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Im Bannkreis Des Mondes

Im Bannkreis Des Mondes

Titel: Im Bannkreis Des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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für Abigail jedoch ernste Zweifel, ob wirklich alles glimpflich ablaufen würde. Wenn Talorc zudem ein so unnachgiebiger Mann war, wie Emily es in ihren Briefen angedeutet hatte, konnte er durchaus persönliche Rache dafür fordern, dass man ihm eine betrügerische Braut untergeschoben hatte.
    Die Aussicht, was dann mit ihr geschehen mochte, ängstigte Abigail fast so sehr wie jene ersten bewussten Momente, nachdem die Welt um sie verstummt war.
    In diesem Moment gab es einfach zu viele Dinge, die ihr Sorgen bereiteten. Abigail beneidete ihre Zofe, die im Schlaf Vergessen fand. Sie sehnte sich danach, ihren Gedanken zu entfliehen, aber zugleich war der Wunsch nicht so übermächtig, dass sie sich ihren Eltern anschließen wollte. Sybil und Sir Reuben waren zusammen mit den wachhabenden Soldaten und jenen, die sich nicht früh zur Ruhe hatten begeben wollen, im Wohnturm.
    Man hatte Abigail nicht eingeladen, sich ihnen anzuschließen, aber sie hatte ebenso wenig darum gebeten. Das Festmahl war schon schwierig genug gewesen, denn sie hatte sich ständig bemüht, von fremden Gesichtern und Lippen Stimmungen und Worte abzulesen. Außerdem war es nervenaufreibend, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Das war etwas, das sie nicht kannte.
    Abigail war es gewohnt, von den Leuten ihres Stiefvaters geflissentlich ignoriert zu werden. Hier jedoch war sie die zukünftige Frau eines mächtigen Lairds aus den Highlands, der offenbar vom Clan der MacDonalds geschätzt und verehrt wurde. Vielleicht fürchteten sie ihn sogar. Alle hatten sie unablässig angestarrt, und Abigail spürte, wie diese Menschen ihr Urteil über sie fällten – auch wenn ihr das heimliche Flüstern um sie herum entging.
    Leider hatte keine ihrer Erfahrungen in den letzten zwei Tagen es vermocht, die schreiende Angst zum Verstummen zu bringen, die ihre stille Welt beherrschte.
    Der gestampfte Lehmboden der Hütte vibrierte. Emily hatte Abigail beigebracht, wie sie ihre anderen Sinne einsetzen konnte, um den Verlust ihres Gehörs auszugleichen. Sonst hätte man ihr Gebrechen irgendwann bemerkt, und sie wäre sogar in der Burg ihrer Eltern zu einer Ausgestoßenen geworden. Sie hatte gelernt, vieles zu »hören«, indem sie ihre Umgebung fühlte . Sie legte eine Hand auf den Fußboden und drückte sie gegen den Lehm. Die Vibrationen waren sehr stark und verrieten Abigail, dass Pferde an der Hütte vorbeitrabten. Vermutlich waren es ihr zukünftiger Bräutigam und der Chieftain der MacDonalds, die von der Jagd zurückkehrten.
    Vorsichtig, um ihre schlafende Zofe nicht zu wecken, erhob Abigail sich von ihrem Bett. Sie wollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Endlich konnte sie einen Blick auf den Laird der Sinclairs werfen.
    Leise schlich sie zu dem kleinen Fenster, das zur Burg ging. Als sie aber die Abdeckung anhob, konnte sie weder Männer noch Pferde entdecken. Rasch eilte sie durch die Hütte und hob die Abdeckung des Fensters an, von dem aus die Kapelle zu sehen war.
    Der zunehmende, fast volle Mond warf sein Licht auf eine Gruppe Krieger. Insgesamt waren es neun Männer. Fünf von ihnen ritten riesige Schlachtrösser, und sie saßen mit einem Stolz im Sattel, der den der anderen bei Weitem übertraf. Vielleicht lag es auch schlicht an der Dominanz, die sie ausstrahlten. Alle waren hochgewachsen; zwei von ihnen waren fast riesenhaft. Die Plaids, die sie trugen, unterschieden sich von denen der MacDonalds, auch wenn die Farben auf diese Entfernung und im schwachen Mondschein nicht zu erkennen waren.
    Die Sinclairs. Das mussten sie sein.
    Die vier übrigen Männer gehörten zum MacDonald-Clan, wie an ihren Plaids zu erkennen war. Je länger Abigail die Männer beobachtete und sah, wie sie sich untereinander verhielten, umso leichter fiel es ihr, den Laird der MacDonalds zu bestimmen.
    Bei den Sinclairs hingegen war das nicht so leicht zu erkennen. Die vier MacDonald-Krieger – einschließlich des Laird – verhielten sich allen fünf Sinclairs gegenüber gleichermaßen unterwürfig. Zumindest stellte es sich für Abigail so dar, die viel Zeit damit verbracht hatte, die Körpersprache eines Menschen zu verstehen und zu deuten.
    Einer der Sinclairs hatte offenbar den Befehl zum Absteigen gegeben, doch Abigail sah sich außerstande zu sagen, wer es angeordnet hatte. Der Riese mit dem rabenschwarzen Haar, das ihm bis auf die Schultern reichte? Oder der andere mit dem hellen Haar, das im Mondlicht fast silbrig schimmerte?
    Keiner von ihnen

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