Im Bannkreis Des Mondes
starrte sie sichtlich verblüfft an. »Abigail …«
Sie starrte ihn finster an. Und schwieg.
»Ich habe noch Verpflichtungen, denen ich nachkommen muss«, sagte Guaire. Es war der offensichtliche Versuch, die Pattsituation zwischen Laird und Lady zu beenden. »Du musst dich jetzt ausruhen.«
Dankbar lächelte Abigail ihn an. Dann warf sie Talorc und Niall einen scharfen Blick zu. »Ihr werdet ihm nichts antun, verstanden?«
Niall zuckte zusammen, als habe sie ihn geschlagen. »Das würde ich nie … Er ist mein … Kampfgefährte. Ich würde ihn immer beschützen.«
Guaire schien davon ungefähr genauso überzeugt zu sein, wie sie von Talorcs Liebe überzeugt war. Also überhaupt nicht.
»Abigail, was zum Teufel ist denn nur los mit dir?«, wollte ihr Mann wissen.
»Vielleicht hat mein Verstand beim Sturz Schaden genommen«, bemerkte sie mit unverhohlenem Sarkasmus.
Talorc schien diese Erklärung allen Ernstes zu erleichtern.
Guaire und sie wechselten einen verständnisvollen Blick, ehe der rothaarige Krieger auf dem Absatz kehrtmachte und die Kammer verließ.
»Ich möchte mich ausruhen«, sagte Abigail. Sie würdigte weder ihren Mann noch seinen treuen Soldaten eines Blicks.
Talorc streichelte ihre Wange, wie Emily es immer tat, wenn sie ihre Aufmerksamkeit suchte. Abigail richtete ihren Blick nur deshalb auf ihn, weil sie ahnte, dass er nicht gehen würde, solange sie ihn nicht reden ließ.
»Zuerst trinkst du noch was von diesem Tee, den ich von Una habe zubereiten lassen. Er ist nach einem Rezept aus den heilkundigen Büchern meiner Mutter zubereitet.«
Bei ihrem Glück war der Tee vermutlich vergiftet. »Nein.«
»Ich bestehe darauf.«
»Una hasst mich.« Jemand hatte Kieselsteine oder etwas Ähnliches auf den Stufen verteilt. Wenn nicht Osgard, dann vielleicht die Witwe. »Ich werde nichts essen oder trinken, das sie zubereitet hat. Und gib dir keine Mühe, mich anzulügen. Wenn du behauptest, jemand anderes als sie hat die Speisen zubereitet, werde ich erkennen, ob du lügst. Ich kann ein Gesicht genauso gut lesen wie die Worte von deinen Lippen, und ich werde es wissen, wenn du unehrlich bist.«
»Ich würde dich nie anlügen«, sagte Talorc. Nun blitzte doch Wut in seinen Augen auf.
Abigail hielt sich nicht damit auf, seine lächerliche Behauptung einer Antwort zu würdigen. Natürlich log er. Zumindest verbarg er die Wahrheit vor ihr, wenn es ihm zupass kam.
Da sie darauf nichts erwiderte, wandte Talorc sich an Niall und wies ihn an: »Lass den Kräutertrunk von einer der anderen Frauen zubereiten.«
Niall kehrte zehn Minuten später mit einem dampfenden Becher zurück. Abigail hatte in der Zwischenzeit kein Wort gesprochen und ihren Mann ignoriert, indem sie einfach die Augen schloss und ihn so aus ihrer Welt verbannte.
Talorc bewies Geduld. Er ertrug Abigails schlechte Laune und zeigte sich an jenem Tag und auch am Tag darauf sehr um ihr Wohlergehen besorgt. Aber Abigail hielt ihn auf Distanz. Der schlimmste Kopfschmerz, an den sie sich erinnern konnte, machte es ihr leicht, ihr unleidliches Verhalten zu erklären. Nicht einmal Sybils ständiges Lamentieren hatte Abigails Kopf jemals so heftig pochen lassen.
Guaire kam zweimal am Tag vorbei und stattete Abigail einen Besuch ab. Aber sie waren nie allein. Dies gebot zwar der Anstand, aber es gefiel Abigail nicht. Es ging nicht um ihre Tugend, die Talorc, Niall und Barr so zu beschützen hofften, sondern um das Geheimnis, das die drei Männer verband.
Am dritten Morgen bestand Abigail darauf, wieder in der großen Halle zu erscheinen und dort ihr Morgenmahl mit Talorc und seinen Männern einzunehmen.
Una drückte wortreich ihre Sorge um Abigails Gesundheitszustand aus. Aber sie war nicht in der richtigen Stimmung, um freundlich zu der Witwe zu sein, nachdem diese sie so kühl behandelt und immer wieder versucht hatte, Abigails Autorität bei den anderen Clanmitgliedern zu untergraben. Sie tat daher einfach so, als bemerke sie nicht, wie die Frau auf sie einredete.
Röte überzog Unas Wangen. Sie wusste, dass Abigail ihr absichtlich nicht antwortete, doch unternahm sie keinen weiteren Versuch, die Frau ihres Lairds anzusprechen.
»Was geht denn da vor sich?«, fragte Guaire. Talorc und Barr waren derweil eifrig damit beschäftigt, die Kampfübungen für den heutigen Tag zu planen. »Ich dachte, du versuchst, sie für dich zu gewinnen?«
»Ich habe aufgegeben.« Zumindest für den Moment. »Ich habe einfach im Moment nicht die
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