Im Banne des stuermischen Eroberers
dieser Angelegenheit habt natürlich Ihr.“
Hethe zögerte, ehe er lächelte. „Gewiss doch. So erhalten Lady Helen und ich Gelegenheit, uns besser kennenzulernen. Wir könnten uns die Ländereien ansehen und vielleicht unter freiem Himmel speisen, ehe wir zurückkehren.“
Erschrocken riss Lady Helen die Augen auf und öffnete den Mund, vermutlich, um etwas einzuwenden. Doch Lord Templetun kam ihr zuvor.
„Eine großartige Idee“, lobte er und nickte. „Aye. Ich bezweifle, dass die Verhandlungen den gesamten Vormittag in Anspruch nehmen werden, aber ich sehe keinen Grund, weshalb Ihr nicht ein wenig Zeit mit Eurer Braut verbringen solltet. Wenn die Hochzeit am Nachmittag stattfindet, ist das immer noch früh genug.“
Lady Helen schloss den Mund und stand auf, ein recht gezwungenes Lächeln auf den Lippen. „Wunderbar. Ich werde dem Koch auftragen, Proviant einzupacken.“
Sie war fort, bevor Hethe anregen konnte, dem Proviant auch etwas Essbares beizulegen. Er betrachtete Lady Shambleau, die sich von Lord Templetun aufhelfen ließ. Die Dame wirkte besorgt, und Hethe hob eine Braue. Wahrscheinlich war sie am Komplott ihrer Nichte beteiligt, aber derart verängstigt wollte er sie dennoch nicht zurücklassen. „Lady Helen hat in meiner Gegenwart nichts zu befürchten, Mylady. Wir werden ein wenig umherreiten, den einen oder anderen Pächter aufsuchen und anschließend rasten und uns stärken. Vielleicht pflücke ich ihr unterwegs gar eine Blume.“
Lady Shambleaus Augen wurden groß. Sie schien etwas einwenden zu wollen, aber Lord Templetun wurde ungeduldig, hakte sie unter und führte sie von der Tafel fort.
„Kommt, Mylady. Die beiden werden schon zurechtkommen.“ Damit lenkte er sie aufs Portal zu.
„ Oh, aber ... Ich sollte ihm noch sagen, dass Helen keine Pfingstrosen verträgt. Davon bekommt sie verquollene Augen und eine laufende Nase.“
„Ich bin sicher, dass Lady Helen ihm dies selbst mitteilen wird, sollte die Situation es erfordern.“
„Nay, das wird sie nicht. Sie ist viel zu starrköpfig, um es ihm gegenüber zuzugeben.“
„Unsinn.“ Unerbittlich zog Lord Templetun sie auf die Tür zu. „Zudem denke ich, dass Lord Holden nur gescherzt hat, als er sagte, ihr eine Blume pflücken zu wollen. Zu dieser Sorte Mann scheint er mir nicht zu gehören.“
Die beiden verschwanden durchs Portal, und Hethe sah ihnen nach. Was er gehört hatte, beschäftigte ihn. Templetun hatte natürlich recht - die Sache mit dem Blumenpflücken war ein Scherz gewesen. In seinem ganzen Leben hatte er nicht eine Blume gepflückt - nicht einmal als Kind. Nun allerdings zog er die Möglichkeit ernsthaft in Betracht.
„So, so, sie verträgt also keine Pfingstrosen“, murmelte er in sich hinein und verwahrte das Wissen, um es später für strategische Zwecke wieder hervorzukramen. „William“, sagte er, als sein Ranghöchster zu ihm trat. „Ich habe eine Aufgabe für dich.“
6. Kapitel
Er weiß es!“, rief Helen, als die Küchentür hinter ihr zuschlug.
Ducky war sofort bei ihr und schaute sie beklommen an.
„Nay!"
„Aye, er hat sein Bier gegen das meine getauscht. Er weiß, was wir im Schilde führen.“
„Ach, herrje“, hauchte die Ältere und malträtierte ihre Unterlippe mit den Zähnen. „Ist er sehr wütend?“
Helen stutzte und zog verwirrt die Brauen zusammen. „Das weiß ich gar nicht“, räumte sie seufzend ein. „Wütend scheint er mir nicht zu sein. Nicht dass ich wüsste, jedenfalls. Aber jetzt redet er davon, dass er mich besser kennenIernen und mit mir über die Ländereien reiten will, um anschließend irgendwo draußen zu rasten und etwas zu essen.“
„Wirklich?“ Duckys Augen wurden groß.
„Aye. Sag dem Koch, dass er Proviant einpacken soll, aber nur so viel, dass es für einen reicht. Und die Speisen sollen so abscheulich wie möglich schmecken - abscheulich genug, dass Lord Holden die Hochzeit absagt, kaum dass er aufgegessen hat.“
„Ihr begleitet ihn nicht?“
„Doch, natürlich“, erwiderte Helen, ohne recht zu wissen, ob das eine gute Idee war.
„Allein?“, fragte Ducky bang.
Helen verzog das Gesicht, und ihre Furcht nahm zu. Falls Lord Holden, wie sie glaubte, tatsächlich wusste, was sie mit dem miserablen Essen, dem schalen Bier und ihrem Mundgeruch - ganz zu schweigen von allem Übrigen - beabsichtigt hatten, mochte er sehr wohl nur deshalb mit ihr ausreiten wollen, um sie im Fluss zu ertränken. Dann würde er sich auch nicht mehr gegen die
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