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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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Damals hatte er seinen Bruder in einem benachbarten Königreich besucht, der mit seiner ihm angetrauten Gattin ähnlich trübe Erfahrungen hatte machen müssen; doch war sie, von heimlichen Freunden gewarnt, zusammen mit ihrem Liebhaber seinem Zorn entkommen. Seither wurde überall nach ihr gefahndet, indes war es den beiden gelungen, sich im Land zu verbergen.
    All das war vor meiner Zeit geschehen, doch mein Vater, der Wesir, hatte mir aufgetragen, dafür zu sorgen, dass der König mich bei der Ausübung meines Amtes nicht zu Gesicht bekam, damit sich sein Zorn nicht über mich ergießen sollte.
    Zu dieser Zeit begannen im Land beunruhigende Gerüchte zu zirkulieren. Der Harem des Königs sei voll schöner Mädchen und Frauen, dennoch zögen immer wieder königliche Reiter über Land, die keinen anderen Auftrag hätten als den, weitere geeignete Jungfrauen für den König zu rekrutieren. Das Seltsame: Nachdem eine Auserwählte das königliche Schlafgemach betreten hatte, um dort mit dem König eine Liebesnacht zu verbringen, wurde sie nie mehr gesehen. Ihre Spur verlor sich, nachdem sich die Tür des königlichen Gemachs hinter ihr geschlossen hatte. Zwar hatte ich mit den Damen der königlichen Gemächer nur wenig Kontakt, doch bemerkte ich wohl, dass eine dunkle Wolke über dem Palast hing. Die Mägde, die meinem Befehl unterstellt waren, verrichteten ihre Arbeit nur schleppend und zuweilen entfuhr einer von ihnen ein tiefer Seufzer. Ich fragte sie, weshalb sie so betrübt sei: »Ach, die Arme«, antwortete sie, »die heute Nacht in dieses Paradies geführt wird! Sie ahnt nicht, dass ihr die Hölle bevorsteht.« Natürlich verwies ich den Mädchen solche Reden und schalt sie, weil sie den üblen Gerüchten um unseren Herrn und Gebieter Glauben schenkten. Doch am Abend beriet ich mich mit meinem Vater, dem Großwesir, und auch er seufzte und sagte: »Ach, meine Tochter, so weit ist es wegen eines liederlichen Weibes gekommen: Unser König, der einst ein guter und gerechter Mann war, ist zum Tyrannen geworden, der seine Untertanen nicht achtet und jede Frau in den Tod schickt, die sein Bett mit ihm geteilt hat.« Und mein Vater beschwor mich, das Amt der königlichen Bettenaufseherin niederzulegen, damit ich nicht in Gefahr geriete, vom König bemerkt zu werden. Doch genau das wollte ich nicht! Glaubte ich doch, ein Mittel zu kennen, das ihn von seinem Hass gegen die Frauen heilen würde. Also beschloss ich, mich ihm heimlich zu nähern. Mit Hilfe einer vertrauten Magd gelang es mir, dem Obereunuchen einen Schlaftrunk zu schicken, der ihn für viele Stunden außer Gefecht setzen würde, sodass er außerstande war, dem König eine neue Bettgefährtin zuzuführen. In ein schlichtes weißes Leinengewand gehüllt und ohne allen Schmuck betrat ich – allein und auf mich gestellt – das königliche Gemach zu einer Stunde, die sonst nur der jeweiligen »Favoritin« vorbehalten war. Wohl schlug mir das Herz angstvoll bis zum Hals, aber ich war fest entschlossen, meinen Plan durchzusetzen. Ich wollte den König durch meine Kunst des Erzählens, die ich dem alten, inzwischen längst schon begrabenen Geschichtenerzähler verdankte, dazu bringen, seinen mörderischen Gedanken zu entsagen. Seine Neugierde sollte mir helfen, sein Gehirn von seinen blutrünstigen Erinnerungen zu reinigen. Insgeheim war ich mir sicher, dass es meine Berufung sei, den König davon zu heilen.
    »Du bist nicht das Mädchen, das ich herbestellt habe«, sagte er, noch im Türrahmen stehend und mich mit einer Mischung aus Verwunderung und Missbilligung betrachtend. Ich senkte den Blick, wie es sich für eine Frau in meiner Position gehörte. »Vergib Herr! Ich bin Scheherezade, die Tochter deines Wesirs, und bin hergekommen, um deiner Unterhaltung zu dienen.« Seine Brauen zogen sich düster zusammen. »Der Wesir ist ein guter Mann, ich will ihn nicht kränken. Geh nach Hause, Scheherezade, ich will dich hier nicht mehr sehen«, sagte er, trat aber näher, um mich aufmerksamer zu betrachten. Jetzt hätte es heißen müssen: »Ich höre und gehorche« – aber das wäre das Aus für meinen Plan gewesen. Stattdessen sagte ich: »Der Abend ist noch nicht fortgeschritten, mein Herr. Ich bin eine gute Geschichtenerzählerin. Erlaube mir, dass ich dich mit einer meiner Geschichten zerstreue.« Der König musterte mich noch immer. Dann – gleichsam unentschlossen – griff er nach einem der Granatäpfel, die in einer goldenen Schale bereitstanden, und ließ

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