Im Banne des stuermischen Eroberers
stirbt während des Feldzugs gegen den Earl of Leicester.“
Abrupt blieb Helen stehen und fuhr zu ihrer Tante herum. „Glaubst du?“, fragte sie so hoffnungsfroh, dass sie es selbst erbärmlich fand. Sogleich aber schüttelte sie die Hoffnung ab. „Nay, ein solches Glück wird mir nicht vergönnt sein. Der Mann hat zu viele Schlachten überstanden, als dass ich darauf hoffen dürfte, ihn nun scheitern zu sehen. Offenbar hat es Gott gefallen, mich untrennbar an diesen Bastard zu binden.“
Wieder ging sie auf und ab. „Templetun wird ihn dieses Mal zwingen, mir beizuliegen, und nichts kann dies verhindern. Kein Gestank, kein Ausschlag ..." Sie brach ab, um sich ärgerlich am Arm zu kratzen, während Tante Nell die Gelegenheit nutzte und das Wort ergriff.
„Dann sollten wir dich wohl besser darauf vorbereiten“, schlug sie ruhig vor, trat zu ihrer Nichte, fasste sie am Arm und führte sie zum Bett, um sie auf dem Fußende Platz nehmen zu lassen.
Helen hörte auf, sich zu kratzen, und schnaubte. „Wenn du mit ,vorbereiten meinst, dass ich baden und mich einpudern soll, um ihm zu gefallen, so kannst du das vergessen! Ich werde mich keineswegs vorbereiten. Soll er doch meinen Gestank ertragen, dieser abscheuliche Mistkerl.“
„Ich weiß nicht, ob das klug wäre, mein Kind. Vielleicht ist es das Beste, wenn du dich so fügsam wie möglich gibst.“
„Wie bitte?“ Entgeistert starrte Helen ihre Tante an. „Erzähl mir bloß nicht, ich sollte mich widerstandslos ergeben. Denn das werde ich nicht. Ich werde kämpfend zugrunde gehen. Ich werde ...“ „Du gewinnst nichts dadurch, dass du weiterhin kämpfst“, unterbrach Tante Nell sie und schüttelte sie ungeduldig, was Helen lange genug sprachlos machte, um ihrer Tante Zeit für eine Erklärung zu geben. „Ich habe dich bislang in jedweder Hinsicht darin unterstützt, dieser Ehe zu entgehen, mein Liebling. Aber alles deutet darauf hin, dass sich diese Verbindung schlicht nicht vermeiden lässt. Templetun wird in der Tat dafür sorgen, dass sie vollzogen wird. Jeder weitere Widerstand von deiner Seite würde dir nur schaden.“
Helen stand auf, wischte die Einwände unwirsch beiseite und schritt abermals auf und ab. „Ich fürchte weder Templetun noch ...“
„Ich meine körperlichen Schaden - durch die fleischliche Vereinigung“, fiel Tante Nell ihr erneut ins Wort.
Helen erstarrte und blickte unsicher drein. „Wie meinst du das?“
Tante Nell setzte an, etwas zu sagen, verkniff es sich und sah um Hilfe heischend zu Ducky hinüber. Die beiden tauschten einen Blick, ehe die Kammerfrau sich räusperte und in die Bresche sprang. „Wie die Vereinigung im Wesentlichen aussieht, wisst Ihr ja bereits, Mylady. Ich weiß, dass Lady Shambleau es Euch erklärt hat.“
„Aye ." Angewidert verzog Helen den Mund. Zu gut erinnerte sie sich an den Vortrag, den sie von Tante Nell erhalten hatte, als sie ins heiratsfähige Alter gekommen war. Damals war ihr das Dargelegte abstoßend erschienen. Heute wirkte es kaum reizvoller auf sie, trotz der aufregenden Küsse in der Hochzeitsnacht. Sie zog es vor, die Wirkung ihres Gemahls auf sie für eine Verirrung zu halten, die durch das Stinkkraut hervorgerufen worden war. Womöglich löste die Pflanze solch merkwürdige Dinge aus. „Er wird sein Schüreisen in meine ...“
„Richtig, also ...“, unterbrach Tante Nell sie hastig und räusperte sich. „Das stimmt, und für gewöhnlich ist... tja ... Für gewöhnlich ist die Frau bereit, und wenn sie es nicht ist, tut es ihr weh. Natürlich tut es beim ersten Mal so oder so weh, aber sie kann Schaden erleiden, wenn sie nicht... bereit ist.“
Helen überlegte angestrengt. „Wenn ich also nicht bade und mich einpudere, um ihm zu gefallen, könnte ich Schaden nehmen?“, fragte sie bedächtig.
„Nicht direkt... Nay, ich ...“ Tante Nell gab sich geschlagen und wandte sich abermals Hilfe suchend an Ducky.
„Was sie meint, ist Folgendes“, erklärte die Ältere. „Wenn Ihr Euch nicht badet und herrichtet, kann es sein, dass er nicht behutsam vorgeht. Dass er sich nicht die Mühe macht, dafür zu sorgen, dass Ihr bereit seid.“
„Er muss dafür sorgen?“, rief Helen erstickt.
„Er muss ...“, setzte Tante Nell an, brachte es aber offenbar nicht über sich weiterzusprechen.
„Erinnert Ihr Euch an das Beltane-Fest letztes Jahr Anfang Mai?“, fragte Ducky plötzlich. Sowohl Helen als auch Tante Nell sahen sie verwirrt an.
„Aye, wieso?“, fragte
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