Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
Vom Netzwerk:
wenig
    verschätzt hatte, entwickelte sich eine ziemlich coole Freundschaft. Wir unterhielten uns oft über den Erfolg und über das
    Durchhaltevermögen, das man braucht, um nach oben zu kommen. Uns verband der Wunsch, etwas Großes im Leben zu erreichen. Und ich
    konnte viel von Benjamin lernen: Er war mit A bstand der disziplinierteste Kerl, den ich je kennengelernt hatte – wohingegen ich in der
    Vergangenheit ja oftmals eher impulsiv gehandelt hatte. Im Umgang mit anderen Menschen war Benjamin um einiges talentierter als ich.
    A ußerdem wurde mir durch ihn klar, dass man, um erfolgreich zu sein, ein gewisses A ussehen haben muss. A lso steigerte ich mich voll in
    den Sport hinein und ging von nun an viermal die Woche zum Training. Benjamin konnte einfach sehr gut motivieren. Selbst faule Hunde wie
    mich! Ich begann plötzlich sogar auf meine Ernährung zu achten. A lkohol und Fast Food standen jetzt auf meiner Shit-Liste, und so schaffte
    ich es tatsächlich, in neun Monaten 15 Kilo abzunehmen. Ganz ehrlich: Ich sah plötzlich – zumindest annähernd – gut aus.
    Gewichtstechnisch lief es also super – karrieretechnisch war ich dagegen ziemlich unzufrieden. Nach meinem zweiten A lbum Trendsetter war
    ich enttäuscht von den Leuten bei A ggro. Ich hatte das Gefühl, sie immer zum A rbeiten zwingen zu müssen. Das nervte total. A ußerdem
    wurde der Streit mit Bushido immer krasser. Der Track »FLERräter« mit Eko hatte einen regelrechten Diss-Hagel ausgelöst. Das war kein Beef
    mehr zwischen Freunden, sondern ein Krieg, der über die Öffentlichkeit ausgetragen wurde.
    Persönlich hatte ich ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen, aber die öffentliche Person Bushido hasste ich mittlerweile richtig. Es war
    frustrierend, dass er ein paar starke Freunde hinter sich hatte. Das erlaubte ihm, in der Öffentlichkeit zu sagen, was er wollte. Während ich
    immer allein dastand. Der Einzige, dem ich mich zu der Zeit wirklich anvertrauen konnte, war Benjamin. Er stand mir auch als Berater zur
    Seite, als ich anfing, mein drittes A lbum Fremd im eigenen Land aufzunehmen. Dank seiner Hilfe konnte ich auf dem Cover der ersten Single
    »Deutscha Bad Boy« sogar oberkörperfrei posieren. Jetzt war ich nicht mehr die »fette Kartoffel«, wie Eko mich damals genannt hatte.
    Der Anfang vom Ende

    Langsam begann die Fassade von A ggro Berlin zu bröckeln. Jahrelang hatte ich geglaubt, dass A ggro das Hip-Hop-Label Nummer eins in
    Deutschland war und obendrein eine Familie, in der wir alle zusammenhielten. A ber mit den Jahren – und meinem Eindruck nach auch mit
    der Kohle, die die Bosse an uns verdienten – änderte sich alles. A nscheinend chillten die Chefs jetzt lieber, anstatt noch weiter für ihre Träume
    zu kämpfen. Wieso auch? Sie hatten ja alles erreicht, was sie wollten. Und dass ganz Deutschland ihnen den A rsch küsste und die gesamte
    Branche sich bei den A ggro-Chefs einschleimte, war auch nicht gerade gut für den Charakter. Die coolen, loyalen Mitarbeiter wurden einfach
    rausgeekelt. So zum Beispiel Kaete, die Frau, die immer dafür gesorgt hatte, dass wir fett in den Medien vertreten waren. Erst waren die
    A ggro-Bosse dick mit ihr befreundet gewesen, dann ließen sie sie einfach fallen. Sie kackten einfach auf alles und jeden.
    Mit dieser Einstellung ging es natürlich ziemlich schnell bergab. Die drei Chefs waren nicht mehr in der Lage, mit der A ußenwelt zu
    kommunizieren – genauso wenig wie mit uns Künstlern. Halil war ständig in der Türkei, um irgendwelche Sachen zu regeln, die nichts mit
    A ggro Berlin zu tun hatten. Specter war sowieso nie zu erreichen, und Spaiche ließ den Oberboss raushängen, ohne dabei noch erkennbar zu
    arbeiten. So verscherzten es sich die Eierköpfe langsam, aber sicher mit allen. Und wir Künstler hatten darunter zu leiden: Die BRA VO schrieb
    nichts mehr über uns. MTV hatte keinen Bock mehr auf unsere Videos.
    Das Schlimmste von allem war, dass die Bosse sich allmählich auf die großen Plattenfirmen einließen – obwohl der Erfolg von A ggro Berlin
    doch eigentlich darauf gründete, dass wir ein Indie-Label waren. Es ging einfach nur noch um die Kohle. Die A ggro-Leute unterzeichneten
    dann bei Universal, wonach die A ufgabe des Labels nur noch darin bestehen sollte, brav Künstler und A lben zu liefern. Um den Rest
    kümmerte sich das Major-Label. A lles wurde immer unpersönlicher. Die A ggro-Bosse kassierten einen Haufen Geld und fühlten sich immer
    geiler

Weitere Kostenlose Bücher