Im Bannkreis Des Mondes
Kraft, mich auch noch um Una zu kümmern.«
»Bevor der König sein Edikt erließ, hatte sie gehofft, mit Talorc zusammenzukommen.«
Das erklärte zwar Unas anfängliche Kälte, aber es entschuldigte sie nicht. »Sie hat mir erzählt, sie sei seit drei Jahren die Haushälterin. Wenn Talorc an ihr interessiert wäre, hätte er dieses Interesse vorher gezeigt.«
»Zweifellos.« Guaire runzelte die Stirn. Plötzlich wirkte er traurig und niedergeschlagen. »Sie hat es jetzt auf einen anderen Krieger abgesehen.«
»Etwa Niall?«, fragte Abigail intuitiv.
»Ja.«
Abigail drückte seine Hand, um ihm stumm ihr Mitgefühl auszudrücken.
Guaires Augen weiteten sich. Er sagte leise: »Danke schön«, ehe er ihre Hand kurz drückte.
Niall verschränkte die Arme vor der Brust. Abigail richtete ihre Aufmerksamkeit auf ihn. »Wenn ihr zwei da fertig seid mit dem Händchenhalten – vielleicht würde es dir dann nichts ausmachen, deine Pflicht zu erledigen, Truchsess.«
Es sah ganz so aus, als sei Abigail nicht die Einzige, die heute mit schlechter Laune aufgestanden war.
Guaire blickte verdrießlich drein. »Ich werde jetzt zum Schmied gehen und mich erkundigen, wie er mit den Werkzeugen vorankommt, die unser Clan zur Herbstmesse mitbringen will. Möchtest du gern mitkommen?«
»Ja. Ich will Magnus danken, weil er mir ein so nützliches Gartengerät geschmiedet hat.«
Talorc berührte ihr Ohr. Diese vertraute Geste in Kombination mit der Entfremdung, unter der sie litt, die sie aber selbst herbeigeführt hatte, ließ in ihr den Wunsch erwachen, es könne anders sein. Sie wandte den Kopf und sah ihren Mann an.
Sein Blick ging besorgt zwischen ihr und Guaire hin und her. »Vielleicht solltest du dich heute noch ausruhen.« Offenbar befürchtete er noch immer, der Truchsess könne ihr sein Geheimnis verraten.
Wäre er wirklich um ihre Gesundheit besorgt gewesen, Abigail hätte auf ihn gehört. Aber da seine Sorge etwas ganz anderem galt, war sie nur noch fester entschlossen, Guaire zu begleiten. »Ich habe nur eine kleine Beule, und nichts ist gebrochen. Der kleine Spaziergang wird mir guttun.«
»Glaubst du, er wird es ihr sagen?«, fragte Talorc Niall.
»Er hat mir versichert, das werde er nicht tun. Ich wüsste nicht, wann Guaire sein Wort schon mal gebrochen hat.«
»Wüsste ich auch nicht.« Aber trotzdem machte er sich Sorgen. Talorc wollte derjenige sein, der Abigail mit seiner wahren Natur vertraut machte. Nachdem er nun erkannt hatte, dass Guaire mit dem Wesen der Chrechte vertraut war und ihr größtes Geheimnis kannte, wusste Talorc, dass er schon bald mit ihr reden musste. Sonst bestand die Gefahr, dass sie es auf anderen Wegen herausfand.
»Ob ihre Schwester ihr etwas gesagt hat? Was denkst du?«, fragte Barr.
»Das ist sehr wahrscheinlich. Aber wenn sie das getan hat, hätte Abigail mich doch längst mit der Wahrheit konfrontiert.«
Niall schnaubte. »Oder Emily hätte dich damit konfrontiert, sobald sie erfahren hat, dass du ihre geliebte Schwester über deinen Wolf im Dunkeln lässt.«
»Ja, stimmt schon. Sie hat sich nie gescheut, ihre Gedanken auszusprechen.«
»Ich kann mich gut daran erinnern«, bemerkte Barr schmunzelnd.
»Der ganze Clan erinnert sich noch ziemlich gut daran, dass sie mich mit einem Ziegenbock verglichen hat.«
Auf ihrem Weg zum unteren Burghof wartete Abigail, bis niemand in ihrer Nähe war, ehe sie Guaire fragte: »Du liebst ihn, nicht wahr?«
Guaire fragte nicht, wen sie mit »ihn«, meinte, und versuchte auch gar nicht, so zu tun, als wüsste er nicht, worüber sie redete. Er seufzte bloß und sagte: »Ja.«
»Das habe ich mir schon gedacht.«
»Ich liebe ihn schon mein Leben lang. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum ersten Mal den Wunsch hatte, ihn zu küssen und wie einen Liebhaber zu berühren. Ich weiß nur, dass ich nie einen anderen wollte.«
»Du hast dich nie zu einem anderen Mann oder einer anderen Frau hingezogen gefühlt?«
Guaire wurde rot. »Ich finde viele Krieger attraktiv. Aber der Einzige, bei dem ich diesem Gefühl nachgeben will, ist Niall. Ich will ihn so sehr, dass ich vor Sehnsucht zittere. Eines Tages wird er das bemerken. Und dann wird er mich vermutlich umbringen.«
»Weil du ein Mann bist?«
»Nein. Bei den Chrechte können sich auch zwei Männer oder zwei Frauen zusammentun. Es passiert wohl nicht oft, aber es passiert, und sie glauben daher, dass es eine Verbindung ist, die Gottes Segen hat. Niall wäre wahrscheinlich erzürnt,
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