Im Bannkreis Des Mondes
Namen, bevor sie mit einem harten Aufprall am Fuß der Treppe zu liegen kam und mit dem Kopf gegen die Wand schlug. Danach wusste sie nichts mehr.
Als Abigail zu sich kam, lag sie auf den Pelzen in ihrer Schlafkammer. Eine Stimme rief immer wieder ihren Namen und verlangte ihre Aufmerksamkeit. Talorc beugte sich über sie. Sein Gesicht war vor Sorge zerfurcht. Zumindest glaubte sie, Sorge darin zu erkennen. Sie ignorierte die Stimme in ihrem Kopf, obwohl sie wusste, dass er es war, der sie rief, und wandte den Kopf ab.
Er berührte ihr Ohr, weil er ihr etwas sagen wollte.
Sie weigerte sich, ihn anzuschauen. »Ich bin die Treppe runtergefallen.«
Er tippte gegen ihr Kinn, ganz sanft. Jetzt drehte sie doch den Kopf und sah ihn an. »Keine Sorge. Ich bin nicht wütend, weil du allein die Treppe runtergegangen bist.«
Sie brauchte seine Zusicherung nicht. »Das war nicht mein Fehler. Da war etwas auf den Stufen. Es rollte weg, als ich daraufgetreten bin; deshalb habe ich den Halt verloren.«
»Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen.« Talorc schüttelte den Kopf. »Lachlan hatte recht, auch wenn es mir wehtut, das zuzugeben. Die Stufen sind für eine Familie ein Sicherheitsrisiko. Ich werde ein Geländer anbauen lassen.«
Sie überging seine Worte, denn es gab etwas Wichtiges. »Da war etwas auf den Stufen, Talorc. Ich habe es unter meinen Schuh gespürt.«
»Da war nichts. Ich habe dich nur wenige Augenblicke nach deinem Sturz gefunden, und da war nichts.«
»Du hast mich gefunden?«
»Osgard war zuerst zur Stelle, aber höchstens ein, zwei Augenblicke früher. Er hat getobt und war ganz krank vor Sorge um dich.«
Talorc runzelte die Stirn und drehte den Kopf zur Seite. Er blickte jemanden an, der hinter ihm stand.
Guaire hielt dem finsteren Blick seines Lairds mit Gelassenheit stand. »Osgard hat doch immer wieder bewiesen, dass er unsere neue Lady nicht akzeptiert. Er weiß von ihrer Angewohnheit, morgens ohne Begleitung die Treppe hinunterzusteigen. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, kleine Kieselsteine auf die Stufen zu legen und sie wieder einzusammeln, bevor jemand sie findet.«
Abigail gefiel der Gedanke nicht, dass jemand im Clan ihr schaden wollte. Aber sie wusste , da war etwas auf den Stufen gewesen. Ehe sie noch etwas sagen konnte, machte Niall sich bemerkbar.
Sein Blick war mindestens so erbost wie Talorcs. Er blitzte Guaire an. »Du wagst es, den Ratgeber unseres Lairds zu beschuldigen? Glaubst du, er ist zu einem so himmelschreienden Verrat in der Lage? Er ist ein loyaler Chrechte, vergiss das nicht.«
»Und weil er ein Chrechte ist, soll er über jeden Zweifel erhaben sein? Ich bin ja nur ein Mensch, und deshalb zählt meine Meinung nicht, stimmt’s? Dabei bin ich der Truchsess dieses Lehens und sorge mich stets um die Sicherheit meiner Lady.«
Die tödliche Ruhe, die Talorc und Niall nach diesen Worten ausstrahlten, verriet Abigail, dass Guaires Worte sie mehr als nur wütend gemacht hatten. Es hatte sie gefährlich werden lassen.
Abigail rief sich die Worte ihres Freundes noch einmal ins Gedächtnis. Dann begriff sie, was geschehen war. Guaire hatte sich einen Menschen genannt, nicht einen Highlander, und das bedeutete, dass er mit dem Unterschied zwischen den Chrechte und den anderen Clanmitgliedern vertraut war. Und weder Niall noch Talorc war bekannt gewesen, dass er ihr Geheimnis kannte.
Der Blick, mit dem Guaire die beiden Chrechtemänner maß, spiegelte seine Verbitterung wider. »Glaubt ihr denn, ich bin blind? Ich lebe doch mit euch unter einem Dach!«
»Das reicht«, stieß Talorc hervor. Er warf einen Seitenblick auf Abigail.
Guaires Blick triefte vor Verachtung. »Wie du meinst. Dann lass doch dein Weib, deine geheiligte Seelengefährtin , weiter im Dunkeln tappen.«
»Verschwinde«, befahl Talorc.
»Nein!«, rief Abigail. »Er ist mein Freund.«
»Du widersetzt dich meinem Befehl?«, fragte Talorc gefährlich leise.
»Du hast dein Geheimnis lange genug vor mir verborgen gehalten. Du wirst mir jetzt nicht auch noch meinen besten Freund nehmen.«
»Was habe ich vor dir verborgen gehalten?«, fragte Talorc. Er war so überzeugt, sein Geheimnis gewahrt zu haben, dass die Verwirrung echt war, die sich auf seinem Gesicht zeigte.
Das machte Abigail nur noch wütender. Und wenn sie wütend wurde, das hätte Emily den Männern verraten können, wurde Abigail nicht lauter, sondern ganz leise. »Ach, das ist nicht wichtig. Kein Grund, darüber zu streiten.«
Er
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