Im Banne des stuermischen Eroberers
etwas Bestimmtes?“ „Gebratenes Hühnchen“, sagte Helen prompt. „Falls der Koch keines hat, schick jemanden hinunter ins Dorf zur Schenke und lass eines holen.“ „Stimmt etwas nicht mit Lady Helen?“
Lord Templetuns Frage ließ Hethe erstarren. Er schüttelte nur leicht den Kopf, ehe er sich neben den Älteren auf die Bank an der aufgebockten Tafel setzte.
„Wieso leistet sie uns dann nicht Gesellschaft? Und weshalb habt Ihr ihrer Tante aufgetragen, sich um sie zu kümmern?“, hakte Templetun nach, während Hethe einer vorbeihuschenden Dienstmagd einen Becher Bier abnahm.
Vorsichtig kostete er und atmete erleichtert auf, da es frisch schmeckte. „Es geht ihr gut“, antwortete er endlich. „Oder zumindest wird es bald wieder so sein“, fügte er gereizt an und mühte sich, sein schlechtes Gewissen zu bezähmen. Er hoffte wirklich, dass sie nicht zu Schaden gekommen war. Die Pfingstrosen, auf denen er die Decke mit voller Absicht drapiert hatte, hatten ihr in der Tat arg zugesetzt. Dass es ihr so miserabel ging, hatte Hethe nicht gewollt. Erwartet hatte er, dass sie ein wenig nieste und sich kratzte. Nun allerdings war ihr Gesicht so verquollen wie das einer sieben Tage alten Wasserleiche. Bei dem Gedanken schnitt er eine Grimasse und nahm kopfschüttelnd noch einen Schluck Bier.
„Zumindest wird es bald wieder so sein?“, wiederholte Templetun langsam. Seine Augen wurden schmal. „Was fehlt ihr denn?“ Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn Templetun die Sache einfach auf sich hätte beruhen lassen. Betont lässig zuckte Hethe mit den Schultern und nahm einen weiteren Schluck Bier. „Der Ort, den ich für unsere Rast ausgewählt hatte, scheint ihr nicht bekommen zu sein.“ Darauf schwieg Templetun, sichtlich in Gedanken vertieft. Schließlich weiteten sich seine Augen. „Ihr habt doch nicht etwa in der Nähe von Pfingstrosen gerastet, oder?“
„Nay“, erwiderte Hethe und beobachtete, wie Templetun sich entspannte, ehe er hinzufügte: „Nicht in der Nähe, sondern auf Pfingstrosen. Es befanden sich welche unter der Decke.“
„Auf Pfingstrosen? Es waren welche unter ...? Aber Lady Helen verträgt keine Pfingstrosen! Ihre Tante hat sich heute Morgen deswegen gesorgt. Oje, sie ...“ Abrupt brach er ab und blickte an Hethe vorbei. „Wie geht es ihr?“
Verwundert schaute Hethe sich um und fuhr unter Lady Shambleaus stechendem Blick schuldbewusst zusammen. Die Dame blieb genau hinter ihm stehen.
„Sie wird sich erholen. Was nicht Euch zu verdanken ist“, antwortete sie kühl.
Hethe wand sich unbehaglich. Er fühlte sich wie ein hundsgemeiner Lump. Dann jedoch wallte Wut in ihm auf. Er hielt sich vor Augen, dass Lady Helen nicht im Mindesten von einem schlechten Gewissen geplagt würde, wenn er derjenige wäre, der jetzt leiden würde. Zudem war dies alles überhaupt nur der Ränke zu verdanken, die sie - gemeinsam mit der Dame, die ihn so böse anfunkelte - geschmiedet hatte. Daher straffte er sich und zuckte nur leicht mit den Achseln.
„Ich habe versucht, sie dazu zu bewegen, früher heimzukehren“, erklärte er, und als er den Zweifel in Lady Shambleaus Miene sah, fügte er an: „Gleich als sie das erste Mal geniest hat. Da habe ich angeregt, dass es vielleicht besser sei, zur Burg zurückzureiten. Aber es lag ihr sehr am Herzen, dass ich zuvor in den Genuss der Speisen komme, die sie eigens für mich hat zubereiten lassen Er warf der Dame einen bedeutungsvollen Blick zu und bemerkte zufrieden, wie ihre Selbstgerechtigkeit in sich zusammenfiel. Nun schien sie sich unbehaglich zu fühlen.
„Sollen wir uns wieder an den Ehevertrag machen?“, fragte sie, an Lord Templetun gerichtet.
„ Aye , tun wir das“, murmelte der alte Mann, erhob sich beflissen und führte Lady Shambleau fort.
Hethe war so, als habe der königliche Gesandte den besonderen Unterton des Gesprächs durchaus bemerkt und sei wenig erpicht darauf, der Sache auf den Grund zu gehen. Feigling, dachte er spöttisch und schaute dem Paar nach, das die Große Halle verließ.
„Nun, hoffen wir, dass die Verhandlungen endlich ein Ende finden“, sagte William und zog damit Hethes Aufmerksamkeit auf sich. William trank von seinem Bier. Seit Hethes Rückkehr hatte er schweigend dagesessen und den Gesprächen um ihn her lediglich gelauscht.
„Du willst, dass es rasch vorbei ist, hm?“, fragte Hethe.
Sein Freund lächelte schief. „Nun, das dürfte dir doch kaum anders gehen. Wenngleich es dich keine
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