Im Banne des stuermischen Eroberers
als ich aus dem Boot in den Fluss gefallen bin. Er ...“ „In den Fluss?“, unterbrach Templetun sie scharf.
Erneut spürte sie sich erröten, und diesmal war Schuldgefühl die Ursache. „Aye, wir ... Nun ... Er meinte, eine kleine Bootsfahrt auf dem Fluss wäre nett, und ...“
„Lord Holden verabscheut Gewässer, schon seit seiner Kindheit.“ Damit wiederholte Templetun, was Helen bereits wusste. „Daher will mir nicht einleuchten, weshalb er eine Bootsfahrt auf dem Fluss vorschlagen sollte.“
„Ah, tja ... Also, womöglich war es auch meine Idee“, murmelte sie und betrachtete angelegentlich ihre Hände.
Er schwieg. „Und dieser Geruch, der Euch anhaftet?“, fragte er schließlich. „Inwiefern ist Euer Gemahl daran schuld?“
„Hm? Nun ...“ Schuldbewusst rutschte sie auf der Bank hin und her und ließ fahrig den Blick schweifen, wobei sie es geflissentlich vermied, Templetun anzusehen. „Er ... Also ... Er hat eine Unmenge verschiedener Duftöle ins Bad gegeben, und diese Öle haben sich nicht vertragen.“
„In Eurer Hochzeitsnacht?“
Überrascht hob Helen die Brauen. Sie war Lord Templetun seit dem Abend vor der Hochzeitsnacht nicht mehr begegnet. Die Stinkkrautbehandlung, die sie soeben ihrem Gemahl angelastet hatte, hätte sich aus seiner Sicht nicht zwangsläufig in jener Nacht ereignen müssen. „Aye. Woher wisst Ihr das?“
Er betrachtete sie schweigend und bewies dann, dass er wahrlich kein Narr war. „Als Lord Holden die Tür öffnete, um mir das Laken zu geben, habe ich einen schwachen unangenehmen Geruch wahrgenommen. Diesen Geruch.“ Er machte eine vage Geste mit der Hand, um auf die unsichtbare Wolke zu verweisen, die Helen umwaberte. Abermals wurden seine Augen schmal. „Als wir Lord Holden am Abend zuvor hinauf ins Brautgemach gebracht haben, lag ebenfalls ein Gestank in der Luft. Ich habe mich darüber genauso gewundert wie über den Umstand, dass Ihr Euch unter den Leinenüberwürfen noch mit einem Fell zugedeckt hattet.
Allerdings ist es kühl in der Kammer gewesen, und am folgenden Morgen schien alles in Ordnung zu sein.“ Er tat es mit einem ungeduldigen Achselzucken ab und musterte sie erneut eindringlich. „Der Geruch in der Kammer am Abend der Hochzeitsnacht war schwach, aber ich bin mir dennoch sicher, dass es ein anderer war als dieser.“
„Tatsächlich?“, murmelte sie beklommen.
„Weshalb hat er überhaupt Duftöle in Euer Bad gegossen?“ Fieberhaft kramte sie nach einer glaubwürdigen Lüge, ehe sie seufzte und die Wahrheit gestand. „Ich habe mich am ganzen Leib mit Stinkkraut eingerieben, um ihn davon abzubringen, die Ehe zu vollziehen.“ Als sie Empörung und Zorn in der Miene des königlichen Gesandten sah, fühlte sie sich bemüßigt, sich zu verteidigen. „Ich habe diese Ehe nicht gewollt und will sie noch immer nicht. Und ich werde alles tun, um sie für ungültig erklären zu lassen. Ich ...“
„Genug!“ Lord Templetun erhob sich. „Ich schlage vor, dass Ihr Eurer Kammerfrau auftragt, ein kleines Bündel zu schnüren. Es sollte reichen, wenn sie Sachen für einen oder zwei Tage einpackt. Macht Euch reisefertig und kommt wieder herunter.“
„Reisefertig?“ Helen sah ihn furchtsam an. „Wohin geht es denn?“
„Nach Holden. Es liegt näher an dem Ort, an dem der König und seine Mannen gegen den Earl of Leicester und dessen flämische Gedungene kämpfen. Ich lasse Euch dort und hole Lord Holden, auf dass er vollendet, was in der Hochzeitsnacht längst hätte geschehen sollen. Wenn wir bald aufbrechen, bekomme ich ihn womöglich noch zu fassen, bevor die Schlacht losbricht.“
„Oh, aber ...“
„Kein Aber, Mylady“, blaffte Templetun und brachte sie zum Verstummen. „Der König hat mich mit dieser Aufgabe betraut, und ich werde dafür sorgen, dass sie zu einem erfolgreichen Abschluss gelangt - ob es Euch nun passt oder nicht.“
„Verflucht sei er! “
Aufgebracht schritt Helen in ihrer Kammer auf und ab. Tante Nell und Ducky betrachteten sie mitfühlend. „Dieser dumme, halsstarrige, widerwärtige alte Esel!“
Vor einer ihrer Truhen blieb sie stehen, verpasste ihr einen kräftigen Tritt und setzte sich wieder in Bewegung. „Dieses Mal wird Templetun keine Ruhe geben, bis er sich nicht selbst davon überzeugt hat, dass die Ehe vollzogen wurde. Er lässt mir keine Möglichkeit, die Verbindung zu lösen. Ich werde diesen ... Mann am Hals haben, bis dass der Tod uns scheidet!“
„Vielleicht hast du Glück und er
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