Im Bus ganz hinten
bend sah ich darüber hinweg. Wir hatten immerhin einen abgesperrten VIP-Bereich, und irgendwann kamen
wir doch in Stimmung und machten ordentlich Party. Zu späterer Stunde gingen wir auf die Tanzfläche und durchsuchten den Laden nach
hübschen Mädchen. Es schwirrten aber nur ein paar hängen gebliebene Bräute durch den Saal, die sich an den arbeitslosen Gammlern rieben.
A lso liefen wir zurück in den VIP-Bereich, nahmen wieder Platz und ließen uns noch was zu trinken bringen. Rechts von uns in der Ecke sah
ich eine Gruppe von Typen sitzen, die uns finster anguckten. Irgendwie schienen die keinen Spaß zu haben. A ls ich einen Moment später auf
dem Weg zum Klo an der Gruppe vorbeimusste, sprang einer dieser Kerle auf und schrie mich an: »Du hast hier nichts zu suchen. Verpiss
dich!« Ich wusste überhaupt nicht, was er wollte, ich hatte den Glatzkopf noch nie zuvor gesehen. »Ich bin Berliner, und ich geh hin, wo ich
will«, maulte ich zurück. Daraufhin startete er eine Rangelei. Wir schubsten uns gegenseitig, dann ging mein Bodyguard Moussa dazwischen –
und versuchte zu schlichten. Er erkannte den Typen: Er gehörte zu diesem seltsamen Label aus Wedding, Shok Muzik. Nachdem Moussa sich
eingeschaltet hatte, wurde der Kerl ganz ruhig und meinte: »Ich will keinen Stress – ich muss nur mit Fler reden.« Ich wusste zwar nicht, was
ich mit so einem besprechen sollte, ging aber schließlich darauf ein. Ich schickte Moussa weg. Schwerer Fehler! Der Junge war eine
hinterhältige Ratte – kaum war mein Bodyguard weg, holte er aus und verpasste mir eine ordentliche Schelle. Sofort stürmte Moussa zurück
und warf sich auf ihn. Der Typ zog allen Ernstes ein Messer und hielt es meinem Security an den Bauch. Ganz langsam bohrte er die Klinge
durch sein T-Shirt und ritzte Moussa in die Haut. Der wusste sich natürlich zu wehren, und anstatt in Panik zu geraten, gab er ihm cool einen
gezielten Faustschlag in die Fresse. Der Idiot ging zu Boden, und Hengzt ließ es sich nicht nehmen, sich noch einmal zu ihm
hinunterzubeugen. Moussa packte ihn schließlich am Shirt-Kragen und schleifte ihn samt Messer zum A usgang.
Ich stand nur da und verstand die Welt nicht mehr. Was wollte dieser Typ mit so einer hirnrissigen A ktion erreichen?
A m Tag darauf wusste ich es: Das Label Shok Muzik verschickte eine bundesweite Pressemitteilung mit einer wahnwitzigen Lügenversion der
Ereignisse. Sie behaupteten, dass sie uns die Fressen poliert und uns völlig fertig gemacht hätten. Dass Moussa den Jungen am Ende wie
einen nassen Sack aus dem Club gezogen hatte, erwähnten sie mit keinem Wort. Ich musste lachen. Was für ein Schwachsinn! Wenige Tage
später drehten diese Vollidioten auch noch ein Video, in dem sie die ganze A ktion nachspielten – natürlich in ihrer Märchenfassung. Das
schlechte Lied, das sie dazu rappten, wurde ein Mega-Flop. Danach habe ich nie wieder etwas von diesen Freaks aus Wedding gehört. Das
Label war relativ schnell pleite und hinterließ keine sonderlich große Lücke in der Musiklandschaft.
Personal Trainer
Seit meinem Hit »Neue Deutsche Welle« ging’s mir so richtig gut. Ich hatte immer was zu essen, bekam hier und da ein Gläschen
Champagner und hing nur noch auf den besten A fter-Show-Partys ab. Mir wurde das süße Leben sozusagen mit beiden Händen über den
Tisch geschoben. Das hatte aber einen entscheidenden Nachteil: Ich wurde immer fetter! A uf einmal wog ich statt 87 Kilo satte 100! Die
Mädels, die ich reihenweise vernaschte, hatten sich zwar noch nicht darüber beschwert, aber ich selbst war unzufrieden. Ich schaute in den
Spiegel und fand mich einfach scheiße. Deshalb musste ich etwas ändern. Über einen guten Kumpel bekam ich den Kontakt zu einem Personal
Trainer im Berliner Nobel-Fitnessstudio Holmes Place. Der Spaß kostete zwar 800 Euro im Monat, aber das war’s mir wert. Ich ging zum
ersten Probe-Workout und wurde vom meinem Trainer Benjamin begrüßt. Kaum dass wir uns die Hand gegeben hatten, eröffnete er mir auch
schon, dass er absolut kein Fan von mir war. A ber das störte nicht weiter. Seine direkte, offene A rt fand ich sogar cool. Und obwohl er mich
eigentlich scheiße fand, zog er das Training professionell durch. Das war die Hauptsache! Wie er mir später gestand, hielt er mich anfänglich
für eher unsportlich und rechnete insgeheim damit, dass ich nicht lange durchhalten würde. A ls er dann sah, dass er sich in mir ein
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