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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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nur den coolen Rapper, den Star,
    gesehen hatte. Für sie war ich der, der sie aus ihrer spießigen Dorfidylle rausholen, ihr teure Louis-Vuitton-Handtäschchen schenken und sie
    mit auf versnobte Schickimickipartys nehmen sollte. Ja, für sie war ich nur ein schniekes A ngeberteil. A n ihrer eingefrorenen Miene merkte ich
    sofort, dass sie keinen Bock hatte auf einen Kerl, der pleite war. Plötzlich war ich für sie nicht mehr ganz so wichtig.
    Ich bekam ein ganz schlechtes Gefühl in der Magengegend. Nutzte mich diese Dorfschlampe etwa nur aus? Verarschte sie mich? Um das
    herauszufinden, schlich ich mich heimlich in ihr Zimmer und suchte nach dem Handy in ihrer Handtasche. Zum Glück musste ich nicht lange
    wühlen, bis ich es fand. Schnell löste ich die Tastensperre und ging in den Eingangsordner für SMS. Und da hatte ich schon den Beweis:
    Marleen hatte nebenbei noch mit unzähligen anderen Typen was am Laufen. Ihr Handy war voll mit anzüglichen Flirtnachrichten von
    irgendwelchen Idioten namens Klaus, A chim und Sebastian. Sofort fing die Wut in meinem Kopf zu pochen an. »Marleeeeeeeeeeeeeeen!« Ich
    schrie das ganze Haus zusammen. Mit ängstlichem Blick tippelte sie die Treppen hoch. »Was schreibst du hier mit solchen Opfern?«, keifte ich
    sie an und hielt ihr das Handy unter die Nase. »Wieso schnüffelst du in meinen Sachen rum?«, stellte sie die naheliegende Gegenfrage. »Weil
    ich wusste, dass du eine dreckige Schlampe bist!«, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen. Wir stritten so laut, dass es bis auf die
    Straße zu hören war. Wir plärrten das halbe Dorf zusammen. Und die Kühe auch. Wütend ballte ich meine rechte Hand zur Faust. Dann schlug
    ich mit aller Kraft gegen die Türe direkt neben ihrem Kopf. Es krachte ordentlich laut, und das Holz zersplitterte. Marleen drückte sich
    verängstigt gegen die Wand. »Was ist da oben los?«, hörte ich von unten ihren Vater rufen. Mit drohendem Blick und erhobenem Zeigefinger
    stürmte er wenige Sekunden später auf mich zu. »Was machst du hier in meinem Haus mit meiner Tochter?«, schrie er mich an. Mit weit
    aufgerissenen A ugen starrte ich ihn an und brüllte zurück: »Mischen Sie sich nicht in Sachen ein, die Sie nichts angehen. Sonst schlag ich
    Ihnen die Fresse ein!« Er wurde ganz ruhig, packte Marleen am A rm und ging mit ihr zurück ins Erdgeschoss. Ich zog mich in mein Zimmer
    zurück, schloss hinter mir ab und versuchte mich zu beruhigen.
    Ich wusste, so konnte es nicht weitergehen. Deshalb machte ich mir Tag und Nacht Gedanken: »Was wird aus meinem Leben? Wie kann ich
    zurück zum Ruhm finden?« Ich brauchte einen schlauen Plan. Einen Businessplan! Und dann fiel mir plötzlich etwas ein, was ich Bushido kurz
    vor unserem Streit geschenkt hatte: Power: Die 48 Gesetze der Macht! Ein Buch des A utors Robert Greene. Gemacht für A rschlöcher, die vor
    gar nichts mehr zurückschrecken. Selbst gelesen hatte ich es nie, weil mir die Regeln, die darin aufgeführt werden, immer ziemlich hart
    vorkamen. In dem Buch steht, wie man andere Menschen manipulieren kann, um selbst an die Macht zu kommen. Doch egal, wie ich
    moralisch zu dem Buch stand, es schien mir in meiner Situation genau der richtige Text zu sein. A lso schnappte ich mir meinen Laptop und
    bestellte das Ding. Es ging mir weniger darum, selbst nach diesen Regeln zu leben – ich wollte sie vielmehr nutzen, um mich vor den Leuten
    zu schützen, die sie befolgten. Wie heißt es so schön: fressen oder gefressen werden.
    Mein Zimmer verließ ich seit dem Streit mit Marleen kaum noch. Ich schloss mich die ganze Zeit darin ein und hörte Musik. Nur zum Kacken
    ging ich raus auf die Toilette. Deshalb knallte mir Marleens Mutter das von mir bestellte Buch auch wortlos vor die Tür, als der Postbote es
    zwei Tage später lieferte. Ich schnappte mir das Paket sofort, riss es auf und verschlang Greenes Regeln ohne Pause. Sofort fielen mir ganz
    viele Dinge auf, die ich auf mein eigenes Leben beziehen konnte. Besonders beim Leitspruch »Vertraue deinen Freunden nie zu sehr – bediene
    dich deiner Feinde!« wurde ich hellhörig. Das Kapitel besagte, dass die meisten Freunde irgendwann eifersüchtig werden. Der Neid zerfrisst
    sie, aber das vertuschen sie mit einem Lächeln. Und irgendwann fallen sie einem dann in den Rücken. A nstatt sich auf die guten Freunde zu
    verlassen, solle man sich deshalb lieber mit einem alten Feind verbünden – schrieb Greene in dem Buch. Denn der werde

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