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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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über die ihr widerfahrene Demütigung auch nur nachzudenken, geschweige denn, dazu auch noch eine Erklärung abzugeben. Sie hatte andere Dinge im Sinn. „Wir haben einen Verräter unter uns.“
    „Was?“, rief Tante Nell.
    Als die Kammertür aufging, verstummten sie beide. Helen hob den Kopf und versuchte blinzelnd die Person auszumachen, die eingetreten war. Nach wie vor sah sie alles nur vage, aber es schien sich um eine dunkel gewandete Frau zu handeln. Ducky, wie sie annahm, als der dunkle Schemen auf sie zueilte.
    „Ich habe kaltes Wasser und einen Lappen geholt, wie Ihr mir aufgetragen habt, Lady Shambleau.“ Duckys Stimme ließ sich leicht erkennen, und Helen entspannte sich ein wenig. Dann hörte sie die Kammerfrau erschrocken keuchen. Helen versteifte sich erneut und drehte den Kopf hierhin und dorthin, auf der Suche nach der Ursache für Duckys Bestürzung.
    „Was ist denn?“
    „Euer Gesicht, es ist ganz verschwollen“, hauchte Ducky.
    Kläglich ließ Helen sich zurück auf die Matratze sinken. Ihr Gesicht fühlte sich in der Tat geschwollen an und spannte. Hinter der Stirn pochte es schmerzhaft, und nur mit Mühe konnte sie den Drang bezwingen, ihre gereizten Augen zu reiben - ein Drang, dem sie auf der Lichtung erlegen war. Vermutlich sähe sie nicht gar so schlimm aus, wenn sie sich beherrscht hätte, aber es hatte doch so sehr gejuckt und gebrannt...
    „Reich mir die Wasserschüssel, Ducky“, hörte Helen ihre Tante leise sagen. Wasser plätscherte, und ein kalter Lappen wurde ihr aufs Gesicht gelegt. Helen zuckte zusammen, ehe sie erleichtert aufseufzte. Die feuchte Kühle linderte den Juckreiz augenblicklich, und erstmals seit etwa zwei Stunden ging es ihr besser. Es war himmlisch.
    „Was ist passiert?“, fragte Ducky bang.
    Helen verzog verbittert die Lippen. „Wir haben auf Pfingstrosen gerastet.“
    „Auf Pfingstrosen? Aber die vertragt Ihr doch nicht.“
    „Richtig. Und das wusste dieses Ekel.“
    „Aber woher?“
    Helen schniefte jammervoll. „Wir haben einen Verräter unter uns“, sagte sie abermals.
    „Ich fürchte, dieser Verräter bin ich“, verkündete Tante Nell leise.
    Entgeistert zog Helen sich das Tuch vom Gesicht und starrte den Schemen an, der ihre Tante war. „Wie bitte?“
    „Nun, es besteht kein Grund, mich so anzuschauen. Ich wollte nicht...“ Sie brach ab, nahm Helen das Tuch weg, tunkte es ein, und erneut plätscherte Wasser, als sie den Stoff auswrang.
    Anschließend drehte sie sich zu Helen um und legte ihr den Lappen wieder auf die Augen. „Er hat erwähnt, dass er unter freiem Himmel rasten und essen möchte. Ich wollte ihn beschwören, Pfingstrosen unter allen Umständen zu meiden - da du sie ja nicht verträgst. Aber Lord Templetun hat mich fortgezogen, ehe ich dazu gekommen bin.“ Sie verstummte kurz, und als sie fortfuhr, hörte Helen Verärgerung in ihrer Stimme. „Er muss mitbekommen haben, wie ich es Lord Templetun sagte.“ Sie schnalzte ungehalten. „Es war schäbig von Lord Holden, dieses Wissen gegen dich zu verwenden. Das war wirklich alles andere als ritterlich.“
    Helen schnaubte. „Wir reden hier vom ,Hammer of Holden“. Der hat eben keinen Sinn für Ritterlichkeit.“
    Einen Moment lang schwiegen sie.
    „Was willst du jetzt tun?“, fragte Tante Nell schließlich.
    „Ich weiß es nicht“, gestand Helen kläglich.
    „Nun denn. “ Geräuschvoll atmete Tante Nell aus und tätschelte Helen die Hand. „Ich muss wieder nach unten. Wahrscheinlich hat Lord Templetun sich längst vollgestopft und will die Verhandlungen wieder aufnehmen. Bleib du nur eine Weile liegen und entspann dich. Vielleicht fällt dir dabei ja etwas ein.“
    Helen nickte knapp und lauschte dem Rascheln von Stoff, das den Abgang ihrer Tante begleitete.
    „Kann ich Euch irgendetwas holen, bevor auch ich wieder hinuntergehe?“
    Blinzelnd öffnete Helen die Augen, nachdem Ducky ihr den Lappen vom Gesicht genommen hatte, um ihn erneut ins Wasser zu tauchen und auszuwringen. Zu Helens Erleichterung zeigte das kühlende Tuch bereits Wirkung. Die Schwellung musste ein wenig zurückgegangen sein, denn Helen konnte fast wieder normal sehen. Das Pochen in ihrem Schädel war allerdings noch da. „Vielleicht etwas gegen die Kopfschmerzen. Und etwas zu essen, bitte.“ Sie senkte die Lider, da Ducky ihr das Tuch wieder auf die Augen legte. „Und könntest du Goliath mitbringen, wenn du zurückkommst, damit ich Gesellschaft habe?“
    „Aye, Mylady. Habt Ihr Appetit auf

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