Im Banne des stuermischen Eroberers
Gesellschaft zu leisten. Ich ...“Er stockte und rümpfte die Nase. Als Helen näher kam, riss er ungläubig die Augen auf und wich hastig einen Schritt zurück. Sofort blieb Helen stehen. Sie spürte, wie die Schamesröte ihr den Hals hinauf bis in die Wangen kroch.
Schweigend standen sie sich gegenüber. Plötzlich ertönte hinter Helen ein Fiepen. Sie schaute sich um und erspähte Goliath, der vor dem Kamin schlief. Ducky hatte ihr berichtet, dass der Hund seit dem Stinkkrautvorfall dort Aufstellung bezogen hatte. Nun jaulte er im Schlaf und bedeckte die Schnauze mit den Vorderpfoten.
Seufzend drehte sie sich wieder zu Templetun um. Der blickte mitfühlend ... auf den Hund. „Mylord?“
Der alte Mann zuckte zusammen und wandte sich ihr höflich zu, ehe er sichtlich den Atem anhielt und einen weiteren Schritt nach hinten tat. Helen merkte, dass sie unwillkürlich auf ihn zugegangen war, als sie ihn angesprochen hatte, und blieb erneut stehen. Sie schenkte dem königlichen Gesandten ein schiefes Lächeln. Es sollte aufmunternd wirken, doch sie argwöhnte, dass es eher kläglich ausfiel.
„Nun ... Ich war soeben beim Essen“, sagte Lord Templetun wenig geistreich und nutzte den Vorwand, um zum Tisch zurückzukehren und sich zu setzen - ein gutes Stück von Helen entfernt. Nach kurzem Zögern begab sie sich ebenfalls zur Tafel und wählte einen Platz, der ihrer Meinung nach genügend großen Abstand zu Templetuns Platz bot, um ihn nicht mit ihrem Geruch zu behelligen. Doch wie es aussah, hatte sie falsch gedacht. Templetun drehte sich zur Seite, stützte sich mit einem Ellbogen auf der Tischplatte ab, hielt sich so beiläufig wie möglich eine Hand vor die Nase und beäugte Helen.
„Äh, Ihr scheint... Ist das ein Ausschlag?“, fiel er sich selbst ins Wort und ließ die Hand sinken. Seine Miene wirkte besorgt. Nach nur einem Atemzug hob er die Hand allerdings wieder vor die Nase.
„Aye.“ Helen seufzte. „Den habe ich einem Zusatz im Badewasser zu verdanken.“
„Ihr habt gebadet?“, hakte er verblüfft nach. Als ihm aufging, was ihm da herausgerutscht war, verzog er das Gesicht. „Ich meine, Ihr habt also gebadet und etwas im Wasser nicht vertragen?“, mühte er sich mäßig erfolgreich, die vorangegangene Frage in eine weniger beleidigende zu verwandeln. Vermutlich sollte es mich nicht wundern, dass er mein Bad anzweifelt, dachte sie. Die Tatsachen jedenfalls sprachen dieser Behauptung Hohn.
Sie hielt es für das Beste, dem Gespräch vorläufig eine andere Richtung zu geben, und räusperte sich. „Meine Tante hat mir mitgeteilt, dass Ihr uns heute verlassen wollt.“
„Ganz recht.“ Der Gedanke schien ihn aufzuheitern. Helen mühte sich, nicht gekränkt zu sein.
„Aye, nun ...“ Sie verstummte, plötzlich unschlüssig, wie sie diesem Mann sagen sollte, was sie auf dem Herzen hatte. Während sie nachdachte, wandte Lord Templetun sich ab und atmete tief durch den Mund ein, sodass Helen zu dem Schluss kam, der direkte Vorstoß sei der beste. Vielleicht wusste er ja zu schätzen, dass sie Rücksicht auf die Tortur nahm, der sie ihn gerade aussetzte. Vielleicht stimmte ihn das ja gütig.
„Ich möchte Euch bitten, beim König eine Annullierung der Ehe zu erwirken“, platzte sie heraus.
Lord Templetun versteifte sich und legte die Stirn in Falten. „Ich verstehe nicht, Mylady. Euch ist doch sicherlich bekannt, dass eine bereits vollzogene Ehe nicht annulliert werden kann.“
„Aye, aber diese Ehe wurde nicht vollzogen.“
Verwirrt blinzelte er, bevor er den Kopf schüttelte. „Aber ich habe den Beweis dafür erhalten. Lord Holden hat mir das Bettlaken überreicht.“
„Er hat Euch ein Bettlaken überreicht“, stellte sie richtig. „Es stammt nicht von meinem Bett. Das Blut darauf ist nicht mein Blut.“
Helen wusste nicht recht, mit welchem Verhalten sie gerechnet hatte, aber gewiss nicht mit diesem. Lord Templetun erstarrte. Seine Miene wurde abweisend, seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Kühl musterte er sie. Helen hatte ihn nie als einschüchternd empfunden, doch kurz verspürte sie den Drang aufzuspringen und sich zu verstecken. Statt diesem Bedürfnis nachzugeben, plapperte sie drauflos.
„Es tut mir leid, Mylord, aber ich kann unmöglich mit ihm verheiratet bleiben. Er ist... Nun, riecht doch nur an mir! Das hat er mir angetan“, erklärte sie, einer plötzlichen Eingebung folgend. „Er ist auch für den Ausschlag verantwortlich. Und neulich hat er nur gelacht,
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