Im Club der geheimen Wünsche
die ihre Situation verbessern möchte, gern behilflich sein. Sehr gern."
Jane sah, wie all die unerfüllten Hoffnungen und Wünsche eines ganzen Lebens in den blauen Augen der Frau aufflackerten. „Jeder hat die Chance verdient, seinen Traum wahr zu machen", fügte sie mit fester Stimme hinzu.
„In so einem Haus taucht selten eine Dame wie Sie auf." Die Köchin wandte sich um und nahm eine Schüssel von der Arbeitsplatte. Doch plötzlich hielt sie inne, und Jane verschlug es den Atem.
Die Stimme der Köchin klang sanft und nachdenklich. „Ich träume von einem kleinen Gasthaus. Für den Rest meiner Tage wäre ich gern meine eigene Herrin."
„Dabei kann ich Ihnen helfen." Sie würde eine große Summe von Wickham leihen müssen. Und sie hatte keine Ahnimg, ob er ihre Bemühungen gutheißen würde, auf diese Weise etwas über seine Schwester herauszufinden.
Aber was sollte sie sonst tun? Ihre Tante Regina konnte sie nicht um Geld bitten, und sie selber besaß kaum noch etwas, nachdem Sherringham den Besitz so erfolgreich in den Bankrott geführt hatte.
„Es gibt noch ein anderes Mädchen, das verschwunden ist. Beide vor über einem Jahr", wisperte die Köchin hastig.
„Die Herrin sagte, sie sind mit Männern durchgebrannt. Die leichten Mädchen sind immer auf der Suche nach einem Galan, der ihnen ein schönes Leben bietet. Aber hier gehen Dinge vor, die mir Angst machen."
Der Köchin presste ihre Lippen aufeinander und sah so verängstigt aus, dass Jane heftig schlucken musste, um ihre aufsteigende Panik niederzukämpfen. „Was für Dinge?"
„Ich habe gehört, was im Theater passiert."
„Im Theater?"
„Ich kann jetzt nicht darüber sprechen. Dafür bleibt nicht genug Zeit."
Mit zitternden Fingern fischte Jane eine Karte aus ihrem Retikül. „Hier ist meine Adresse."
Aus weit aufgerissenen Augen starrte die Köchin Jane an. „Lady Sherringham." Plötzlich wurde die Frau nervös und versank in einem Knicks. „Ich bin Mrs Small, Mylady. Am Donnerstag habe ich meinen freien Nachmittag.
Dann könnte ich kommen."
In zwei Tagen. Jane konnte nicht so lange warten. Sie wollte Mrs Small gerade anflehen, ihr mehr zu erzählen, als die Tür aufflog, und die beiden Mägde wieder hereinkamen.
Am Ende des Flurs lag eine weiß und golden gestrichene Tür. Christian eilte darauf zu. Mrs Brougham hatte deutlich darauf hingewiesen, welche Bereiche des Hauses den erotischen Spielen der Ehemänner und Ehefrauen der feinen Gesellschaft vorbehalten waren. Das Theater. Die Schlafzimmer. Die Kerker. Die orientalischen Gemächer.
Nur zu den Salons und Ballsälen der ersten Etage hatten Gentlemen und Damen ohne Begleitung Zugang.
Dann hatte sie ihm erklärt, dass ein Paar jedoch die Möglichkeit hatte, einen einzelnen Gast einzuladen, sich zu ihnen zu gesellen. Wenn er ins Theater wollte, musste er also eine Partnerin finden oder ein Paar, das einen dritten Mitspieler suchte. Oder er musste sich gewaltsam Eintritt verschaffen.
Christian hoffte inständig, dass er wirklich vor der richtigen Tür stand. Er drehte den Knauf, und zu seinem Erstaunen ließ sie sich ohne jede Schwierigkeit öffnen. Dahinter lag ein ruhiger Raum, in dem links und rechts Feuer in den beiden Kaminen prasselten. Das Zimmer war halbkreisförmig und enthielt mehrere, zu den Wänden hin aufsteigende Reihen von Plüschsesseln. Ganz offensichtlich handelte es sich tatsächlich um das Theater.
Christian trat an die halbhohe Mauer, die den Zuschauerbereich nach vorn begrenzte. Darunter lag die Bühne, auf der ein großes Bett mit einem ganzen Berg Kissen und ein hoher Kleiderschrank standen.
Ihm wurde schwindelig. Hatte Del, seine süße, sanfte Schwester, dort unten ... Dinge getan, während fremde Männer ihr dabei zuschauten wie die Besucher eines öffentlichen Theaters?
Auf dem Gang näherten sich schnelle Schritte. Die Tür öffnete sich genau in dem Moment, als Christian sich in der dunkelsten Ecke des Raumes hinter einem Samtvorhang versteckte. Er ließ den Vorhang einen Spaltbreit offen, um hinaussehen zu können.
Die Person, die durch die Tür trat, trug einen schwarzen Umhang. Christian nahm den zarten Duft des Parfüms wahr - Rose und Lavendel. Dann roch er feuchte Wolle. Christian unterdrückte ein Stöhnen.
Er trat hinter dem Vorhang hervor. „Lady Sherringham."
Sie fuhr herum und hielt sich die behandschuhten Finger vor den Mund. Wenigstens schrie sie nicht. Ihre Haube rutschte nach hinten, sodass ihre rotgoldenen Locken zu
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