Im Banne des stuermischen Eroberers
Gesellschaft? Immerhin habt Ihr viel Mühe darauf verwandt.“ Er schob ihr das Tablett zu.
„Oh, aber nicht doch, Mylord. Ich habe sie für Euch gebacken.“ Sie schob das Tablett zurück.
„Ach, nun ziert Euch nicht“, drängte er, nahm eine der Pasteten und hielt sie ihr hin. „Ihr solltet Euer Werk kosten.“
„Oh, nay, ich ...“ Sie stockte, bevor sie ihn breit anlächelte. „Ich habe bereits gegessen und bin satt. Und die Pasteten sind recht groß.“
Seine Augen wurden schmal. „Aye, in der Tat“, pflichtete er ihr versonnen bei, ließ sich jedoch nicht abwimmeln. „Aber vielleicht wollt Ihr wenigstens mal kosten.“
Mit wachsendem Unmut beobachtete sie, wie er - erfolglos -versuchte, ein Stück Pastete abzubrechen. Er sah, dass sie ihrer Tante einen entsetzten Blick zuwarf, und wusste genau, was sie vorhatte. Prompt begann die Tante, auf Lord Templetun einzuschwatzen und damit auch Williams Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, um die beiden von Hethes Tun abzulenken. Er ließ die Taktik durchgehen und richtete sein Augenmerk darauf, die Pastete zu halbieren. Als ihm das nicht gelang, nahm er das Backwerk in beide Hände und ließ es mehrmals hart auf die Tischkante niederkrachen. Drei kräftige Hiebe waren nötig, um das Ding entzweizuschlagen. Als er es endlich geschafft hatte, war Lady Helen tiefrot angelaufen, obgleich er nicht wusste, ob Wut oder Scham die Ursache war. Aber das war ihm auch herzlich gleich. Mit einem betörenden Lächeln reichte er ihr die größere der beiden Hälften.
„Oh, ich ...“ Sie schaute sich um, auf der verzweifelten Suche nach einem Ausweg.
„Womöglich möchte ja Lord Templetun einmal kosten?“, regte er leise an, woraufhin sie erstarrte und ihre Augen groß wie Teller wurden. Mit einem Mal blass, griff sie nach der Hälfte.
Zufrieden lächelnd beobachtete er, wie sie sich damit abplagte, ein Stück abzubeißen. Die Pastete blieb unnachgiebig, und Lady Helen verzog schmerzhaft das Gesicht.
„Wisst Ihr, ich finde es recht bemerkenswert, dass eine feine
Dame sich eigens die Mühe macht zu backen“, sagte er, während sie beharrlich an der Pastete nagte.
Sie nutzte ihre Antwort als Vorwand, ihren Zähnen eine Pause zu gönnen, ließ das Gebäck sinken und lächelte ihn kalt an. „Nun, für Euch habe ich es liebend gern getan. Wenn wir erst vermählt sind, hoffe ich, recht häufig für Euch backen zu können.“
Er wandte den Kopf ab und täuschte einen Hustenanfall vor, um sein Lachen ob dieser unverhohlenen Drohung zu überspielen. Kurz war ihre Maske mit dem falschen Lächeln gefallen - Lady Helen hatte ihm buchstäblich die Zähne gezeigt, und Hethe fand diese betörend. Er musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht abermals zu lachen. Als er sich wieder zu seiner Braut umdrehte, sah er, dass sie die knochenharte Pastetenhälfte an ihren tumben Riesenköter zu verfüttern suchte - doch das Tier wollte nichts davon wissen.
Hethe wollte soeben anmerken, dass sie ihre Pastete gar nicht esse, als ihm ein neuer Einfall kam. Während sie damit beschäftigt war, ihren Hund dazu zu bringen, sie vor ihrer eigenen kulinarischen Kreation zu bewahren, tauschte Hethe seinen Bierbecher rasch gegen den ihren. Gerade rechtzeitig, da sie sich schon wieder dem Tisch zuwandte. Sie wirkte äußerst verstimmt.
„Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte er leutselig und heuchelte nun seinerseits Sorge ob ihres übellaunig geröteten Gesichts.
Offenbar zu aufgebracht, um ihre Farce von der pflichtbewussten Braut aufrechtzuerhalten, beachtete sie ihn gar nicht, presste den Mund zu einem schmalen Strich zusammen und griff nach ihrem Bier.
Prompt verschluckte sie sich an dem Gebräu und keuchte, während Hethe sich auf die Unterlippe biss.
„Stimmt etwas nicht mit Eurem Bier?“, erkundigte er sich, jeder Zoll Besorgnis. Als sie ihn aus schmalen Augen argwöhnisch musterte, hob er lächelnd seinen eigenen Becher und nahm einen Schluck. Zu seiner Überraschung war das Bier tatsächlich hervorragend. „Mmm. Ich weiß, ich habe es Euch gestern bereits gesagt, aber Ihr habt in der Tat die beste Bierbrauerin in Nordengland. Dessen bin ich sicher.“
„Ihr ...“, begann sie erbost, brach jedoch ab, weil Lord Templetun sich erhob und zu sprechen ansetzte.
„Lady Shambleau und ich werden uns zur Kirche begeben, um den Ehevertrag durchzugehen. Ich denke doch, dass es in Eurem Sinne ist, wenn ich mich in Eurem Namen darum kümmere, Lord Holden? Das letzte Wort in
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