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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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Autobahnrastplatz gehalten, um sich auszuruhen und sich von der Spannung, die sich angestaut hatte, und den Todesbildern, die ihn verfolgten, zu befreien. Ohne großen Erfolg.
    Ein lauer und stürmischer Seewind, der geradewegs aus Afrika zu kommen schien, hüllte den beschaulichen Ort ein. Ein paar Fischer verkauften vor ihren bunten Booten silbrig schimmernde Fische. Hinter dem Hafen zeichneten sich die alten Wohnhäuser und die Fassaden der Hotels weiß zwischen dem Himmel und den Masten der Segelboote ab.
    Hier hatte Woods sich mit ihm verabredet. Nathan blickte auf seine Uhr: noch zehn Minuten. Ashley würde bald kommen.
    Einen Augenblick später erkannte er die geschmeidige und elegante Gestalt des Engländers, der auf ihn zukam. Er trug einen leichten, grauen Wollanzug und über der Schulter eine helle Ledertasche.
    Die beiden Männer blickten sich wortlos an und ließen sich nicht anmerken, wie sehr sie sich freuten, sich wiederzusehen.

    Woods schüttelte Nathan herzlich die Hand.
    »Ich freue mich, Sie wiederzusehen, mein Freund! Ich fragte mich schon, ob Sie nicht geradewegs meiner Phantasie entsprungen seien.«
    »Ein böser Traum?«, sagte Nathan lächelnd.
    »Das ist es eigentlich nicht, was ich sagen wollte … Kaffee?«
    Sie überquerten die Straße und setzten sich ohne lang zu überlegen auf eine Terrasse, die sich vor den Arkaden eines großen Gebäudes ausbreitete.
    » Due espressi !«, rief Woods einem Kellner zu; dann wandte er sich an Nathan. Seine Augen strahlten in einem hellen Glanz. »Also, verlieren wir keine Zeit. Ich habe mit Derenne gesprochen. Ihm zufolge können mehrere Epidemien mit den Ereignissen in Katalé in Verbindung gebracht werden. Er hat mir eine Liste gegeben. Das ist eine verdammt heiße Sache, Nathan.«
    Als Woods den Stoß Blätter aus seiner Umhängetasche holte, fuhr ein Windstoß in seine Jacke und ließ Nathan den Griff der Sig Sauer sehen, der aus einem am Gürtel befestigten Halfter ragte.
    Nathan griff nach dem Dokument und blätterte es mechanisch durch.
    »Ich höre.«
    »Er hat zwanzig Fälle nicht identifizierter Viren aufgelistet«, fuhr Woods fort, »verteilt über verschiedene Gebiete der Welt. Auf den ersten Blick scheint das nicht viel zu beweisen, aber wenn man eine Vorstellung von dem Grauen hat, das sich zwischen diesen Zeilen verbirgt, dann reicht es aus, dass man bis ans Ende seines Lebens eine Gänsehaut hat.«
    Nathan überflog noch immer die Seiten. Sie enthielten eine Reihe kurzer Berichte mit Datum, Ort, Zahl der Opfer und den von den Ärzten festgestellten Symptomen:
    14. 2. 1992 Stradsgrad, Russland.
    Isoliertes, aber unbekanntes pathogenes Virus. Die Opfer zeigen folgende Symptome: gelbliche Hautläsionen, Fieber. Hohe Sterblichkeit: 80%. Gesamtzahl der Opfer: 14. Eingegrenzte Epidemie.
     
    16. 5. 1999, Sahiwal, Pakistan.
    Isolierter, aber unbekannter Krankheitserreger. Die Opfer zeigen folgende Symptome: Fieber, Blutungen, Hypotonie, Hämatemesis, Meläna, Hautläsionen, Nekrose der Geschlechtsteile. Gesamtzahl der Opfer: 45. Eingegrenzte Epidemie.
     
    7. 11. 1999, Provinz von Zhenjiang, China.
    Nicht identifizierter Krankheitserreger. Die Opfer zeigen folgende Symptome: Fieber, Blutungen, Hypotonie, Hämatemesis, Meläna, Hautläsionen, Nekrose der Geschlechtsteile. Zahl der Opfer: 27, verteilt auf mehrere Dörfer. Eingegrenzte Epidemie.
    Die Liste ging über mehrere Seiten so weiter und erwähnte auch andere Länder, wie etwa Bosnien. Nathans Entdeckungen im Kongo hatten Experimente an Menschen ans Tageslicht gebracht, und die in diesen Berichten verzeichneten Tatsachen machten deutlich, dass es sich diesmal um echte, mit chirurgischer Präzision durchgeführte Anschläge handelte.
    »Wie konnte Derenne diese Viren mit unseren Ermittlungen in Zusammenhang bringen?«, fragte Nathan.
    »Er hat zunächst in einer einschlägigen Datenbank, PubMed, recherchiert, in der eine sehr große Anzahl digitalisierter Artikel über mehr oder weniger alte Epidemien gesammelt sind. Nachdem er eine Suche mit bestimmten Schlüsselbegriffen durchgeführt hatte, hat er hundert Artikel analysiert, von denen dreißig vage Ähnlichkeiten mit dem Fall von Katalé aufwiesen.
Jedes Mal war der betreffende Krankheitserreger unbekannt und aus dem Nichts aufgetaucht, hatte eine hohe Sterblichkeit zur Folge und war ebenso plötzlich wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war. Hinzu kam, dass die beobachteten klinischen Symptome auf mehrere bekannte Erreger

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