Im Bus ganz hinten
sich herausstellen würde, waren Sido und seine Leute von da
an gegen mich. Sie gaben mir zwar das Gefühl, sie würden meine Versöhnung mit Bushido befürworten – aber dem war nicht wirklich so. Es
stand von nun an etwas zwischen uns.
9. Versöhnung und Auferstehung
Fler gegen Goliath
Durch mein Interview bei Mixery Raw Deluxe wusste nun jeder, was bei A ggro Berlin wirklich hinter den Kulissen abging und vor allem was
ich von dem Plattenlabel hielt: nämlich nichts mehr. Es war allerdings klar, dass meine A nsage Konsequenzen haben würde. Schließlich hatte
ich A ggro ganz öffentlich auf der Nase herumgetanzt, und spätestens damit war ihr Ruf jetzt angekratzt. A uch der Schlag in Spaiches Gesicht
hatte unser Verhältnis nicht verbessert. Ganz im Gegenteil: Sie würden mich niemals freiwillig aus dem Verlag entlassen – jetzt erst recht
nicht. Mir war völlig bewusst, dass ich nicht die besten Karten hatte. Die Label-Bosse hatten die allerbesten A nwälte im Rücken und saßen
einfach am längeren Hebel. Ich wusste, sie würden mich fertigmachen. Und wenn es nur darum ging, mich am ausgestreckten A rm
verhungern zu lassen. Meine Karriere interessierte sie nicht mehr, aber dass ich mir mein Business woanders aufbauen könnte und sie dann
keine Kohle mehr mit meinem Erfolg verdienen würden, das war für sie vermutlich eine unerträgliche Vorstellung.
Der Kampf, den wir jetzt auszufechten hatten, erinnerte mich an den zwischen David und Goliath – auch mein Gegner schien unbezwingbar
für mich. Die A ggros hatten viel mehr Macht als ich. Trotzdem bereute ich nichts, was ich in diesem Interview gesagt hatte – es war
schließlich die Wahrheit. Und in der Legende besiegte David den weit überlegenen Goliath. Es gab also noch Hoffnung für mich.
Wenige Tage später bekam ich eine Einladung zu einem Treffen mit den A ggros in Köln, wo deren A nwälte ihr Büro hatten. A ls ich den Laden
betrat, saßen schon fünf Leute an einem großen Konferenztisch und erwarteten mich: Spaiche, Halil, Specter und zwei A nwälte. Ich war wie
immer ganz allein. Die Stimmung im Raum war sehr angespannt, aber ich ließ mich nicht einschüchtern. Ich hatte mir vorab einen genauen
Schlachtplan überlegt und legte direkt los: »Okay, Leute: Wenn ihr wollt, dass ich weiter bei euch bleibe, dann mache ich das nur unter
besseren Konditionen. Ich fordere eine gleichberechtigte Partnerschaft und wesentlich mehr Geld.« Ich wartete gespannt auf ihre Reaktion,
aber die A ggros sagten kein Wort. Sie starrten mich nur wie versteinert an. Ich fuhr fort: »Wir sind keine Freunde mehr, sondern nur noch
Geschäftspartner. A lso mache ich jetzt auch nur noch Business mit euch.« Ich wollte ihnen zu verstehen geben, dass nun andere Zeiten
angebrochen waren, schließlich hatte ich mich lang genug von ihnen unterbuttern lassen. Sie sagten aber immer noch nichts zu meinen
Forderungen, glotzten mich nur weiterhin verdattert an. Bis Spaiche schließlich das Schweigen brach: »Nein, das geht auf gar keinen Fall. Wir
werden dir nicht mehr Geld geben, Fler. Dein Vertrag läuft noch zwei Jahre. A lso hast du ihn jetzt auch zu diesen Konditionen zu erfüllen! Du
hast damals deine Unterschrift daruntergesetzt, also musst du jetzt die Verantwortung dafür übernehmen.« Und wieder war es still im Raum.
A ber diesmal nicht lange. Ich tat wenig beeindruckt – schließlich hatte ich von Leuten wie denen ohnehin nichts anderes erwartet – und nickte
emotionslos. Dann stand ich auf und zog meine Jacke an. »A lles klar, A lter«, sagte ich zum A bschied. »Dann werden wir die Sache jetzt
anders regeln. Und zwar in Berlin auf der Straße!« Drohend zeigte ich mit dem Finger auf sie und ging zur Tür hinaus. Ich schlug sie mit so
einer Wucht hinter mir zu, dass die Bilderrahmen in der Kanzlei zu wackeln anfingen.
Ich hatte natürlich ziemlich hoch gepokert. Schließlich hatte ich ja niemanden, der die Sache mit mir auf der Straße hätte klären können. Ich
hatte nicht mal selbst Bock auf eine ernsthafte Prügelei mit diesen Pfeifen. Ich hatte keine A hnung, wie ich wirklich aus dem Vertrag
herauskommen sollte. Ich brauchte Hilfe, so viel war klar – nur von wem? Wer würde mich aus dieser Scheiße ziehen können? Und wer
würde so etwas überhaupt für mich tun wollen? Viele Freunde hatte ich schließlich nicht. A uf dem Weg zurück nach Berlin zerbrach ich mir
fast den Kopf.
Der Bürgermeister von Tempelhof
Zu Hause
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