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Im Bureau: Erzählungen (insel taschenbuch) (German Edition)

Im Bureau: Erzählungen (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Im Bureau: Erzählungen (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Walser
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jedoch nachgerade in angemessene Entfernung. Sein ausgezeichnetes Wirken auf Löschpapier wird uns immer unvergeßlich bleiben. Seine künstlerischen Leistungen haben uns derart entzückt, daß wir seinen raschen Austritt herzlich bedauern müssen. Damit er seine zarte feine Begabung nicht gänzlich brach liegen und ruinieren lasse, fühlten wir uns genötigt, ihn flehentlich zu ersuchen, uns zu verlassen. Indem wir ihn ebenso höflich wie dringlich baten, gefällig spazieren zu gehen, wünschten wir ihm auf seine zukünftige beschwerliche Laufbahn alles erdenkliche Glück, und indem er sich entschließt, Abschied von uns zu nehmen, sind wir so zufrieden mit ihm, wie wir keinesfalls auszudrücken vermögen. Die Buchhaltung hat er jederzeit geführt, wie wir vermuten mußten, daß er sie führen werde. Sein Betragen gab im allgemeinen zu weiter keinen als nur zu einigen winzig kleinen Bedenken Anlaß.«
    Uns kommt vor, daß in diesem Poetenleben ein ungewöhnlich häufiger Stellen- sowohl wie Ortswechsel stattgefunden habe; wir wollen aber gerne bekennen, daß wir dies einigermaßen begreifen, und zwar deshalb, weil wir notwendigerweise einsehen und zugeben müssen, daß eine junge Seele, die sich berufen fühlt, zu dichten, der Freiheit und der Beweglichkeit bedarf.
    Daß sich ein Poet unter allen Umständen zu befreien, zu entfalten suchen müsse, erscheint uns sonnenklar; denn wir sind überzeugt, daß Entfaltung ohne Freiheit sicherlich unmöglich ist. Daneben leuchtet uns sehr wohl ein, daß menschliche Entwicklung nie ganz und gar ohne Situationen ablaufen kann, die ihren Bildner mitunter in ein schlechtes Licht stellen.
    Wir behaupten, daß wir solches ohne lange Umschweife anerkennen wollen, wiewohl uns manches eigentlich noch unklar sein muß.
    Im kaufmännischen Zentralstellenvermittlungsbureau war Traktant, wie wir zu wissen glauben dürfen, eine nachgerade sattsam bekannte Bewerberfigur. Seine Erscheinung und seine womöglich etwas befremdliche Persönlichkeit lockten daselbst regelmäßig eine Art ironisches Lächeln hervor.
    »Ist es wahr, daß Sie Gedichte schreiben?« fragte man ihn.
    »Ja, ich glaube es fast«, gab er sanft, gutmütig und demutvoll zur Antwort. Klar ist, daß solch zarte behutsame Antwort allgemein belächelt werden mußte, was denn auch tatsächlich stattfand.
    Da und dort scheint der Poet auch als Vorleser bei hohen Damen stark in Betracht gefallen und ziemlich beliebt gewesen zu sein. Er las Selbstgedichtetes so gut wie anderes mit einem Anstand und mit einer Zungenfertigkeit vor, die, wenn nicht Staunen und Bewunderung, so doch wenigstens Zufriedenheit und Vergnügen erregten.
    Mehr schmal und dünn als üppig und reichlich, und eher ungenügend als befriedigend war dagegen das Essen, das er zu essen bekam.
    Unseres Ermessens nach kann jedoch auf diese gewiß an sich klägliche und recht leidliche Tatsache kein allzu hohes Gewicht zu legen sein, indem es als ziemlich gleichgiltig betrachtet werden darf, ob ein Poet nur Suppe mit Wurst verzehrt oder ob er ganze Speisekarten voll mitwegißt. Hauptsache scheint doch wohl stets zu sein, daß ihm gute Gedichte entstehen. Die entschlüpfen und entstehen ihm aber bei zarter, dürftiger und magerer Kost entschieden besser als bei irgendwelcher andern, hievon sind wir felsenfest überzeugt.
    Einem Poeten steht Schlankheit an; er gewähre einen durchgeistigten Anblick. Schon aus beträchtlicher Entfernung soll man ihm ansehen können, daß er sich verhältnismäßig mehr mit tagelangem Denken als mit stundenlangem materiellem Schwelgen abgibt. Dickleibige Dichter sind etwas wie ein Ding der Unmöglichkeit. Dichten heißt nicht dick werden, sondern heißt fasten und entbehren. Von solcherlei Auffassung auch nur einen Schuh oder eine Handbreit abzuweichen, soll für uns ausgeschlossen sein, und es wird niemandem gelingen, uns hinsichtlich des Ausgeprochenen irgendwelche andere Denkart aufzuzwingen oder abzunötigen.
    Übrigens dürften ja den Poeten von Zeit zu Zeit wohlhabende, freigebige Leute zum Essen eingeladen haben, was wir aber allerdings höchstens nur vermuten können. Diesbezügliche Beweise herbeizuschaffen ist uns, so sehr wir uns Mühe gegeben haben mochten, leider nicht möglich gewesen.
    Soviel uns auszukundschaften gelungen ist und soweit wir glücklicherweise zu Kenntnis haben gelangen können, warer äußerst haushälterisch und sparsam, ja vielleicht in dieser oder jener Hinsicht sogar ein wenig geizig.
    Auslagen, Kosten,

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