Im Blut vereint
Ladendiebstählen finanziert.« Vicky nahm einen Computerausdruck zur Hand. »Folgendes wissen wir bisher: Keine feste Adresse, seit sie das letzte Mal im Gefängnis war, soll sich aber oft in der Windmill Road und der Agricola Street aufhalten. Ihr Zuhälter ist ein Typ namens Darrell LeBlanc. Auf der Straße war sie als Kristabel bekannt.« Sie setzte sich und schloss die Aktenmappe.
Ferguson steckte eine Markierungsnadel in die große Wandkarte neben dem Whiteboard. »Damit haben wir zwei Ähnlichkeiten zwischen den beiden Opfern. Krissie war in der gleichen Gegend unterwegs, in der Lisa sich Drogen beschafft hat. Und ihre Leiche wurde ebenfalls im Süden der Stadt gefunden. Auf dem Friedhof Camp Hill.«
»Beim nächsten Mal begräbt er die Leiche gleich selbst«, sagte Lamond niedergeschlagen.
»Ich glaube kaum, dass er noch einmal einen Friedhof wählen wird«, sagte Ethan. »Aber dass er den Süden von Halifax bevorzugt, muss einen Grund haben. Wir müssen nur herausfinden welchen.«
»Das heißt, er wechselt den Ort, an dem er die Leiche ablädt«, sagte Ferguson, »aber nicht den Modus Operandi. Der ist nämlich praktisch identisch mit dem beim ersten Mord – das Opfer wurde stranguliert, die Gliedmaßen abgetrennt, und die Leiche war nackt.«
Ferguson schlug den gerichtsmedizinischen Bericht auf. »Der Gerichtsmediziner nimmt an, dass bei Krissie eine Schlinge mit glatter Oberfläche verwendet wurde. Genau wie bei Lisa. Der Zeitpunkt des Todes wird auf 1:51 Uhr nachts geschätzt. Das Opfer hatte ein besonderes Merkmal, ein Tattoo auf dem linken Schulterblatt. Es war ein großes rotes Herz mit den Worten
In Smack We Trust
.« Ein paar Leute lachten. Ferguson wartete, bis wieder Ruhe einkehrte. »Ihre Gliedmaßen wurden mit einer Knochensäge abgetrennt, und der Mörder hat LOL in ihre …« – sie schaute in ihre Notizen – »… Schultergelenkpfanne geritzt.«
»Wie bei Lisa«, sagte Redding.
»Wie bei Lisa«, bestätigte Ferguson. Sie blickte in die Runde. »Dieser Typ folgt einem genauen Plan.«
»Irgendwelche Spuren?«, fragte Ethan.
Ferguson schüttelte den Kopf. Man sah ihr an, wie frustriert sie war. »Letzte Nacht hat es geregnet. Ziemlich stark. Dadurch sind alle Spuren, die möglicherweise vorhanden waren, weggespült worden.«
»Der Typ muss ständig Wetterbericht hören«, murmelte Lamond.
Ethan starrte ihn an. »Ach du Scheiße. Der Mörder richtet sich nach dem Wetter. Er achtet darauf, dass es am Fundort regnet.«
Die Teammitglieder wechselten Blicke.
»Da könnte was dran sein, Ethan«, sagte Ferguson. »Brown, behalten Sie den Wetterbericht im Auge. Sehen Sie alle drei Stunden nach.« In Halifax konnte das Wetter von einem Moment auf den anderen umschlagen. Besonders im Frühling.
Ferguson sah auf die Uhr. »Unsere nächste Besprechung ist um 12:00 Uhr.« Ihre Miene verdüsterte sich. »Und beten Sie mal lieber um Sonnenschein.«
21
Montag, 7. Mai, 15:00 Uhr
Kate bog eilig um die Ecke und vermied jeden Blickkontakt mit den Kollegen hinter den offenen Bürotüren. Sie war nicht in der Stimmung für Small Talk. Und welchen Sinn hätte es auch gehabt, hier Freundschaften zu schließen? Sie würde ja doch bald hochkant rausfliegen. Nachforschungen durchs Jugendamt, fehlende Notizen und dann noch ihr augenblickliches Vorhaben – das alles zusammen konnte nicht gut ausgehen.
Sie drückte den Fahrstuhlknopf. Die Türen öffneten sich. Der Fahrstuhl war leer. Bis auf einen Mann.
Randall Barrett.
Er lächelte sie an.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
»Kate!« Bildete sie sich das ein, oder klang es wirklich ein wenig nervös? Kate zögerte. Sie wollte nicht zwanzig Etagen weit mit ihm in einem Fahrstuhl fahren.
»Abwärts?« Sein Tonfall war herausfordernd. Sie blickte ihm prüfend ins Gesicht. Kein Fünkchen Schuldbewusstsein zu erkennen. Entweder er war ein verdammt guter Schauspieler, oder er hatte die Notizen nicht gestohlen.
Oder …
Alles lief genau so, wie er wollte.
Sie straffte die Schultern. »Ja.« Sie trat in den Fahrstuhl, wobei sie möglichst viel Abstand zu ihm hielt, und drückte auf P1. Er hatte bereits den Knopf für den Fußgängertunnel gedrückt.
»Wie geht es Ihnen, Kate?«
Sie wandte ihm das Gesicht zu. Er sah besorgt aus.
Sie spürte, wie sich Wärme in ihr ausbreitete. Gleichzeitig wurde sie zornig. Sie wollte sich von seiner fürsorglichen Art nicht beeindrucken lassen.
Scheißkerl.
»Gut«, sagte sie knapp.
»Hat John Lyons Sie schon
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