Im Club der geheimen Wünsche
„Dort will ich nicht hin", erklärte Jane hastig. „Ich bin auf der Suche nach einer meiner Freundinnen und brauche dringend Hilfe.
Es soll Ihr Schaden nicht sein."
Die dunklen Köpfe von zwei Spülmägden fuhren herum. „Eine Freundin von Ihnen, Madam?", fragte eines der Mädchen. Bei der Aussicht auf Geld leuchtete ihr junges Gesicht.
Diese Frauen hatten keine andere Wahl, als hier zu arbeiten. Jane wusste, wie es sich anfühlte, keine Wahl zu haben. „Es handelt sich um Lady Treyworth. Ich werde euch gut belohnen, wenn ihr mir etwas über sie sagen könnt."
Doch die beiden Mägde und die Köchin starrten sie nur mit leeren Blicken an, und Janes Hoffnung, etwas zu erfahren, schwand. Sie blinzelte ihre Tränen fort. „Sie ist seit zwei Wochen verschwunden."
Das Nudelholz krachte auf den Tisch, und Jane fuhr zusammen. Obwohl sie schon seit einem Jahr verwitwet war, erschrak sie immer noch bei jedem unerwarteten Geräusch. Sherringham hatte die Angewohnheit gehabt, unvermittelt mit irgendetwas herumzuwerfen.
„Sie sind weiß wie ein Bettlaken. Eine von euch beiden ... Geh und hol einen Stuhl, bevor die Dame ohnmächtig wird."
„Ich falle nicht in Ohnmacht." Doch Jane wurde auf einen wackeligen Holzstuhl gedrückt. Nein, ihr würden auf keinen Fcill die Sinne schwinden! Nicht, nachdem sie durch ein Bordell spaziert war und sich in einem Schlafzimmer gegen Lord Wickham zur Wehr gesetzt hatte, der entschlossen gewesen war, mit ihr zu schlafen, wenn es sein musste.
„Hier werden Sie Ihre Freundin nicht finden, Madam", erklärte die Köchin in freundlichem Ton. „Die Herrin leitet ein gutes Haus, nicht die Sorte von Etablissement, in das Mädchen aus guten Familien von der Straße entführt werden."
Im Ofen brannte ein helles Feuer, und Jane wurde von der Hitze schwindelig. „Das weiß ich. Aber es ist trotzdem ein sündiger, gefährlicher Ort."
Die Mägde schauten sich an. „Oh nein", widersprach eine von ihnen. „Die Herrin sorgt dafür, dass wir niemals durch einen der Gentlemen in Gefahr geraten."
Himmel! Offenbar waren Janes Vorstellung von der Hölle und die einer Magd ziemlich unterschiedlich.
Die zweite Magd durchquerte den Raum und hockte sich neben ihr nieder. „Sie sagten, es gibt eine Belohnung?", erkundigte sie sich schüchtern.
Wie alt mochte das Mädchen sein? Es sah aus, als wäre es kaum dreizehn. „Ja", bestätigte Jane. „Eine großzügige Belohnung." Sie hoffte inständig, damit kein Versprechen gegeben zu haben, das sie nicht würde halten können.
Jane fiel nur eine Möglichkeit ein, die Informationen zu bezahlen. Sie musste sich Geld von Lord Wickham leihen.
Da es um Del ging, würde er ihre Bitte nicht ablehnen. Falls es nötig war, würde sie ihn anflehen.
Heftig drückte sie die feuchten, schwieligen Hände der Magd. „Ich wäre dankbar für alles, was du mir sagen kannst."
„Sie meinten, Ihre Freundin ist verschwunden. Da war eine Schauspielerin ..."
„Ihr zwei wisst überhaupt nichts", fauchte die Köchin. „Und ihr seid gut beraten, wenn ihr den Mund haltet."
Jane sprang auf und wandte sich an die grauhaarige Köchin. „Bitte ..."
Blaue Augen wurden schuldbewusst niedergeschlagen. Die Frau schien mit ihrem Gewissen zu kämpfen. Jane hielt den Atem an. Es war die reine Qual, keine Ahnung zu haben, ob sie gleich etwas hören würde, das all ihre Hoffnungen zerstörte.
„Die beiden Klatschbasen sprechen von einem Mädchen, das hier gearbeitet hat und davon träumte, zur Bühne zu gehen", erklärte die Köchin. „Sie hatte ganz sicher nichts mit Lady Treyworth zu tun, Madam. Absolut nichts.
Dieses Mädchen stand an den Straßenecken, und unsere Herrin rettete sie. Aber das dumme Ding geriet wieder auf die schiefe Bahn, wie es scheint." Mit einem schweren Seufzer legte die Köchin das Nudelholz aus der Hand.
„Holt noch etwas Kohle, Mädchen, wir haben fast keine mehr."
Während die Mägde knicksten und hinausliefen, flüsterte die Köchin: „Die beiden Plappermäuler werden gleich zurück sein, und ich habe jetzt keine Zeit zum Tratschen, Mylady. Die Herrin wird wütend, wenn das Dinner nicht rechtzeitig fertig ist." Sie senkte ihre Stimme noch ein wenig mehr. „Aber ich würde gern helfen."
Jane begriff, dass sie den richtigen Anreiz bieten musste. Was würde sie sich am meisten wünschen, wenn sie sich in einer heißen, engen Küche im Keller eines Bordells abschuften müsste?
Impulsiv trat sie neben die Köchin. „Und ich würde einer Frau,
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