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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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sie tatsächlich klein beigeben musste, wollte sie lieber ungeschoren davonkommen. „Ich muss dringend ein Bad nehmen und mich herrichten, Mylord. Ich ...“ „So wie in Eurer Hochzeitsnacht?“, fiel er ihr barsch lachend ins Wort und verstärkte seinen Griff. „Besser nicht. Lord Holden legt gewiss keinen Wert darauf, dass Ihr ärger stinkt, als Ihr es ohnehin schon tut. Wir können uns glücklich schätzen, wenn er seiner Pflicht unter den gegebenen Umständen nachkommen kann. Nay, ich werde Euch nicht aus den Augen lassen, bis wir sicher auf Holden sind. Und lasst Euch versichern, dass ich seinen Kastellan damit betrauen werde, über Euch zu wachen, sollten wir Lord Holden nicht vor unserer Ankunft dort einholen. Ich werde seinen Kastellan anweisen, Euch nicht alles zu bringen, wonach Ihr verlangt. Also glaubt ja nicht, dass Ihr auf Holden in der Lage sein werdet, Eure Verfassung zu verschlimmern und die Sache dadurch aufzuschieben.“
    Sie hatten die Große Halle durchquert und waren hinaus vor den Wohnturm getreten, als Templetun seinen kleinen Vortrag beendete. Er führte Helen gerade die Treppe hinab in den Burghof, als eine atemlose Ducky hinter ihnen durchs Portal stürmte. Lord Templetuns Gefährten warteten bereits mit den gesattelten Pferden, und erst bei diesen holte Ducky sie ein.
    Templetun nahm ihr das Bündel ab und reichte es einem seiner Männer. Ehe er Helen auf ein Pferd zuschieben konnte, fiel die Kammerfrau ihr jäh um den Hals und drückte sie fest.
    Die innige Geste erstaunte Helen ein wenig - bis sie Duckys gezischte Worte hörte. „Denkt daran, mit den Brüsten zu wackeln, Mylady. Und wackelt ruhig kräftig.“
    Helen erhielt keine Gelegenheit, etwas zu erwidern. Sie konnte gerade noch einen Blick auf ihre besorgt dreinschauende Tante werfen, die just die Stufen herabgeeilt kam, bevor Templetun sie Duckys Armen entriss und zwang, in den Sattel zu steigen.
    „Mit diesem Ausschlag straft Gott Euch gewiss für Euren Ungehorsam.“
    Helen krampfte die Finger fester um die Zügel ihres Pferdes. Seit sie Tiernay verlassen hatten, lag Lord Templetun ihr unablässig mit seinem Tadel in den Ohren. In seinen Augen war sie ein sündiges, boshaftes, ungehorsames Frauenzimmer. Sie hatte einen Befehl ihres Königs missachtet. Sie hatte sich ihrem Gemahl widersetzt. Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, hatte sie sich zu allem Überfluss auch gegen Gott versündigt, indem sie bei der Vermählung Gehorsam gelobt und dieses Gelöbnis gleich darauf gebrochen hatte. Sie war eine böse, ungezogene kleine Sünderin, und sogar Gott hatte sie gestraft - mit dem Ausschlag ebenso wie mit dem abscheulichen Gestank, den sie nun zu erdulden hatte. Wobei der Gestank selbstredend die Fäulnis ihrer verdorbenen Seele widerspiegelte.
    An diesem Punkt ließ sich wohl sagen, dass Lord Templetuns Mitgefühl eindeutig Lord Holden galt. Doch stellte Helen - ein wenig zynisch vielleicht - fest, dass sein Mitgefühl offenbar nicht so weit ging, die Ehe annullieren zu lassen, um Holden vor ihrem verderbten Einfluss zu bewahren.
    „Da wären wir.“
    Sie schaute auf und sah vor sich die Mauern der Burg aufragen. Holden. Nie hätte sie gedacht, dass sie tatsächlich ankommen würden. Lord Templetun hatte sie alle im Schneckentempo reiten lassen, auf dass er Helen seine scharfe Zunge umso ausgiebiger spüren lassen konnte. Daher hatte die Reise mehr Zeit als nötig beansprucht. Sicherlich war das Mittagsmahl lange vorbei.
    Während sie den Burghof überquerten, verfiel der königliche Gesandte in seliges Schweigen. Helen nutzte die Gelegenheit, sich umzusehen. Sie war nie zuvor auf Holden gewesen. Oder wenn doch, so musste sie sehr jung gewesen sein, denn sie hatte keinerlei Erinnerung daran.
    Neugierig ließ sie den Blick schweifen und musterte die Leute, die ihrer Arbeit nachgingen. Sofort fiel ihr auf, was anders war. Auf Tiernay spielten Kinder, Hunde tollten umher, und das Tagewerk der fidelen, glücklichen Menschen wurde von fröhlichem Lachen begleitet. Das war hier nicht der Fall. Helen erspähte weder ein Kind noch ein Lächeln, und ein Gutteil des Volkes hier wirkte verhärmt, blass und grimmig.
    Verblüfft stellte sie fest, dass dieser Umstand sie erleichterte, und es dauerte einen Moment, bis ihr aufging, warum dies so war. Als sie Lord Holden zum ersten Mal begegnete, war sie verstört gewesen. Er war überhaupt nicht so, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Statt eines ungeschlachten, hässlichen

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