Im Bannkreis Des Mondes
gesagt?«
»Nichts.«
»Nichts?« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »So ein Narr!«
»Mein Mann ist kein Narr. Er verurteilt mich nicht, sondern hat mir versichert, ich solle mir deshalb keine Sorgen machen.« Zunächst hatte dies zwar ihre Angst verstärkt, Talorc könne sie verbannen, aber dann hatte sie gelernt, diese Stimmen in ihrem Kopf als Geschenk anzunehmen.
»Natürlich macht er sich keine Sorgen. Er weiß schließlich ganz genau, wieso du seine Stimme und die seines Wolfs hören kannst.« Emilys blaue Augen blitzten verärgert.
»Sein Wolf?« Jetzt war Abigail mehr als nur ein bisschen verwirrt. »Du meinst den großen grauen Wolf, der mit dem Clan befreundet ist?«
»Dieser Wolf ist mehr als nur ein Freund.« Emily sprang auf und begann auf und ab zu laufen.
»Dann bist du ihm auch schon mal begegnet?«
»Ich habe ihn aus einiger Entfernung gesehen.«
»Ich habe ihn zweimal aus der Nähe gesehen.« Rasch erzählte sie ihrer Schwester von ihrem Spaziergang mit Niall im Wald und dann von ihrem Beinahezusammenstoß mit dem Keiler. »Der Wolf hat mir das Leben gerettet.«
»Natürlich hat er das getan. Er ist dein Mann. Dein Seelengefährte.«
»Aber Emily … Ich bin doch nicht mit einem Wolf verheiratet.« Jetzt sorgte sie sich nicht mehr um ihren eigenen Verstand, sondern um den ihrer Schwester.
Kapitel 18
V ielleicht war Emilys Schwangerschaft der Grund, dass ihr Verstand ihr einen Streich spielte.
Aber Emily machte auf Abigail nicht den Eindruck, als fantasierte sie sich etwas zusammen. Sie erwiderte bloß: »Doch, das bist du.«
»Emily …«
»Abigail, sie sind Werwölfe.«
»Jetzt hör auf, mich auf den Arm zu nehmen. Ich weiß schon, früher habe ich Annas Geschichten über Werwölfe, die in den Highlands leben, geglaubt, und das hat mich in Angst und Schrecken versetzt. Aber ich bin kein kleines Kind mehr. Und ich mache mir wirklich Sorgen wegen der Stimmen in meinem Kopf.«
»Ich nehme dich nicht auf den Arm.« Emilys dunkelblaue Augen spiegelten ihre Enttäuschung wider. »Habe ich dich jemals angelogen?«
»Nein.«
»Und ich lüge auch jetzt nicht. Es gibt eine besondere Gruppe von Menschen, die hier in den Highlands mit den Clans zusammenlebt.«
»Du meinst die Chrechte.«
»Dann hat dir Talorc also zumindest davon erzählt.«
»Ja.«
»Aber er hat dir nicht alles gesagt, denn sonst wüsstest du, dass sie Werwölfe sind.«
»Werwölfe sind doch nur ein Ammenmärchen«, wehrte Abigail ab.
»Das sind sie eben nicht. Werwölfe sind real, und Talorc ist einer von ihnen. Ich denke, jetzt ist der richtige Moment, dir die ganze Geschichte zu erzählen, wie es zu meiner Heirat mit Lachlan kam.«
Abigails Erstaunen wuchs ins Unermessliche, als ihre Schwester ihr die Geschichte erzählte. Und zudem reifte in ihr die Erkenntnis, dass Emily jedes ihrer Worte aus tiefem Herzen glaubte. Und wenn Emily daran glaubte, dann musste es einfach wahr sein. Und das hieß, auch Annas Märchen waren wahr. Es gab tatsächlich Werwölfe.
Hätte vorher irgendjemand etwas Derartiges behauptet, hätte Abigail Beweise verlangt. Aber diese Behauptungen kamen von ihrer eigenen Schwester. Dem einzigen Menschen auf Gottes Erdboden, der sie immer vorbehaltlos geliebt hatte. Der sie nie belogen hatte. Überdies wurde Abigail schnell bewusst, dass sie ihrer Schwester nicht einfach nur blind vertrauen musste, denn im Laufe der Erzählung erkannte sie immer wieder Details, die für sie auf einmal einen Sinn ergaben. Dinge, die sie seit ihrer ersten Begegnung mit Talorc verwirrt hatten.
»Wenn ein Werwolf seinen oder ihren wahren Seelengefährten findet, können einige von ihnen miteinander in Gedanken reden«, erklärte Emily. »Lachlan und ich zum Beispiel können das.«
»Talorc hat mich schon einmal seine wahre Seelengefährtin genannt. Ich habe immer gedacht, er meinte damit, ich sei seine Freundin.«
Emily lachte sie nicht aus. An ihrer Stelle hätte Abigail das vermutlich getan. Wie dumm sie doch gewesen war! Sie hatte Worte, die ihr so viel zu erklären vermochten, schlicht falsch verstanden.
»Wölfe binden sich ein Leben lang an einen Seelengefährten. Und sein Wolf hat sich an dich gebunden«, sagte Emily im Brustton der Überzeugung. »Auch wenn es bei einem Chrechte selten passiert, dass er sich mit einem Menschen vereint, kommt es durchaus vor. Ich bin der beste Beweis. Unser Kind und dass ich wieder schwanger bin, sind weitere Beweise, dass die Verbindung zwischen Lachlan und mir die
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