Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bannkreis Des Mondes

Im Bannkreis Des Mondes

Titel: Im Bannkreis Des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
Vom Netzwerk:
hören zu können. Dass sie ihr Gehör verloren hatte, schmerzte sie in diesem Moment ganz besonders und sehr viel heftiger als seit Jahren. Wenn sie ihn ansah, glaubte sie, er müsse ihren Träumen entsprungen sein. Zweifellos war seine Stimme die perfekte Ergänzung dieses Bildes und passte zu einem so mächtigen Mann wie ihm.
    »Es gibt keine Wachen.« In dem Augenblick, als sie die Worte aussprach, wusste Abigail, dass er diese Antwort nicht hören wollte.
    Er sagte etwas, das sie nicht von seinen Lippen ablesen konnte, weil er den Kopf abwandte. Einen Befehl vermutlich, da einer seiner Soldaten sich sofort zur Vorderfront der Hütte begab. Abigail wusste, dass der Mann vor ihrer Tür Stellung bezog.
    »Wo sind die Männer Eures Vaters? Sie werden doch wohl nicht alle schlafen?«, fragte der schwarzhaarige Krieger, nachdem er sich wieder Abigail zugewandt hatte.
    »Diejenigen, die Wache haben oder mit den Soldaten des MacDonald-Clans beisammensitzen wollten, sind in der Burg. Bei meinem Vater.« Sie hielt die Hand gegen den Hals gedrückt. Ein Trick, den Emily ihr beigebracht hatte, um ihre Stimme besser zu modulieren, weil sie die leisen Vibrationen spürte.
    »Er befindet sich auf fremdem Land. Seine Soldaten müssten ständig in Alarmbereitschaft sein«, stieß der Sinclairkämpfer hervor. Seine Kiefermuskeln zuckten bei jedem Wort.
    Abigail schaute zur Burg hinüber, wo ihre Eltern sich vergnügten, ohne einen Gedanken an die Ängste zu verschwenden, die ihre taube Tochter in der Nacht vor ihrer erzwungenen Hochzeit ausstehen könnte. »Es ist nicht meine Aufgabe, ihnen das zu sagen.«
    »Ihr seid Emilys Schwester. Die Frau, die ich heiraten werde.«
    Sie nickte und strich sich nervös das Haar aus dem Gesicht. Sybil hätte sie für diese Angewohnheit wieder scharf zurechtgewiesen. »Und Ihr seid Talorc, der Laird der Sinclairs. Ich wusste es in dem Moment, als Ihr mich angesehen habt. Ihr benehmt Euch wie ein Lord.«
    Talorcs Augen verengten sich zu gefährlich schmalen Schlitzen. Sie fürchtete schon, ihn mit ihrer Bemerkung beleidigt zu haben, doch dann streckte er eine Hand nach ihr aus. Abigail wollte zurückweichen, wagte es aber nicht.
    Sie musste diesem Mann mit Stärke begegnen, damit sie sich nicht in den schrecklichen Ängsten verlor, die sie quälten.
    Vielleicht hielt er sie für eine schamlose Frau, weil sie nicht versuchte zurückzuweichen, als seine Fingerspitzen ihre Wange berührten und unendlich zärtlich darüberstrichen. Abigail regte sich nicht. Diese winzige Geste genügte, um ein wunderbares Gefühl bebender Leidenschaft durch ihren Körper strömen zu lassen.
    Morgen würde sie sich vermutlich fragen, ob sie wahnsinnig war, aber in diesem Augenblick hatte sie das Gefühl, er berührte einen Teil ihrer Seele, den sie vor langer Zeit verloren zu haben glaubte. Wie konnte das sein?
    »Wer hat Euch geschlagen?« Seine Fingerspitzen ruhten jetzt leicht auf dem Bluterguss, der Abigail am wenigsten schmerzte. Jenem, den Sybils erste Ohrfeige auf ihrer Wange hinterlassen hatte.
    »Das ist nichts.«
    Er schwieg, ohne seine Hand zurückzuziehen. Es war, als wollte er Abigail zwingen, ihm zu antworten.
    Und sie konnte sich seinem Willen nicht widersetzen.
    Sie seufzte. »Meine Mutter war nicht glücklich mit einer meiner Antworten.«
    »Eure Mutter? Nicht Euer Vater?«
    »Nein. Sir Reuben hat nie die Hand gegen mich erhoben.«
    »Niemals?«
    »Niemals.«
    Talorc nickte. Dann runzelte er erneut die Stirn und schob mit der Hand den weiten Ausschnitt ihres Nachthemds beiseite. »Da ist noch ein Bluterguss. Der sieht noch hässlicher aus.«
    Dieses Wort durchbrach ihre Trance, wie es kein anderes vermocht hätte. Oh nein, Abigail konnte nicht von sich behaupten, eine Schönheit zu sein. Es gab nichts, das zu ihren Gunsten sprach und mit dem sie sich das Recht erwarb, die passende Frau für diesen mächtigen Laird zu sein.
    Ihre einzige Hoffnung war, dass er diese Wahrheit erst herausfand, wenn sie in den Highlands waren.
    Sie zuckte bei seiner Berührung zusammen und wich einen Schritt zurück. »Es tut mir leid, wenn mein Aussehen Euch nicht gefällt.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Nein, Mädchen, er hat nur die Blutergüsse gemeint. Es ist besser, Ihr sagt ihm, wer sie Euch zugefügt hat«, sagte der hochgewachsene Krieger mit den hellen Haaren.
    Seine Worte entgingen Abigail nur deshalb nicht, weil ihr Zurückweichen sie daran erinnert hatte, dass sie nicht mit Talorc allein war. Sie durfte

Weitere Kostenlose Bücher