Im Bannkreis Des Mondes
überdecken.«
»Oder so.« Sie grinste.
Guaire zwinkerte ihr zu.
Sie eilten um den Wohnturm herum zum Küchengebäude und ignorierten Una einfach, als sie durch deren Reich marschierten. Obwohl Abigail ein kleines Lächeln für die beiden Frauen übrig hatte, die halfen, das Brot für die abendliche Mahlzeit zu kneten.
Da sie es nicht hören konnte, wenn sie ein Geräusch machte, gab Abigail sich besonders viel Mühe, leise zu gehen. Guaire hielt sich dicht an ihrer Seite. So erreichten sie den Durchgang zur großen Halle, wo er sie zurückhielt.
»Wir können es nicht riskieren, noch weiter zu gehen«, bedeutete er ihr.
»Kannst du sie hören?«, fragte sie mit einem kaum hörbaren Flüstern.
»Nein, aber du kannst von hier das Gesicht des Boten erkennen.«
Sie nickte und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Mann des Königs.
»Der König zeigte sich äußerst besorgt, als er erfuhr, dass der englische Baron seinem geliebten Laird übel mitgespielt hat.«
Übel mitgespielt? Hieß das etwa, Schottlands König hatte inzwischen Kenntnis davon, dass Sir Hamilton seine taube Stieftochter als Braut für Talorc nach Schottland geschickt hatte? Woher wusste er das?
Die Vorstellung, dass die eifersüchtige Jolenta ihre Hände im Spiel haben könnte, kam Abigail in den Sinn. Ihre jüngere Schwester war rasend vor Wut gewesen, weil ein Laird an jemanden wie Abigail verschwendet wurde. Was würde Talorc unternehmen, nachdem sein König davon erfahren hatte?
Sie konnte nicht erkennen, was ihr Mann auf die Worte des Boten erwiderte, aber der Mann nickte. »Unser König hat von deiner Beschwerde gehört. Er wird sich darum kümmern, deine Ehe zu annullieren, und als Grund wird er arglistige Täuschung angeben. So oder so wird man sich um die taube Frau kümmern. Sir Hamiltons Tochter Jolenta wird in Kürze gen Norden geschickt, um den Platz ihrer Schwester einzunehmen. Der König hat bereits alle notwendigen Schritte unternommen.«
Talorc sprang auf und schrie den Boten an. Abigail konnte nur hoffen, dass er das Angebot seines Königs ablehnte.
»Aber König David war sicher, dieses Arrangement werde deinen Gefallen finden, als er deine Nachricht erhielt, in der du eine Wiedergutmachung für die Täuschung des englischen Barons und seiner Tochter verlangtest.«
Talorc hatte eine Nachricht zum König schicken lassen und ihm von Abigails Geheimnis erzählt? Er hatte Wiedergutmachung gefordert? Dann bedeuteten die gemeinsamen Nächte, in denen sie sich geliebt hatten, nichts? Der Umstand, dass er ihre Liebesschwüre nie erwidert oder zumindest ihre Liebe als Tatsache akzeptiert hatte, ergab jetzt für sie Sinn. Talorc hatte lediglich auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, bis sein König die Ehe annullierte. Wie schon einst Sybil hatte Talorc insgeheim Pläne geschmiedet, um Abigail für immer loszuwerden.
Der Schmerz durchschnitt sie, und sie krümmte sich zusammen. Guaires Arme waren da, er verhinderte ihren Sturz. Sie blickte zu ihm auf, aber sie konnte nicht die richtigen Worte formen, um ihm zu sagen, was sie soeben erfahren hatte.
In seinem Blick lag tiefes Mitgefühl, doch zugleich erkannte sie auch Entschlossenheit. »Lass sie deinen Schmerz nicht sehen.«
Sie nickte, sog scharf die Luft ein und straffte sich. Sie zwang sich, aufrecht zu stehen und einen Schritt von ihm wegzutreten.
»Wir gehen entweder durch die Küche zurück nach draußen oder wählen den Weg durch die große Halle. Es ist deine Entscheidung.«
Auch wenn sie Una sehr lästig fand, wäre es doch einfacher, vor ihr Abigails Verfassung zu verbergen. Sie zeigte Richtung Küche, und Guaire nickte. Dann führte er sie zur Tür. Als sie die Küche durchquerten, war Una nicht dort.
Sie trafen draußen auf sie. Und auf Niall.
Sie küssten sich.
Guaires Körper wurde plötzlich stocksteif vor Entsetzen. Die Qual, die ihm dieser Anblick bereitete, ließ ihn beide Hände vors Gesicht schlagen.
Niall schob die Witwe von sich. Sein Blick richtete sich auf Guaire, als habe er gewusst, dass er kam. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Doch Guaire drehte sich auf dem Absatz um und zog Abigail mit sich.
Wenn Niall ihnen etwas nachrief, konnte sie dies nicht hören. Aber sie spürte den Boden unter ihren Füßen beben, als er ihnen hinterherkam. Sie wusste nicht, was Guaire über die Schulter dem großen Krieger sagte, aber der narbige Mann blieb zurück und folgte ihnen nicht den schmalen Pfad, der zum unteren Burghof führte.
Als sie die
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