu solch drastischen Mitteln griff, weil sie so sehr dagegen ansah, ihn zu ehelichen. Auch er hatte schließlich seinen Stolz.
    Wenngleich dieser derzeit

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