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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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von Almosen leben, Maggie. Du bist noch immer kräftig und gesund und kannst arbeiten. Zufällig benötige ich gerade jemanden mit deinen Fertigkeiten.“
    Maggies jammervolle Miene hellte sich auf, und Hoffnung ließ ihr runzeliges Gesicht leuchten. „Ist das wahr?“
    „Aye. Bislang standen meine Kammerfrauen unter Edwiths Leitung, aber sie ist vor einem Monat verstorben. Ich habe noch niemanden gefunden, der sie ersetzen kann. Ducky hat die Aufgabe neben ihren übrigen Pflichten versehen müssen. Du würdest uns beiden einen Gefallen erweisen, wenn du Edwiths Platz einnehmen könntest. Das würde Ducky stark entlasten.“
    „Oh!“
    Zu Helens Bestürzung brach Maggie nun tatsächlich in Tränen aus. Kurz fürchtete sie, dass sie falsch gelegen habe und Maggie lieber zu ihrer Tochter wolle. Als Maggie sie jedoch aus verweinten Augen anstrahlte, entspannte sie sich.
    „Oh, Mylady! Habt Dank!“, hauchte die frischgebackene Herrin der Kammerfrauen, sichtlich selig ob der Vorstellung, sich wieder nützlich machen zu können.
    „Ich danke dir“, erwiderte Helen entschieden und lächelte Ducky an, die just neben ihr erschienen war. „Vielleicht mag Ducky dich ja herumführen und den Frauen vorstellen, die dir unterstehen werden.“
    „Aber gern.“ Ducky schenkte Maggie ein warmes Lächeln, ehe sie sich an Helen wandte. „Boswell lässt Euch ausrichten, dass sich Reiter nähern.“
    „Reiter?“ Fragend hob Helen eine Braue.
    Ducky nickte. „Aye, sie führen das Banner des Königs mit sich.“ Helen stutzte und lächelte dann. „Gut, gut. Solltest du bei deinem Rundgang durch die Burg meiner Tante begegnen, unterrichte sie bitte davon.“ Sie setzte den letzten Stich, verknotete den Faden und trennte das überschüssige Ende ab. Während Ducky mit Maggie im Schlepptau verschwand, erhob sie sich und trug den Ball zur Tafel, um ihn den noch schmausenden Besitzern zu überreichen.
    „Hier“, verkündete sie fröhlich und legte den Ball auf den Tisch. „So gut wie neu. Esst schnell auf und dann hinaus mit euch. Der Tag ist zu schön, um ihn drinnen zu verbringen.“
    Begleitet vom zustimmenden Gejauchze und den Dankesbekundungen der Kinder, hastete Helen zum Portal und strich sich dabei die Röcke glatt.
    Als sie hinaus in die Sonne trat, kamen die Reisenden soeben durchs Tor in den Hof geritten. Nachdem auch Goliath herausgetrottet war, schloss sie das Portal und fuhr sich noch einmal rasch übers Haar. Sie war angespannt. Reiter des Königs, hatte Ducky gesagt, und Helen erkannte, dass es stimmte. Die Standarte von Henry II. flatterte im Wind, sichtbar für alle, die Augen im Kopf hatten - was auf Helen zutraf. Dies war ein denkwürdiger Tag. Vermutlich war dies die Antwort des Königs auf ihre zahllosen Sendschreiben, die Lord Holden betrafen. Es war die einzige Erklärung für den hohen Besuch.
    Das machte sie von Herzen froh. Helen hatte schon befürchtet, dass der König dem kaltherzigen, ja barbarischen Gebaren ihres Nachbarn gänzlich gleichgültig gegenüberstehe. Sie fühlte sich verzweifelt und hilflos, weil sie nicht mehr tun konnte, als Holdens entlaufene Leibeigene und Freie aufzunehmen und sich schriftlich beim König zu beschweren. Ein-, zweimal hatte sie Holdens mutmaßliche nächste Opfer gar freikaufen müssen, um sie vor seinem Zorn zu bewahren. Lord Hethe, der „Hammer of Holden“, war wahrlich der Teufel in Menschengestalt.
    Endlich aber schickte der König jemanden, der die Sache klären würde. Jedenfalls nahm Helen an, dass dem so war. Denn für den König höchstselbst wäre das Gefolge recht spärlich gewesen. Henrys Reisegeleit konnte sich über mehrere Meilen erstrecken, denn es umfasste adelige Herren und Damen, Dienerschaft, Vasallen und all das, was er unterwegs benötigen mochte.
    Nay, zweifellos hatte er jemanden an seiner statt entsandt, und das war ihr nur recht. Wahrscheinlich war die Angelegenheit zu belanglos für den König; schließlich betraf sie nur diejenigen, die unter dem „Hammer of Holden“ litten. Verglichen mit den Nöten eines ganzen Reichs war sie geradezu nichtig. Die Menschen von
    Holden konnten sich glücklich schätzen, dass König Henry ihrer Drangsal überhaupt Beachtung schenkte.
    Der Gedanke munterte Helen auf, und geduldig wartete sie, bis die Männer zu Pferde die Treppe vor dem Wohnturm erreicht hatten. Mit Goliath an der Seite schritt sie die Stufen hinab, um sie zu begrüßen.
    „Lady Tiernay?“ Es war der Älteste aus der Gruppe, der das

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