Im Club der geheimen Wünsche
anhielt, denn ich liebte ihn nicht, und sie glaubte, er würde mich lieben. Also sagte sie mir, das sei die perfekte Ehe, denn ich würde immer die Oberhand haben."
Die Oberhand - verblüfft starrte Christian in Janes gehetzte Augen. Hatte sein Vater aus diesem Grund seine Mutter geheiratet, obwohl sie ein Kind von einem anderen Mann erwartete? War sein Vater der Meinung gewesen, durch die Sünde, die sie begangen hatte, würde er immer Macht über sie haben?
Christian streichelte sanft Janes samtweiche Wange. Ohne es zu ahnen, hatte sie ihm die Gründe für den kalten Zorn seines Vaters und die Unterwerfung ihrer Mutter schmerzlich bewusst gemacht.
„Meine Mutter war vollkommen im Irrtum", fuhr Jane fort. „Falls Sherringham mich liebte, war meine Situation noch schlimmer als die meiner Mutter. Sie sagte immer, Liebe sei ein gefährliches und Angst einflößendes Gefühl.
Allerdings glaube ich nicht, dass mein Ehemann Gefühle für mich hatte, denn ein liebender Mann würde seine Frau nicht verletzen."
„Glaubst du, dass man sich vor der Liebe fürchten muss?"
„Nein. Meine Tante Regina führte vierzig Jahre lang eine glückliche und liebevolle Ehe. Sie erklärt mir immer wieder, dass Liebe das Leben reicher und schöner macht. Aber ich denke, es muss gegenseitige Liebe sein. Sonst bringt die Liebe nur Kummer."
Er wusste, dass es so war. „Zur Hölle", murmelte er. „Ich weiß nicht einmal, was Liebe ist."
Die Kutsche hielt, die Tür wurde geöffnet, und Jane erhob sich hastig von seinem Schoß. Bevor er sie aufhalten konnte, war sie fort.
Aber ich will nicht lieben, hatte sie gesagt. Doch das stimmte nicht. Wäre sie noch eine Sekunde länger in der Kutsche geblieben, auf Christians Schoß, hätte sie ihm gestanden, dass sie sich nach Liebe sehnte. Nach der Liebe des Mannes, der ihr erklärt hatte, er wisse nicht, was Liebe sei.
Was natürlich bedeutete, dass er sie nicht liebte. Andernfalls hätte er gewusst, was Liebe war. Weil sein Herz sich gleichzeitig federleicht vor Freude und schwer vor Kummer anfühlen würde. Weil er nicht aufhören könnte, an sie zu denken, so wie sie ununterbrochen an ihn dachte. Wenn er etwas für sie empfand, hätte er all das gewusst.
Jane eilte auf die Treppe zum Vordereingang von Christians Haus zu.
Peng!
Zu ihren Füßen spritzte der Kies hoch. Überrascht starrte sie zu Boden.
Eine weitere Explosion dröhnte in ihren Ohren.
Starke Arme schlangen sich um ihre Taille. Sie kippte zur Seite, ebenso wie sie es bei dem Unfall im Hyde Park getan hatte. Wieder fiel sie auf Christian. Sein kräftiger, muskulöser Körper schützte sie vor dem scharfkantigen Kies.
„Findet den Schützen!", schrie Christian in Richtung seiner Dienstboten. Dann rollte er sich herum, sodass sein Körper einen Schutzschild für sie bildete. Dabei presste er sie fest an seine Brust.
Christians Hut war weggeflogen. Seine Diener liefen herum und riefen sich gegenseitig Kommandos zu. Jane erspähte den schwarzen Kantorhut, der einige Schritte entfernt auf dem Kies der Auffahrt lag. Durch die Krempe fiel ein Sonnenstrahl und zeichnete einen kleinen, hellen Kreis auf den Boden. In dem Hut war ein Loch!
Ihr Verstand weigerte sich zu begreifen, was gerade geschehen war, bis Christian ihr ins Ohr flüsterte: „Nicht bewegen, Jane."
„Aber was ist los?"
„Das waren Gewehrschüsse."
Lord Pelcham, der romantische Poet. Sicherer Hafen, Versorger und Stolz seiner jungen Ehefrau. Auf dem Papier mag er romantisch sein, doch im wahren Leben ist er selbstsüchtig und eitel. Und er ist besessen von jungen Frauen. Einer meiner Triumphe.
Jane kniff die Augen zusammen, um Sapphire Broughams großzügige, geschwungene Handschrift lesen zu können.
Hinter ihr knisterte ein helles Feuer und verbreitete eine gemütliche Wärme in der Bibliothek. Christian hatte ihr nicht gesagt, dass er dieses Buch aus Mrs Broughams Büro gestohlen hatte. Er hatte das Buch nicht einmal erwähnt. Doch nach ihrem gemeinsamen Besuch bei Charlotte war ihm offenbar klar geworden, dass es besser war, wenn sie zusammenarbeiteten. Er hatte Huntley angewiesen, sie das Buch nach Hinweisen durchblättern zu lassen, während er das Haus verließ, um nach Carlyle und Pelcham zu suchen.
„Seine Lordschaft konnte keine Antworten auf diesen Seiten entdecken, Mylady", hatte Huntley ihr erklärt. „Aber er glaubt, Sie hätten vielleicht mehr Glück. Womöglich durch weibliches Gespür?"
Sie hatte nach dem Buch gegriffen und es
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