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Im Club der geheimen Wünsche

Im Club der geheimen Wünsche

Titel: Im Club der geheimen Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
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bewiesen. Doch im Frühling, wenn regelmäßig Teile Indiens überflutet werden und viele Dörfer dem Untergang geweiht sind, ging er in die am schlimmsten betroffenen Gebiete und holte die Kinder heraus. Rettete ihnen zweifellos das Leben. Wobei er sein eigenes Leben aufs Spiel setzte."
    Vor Janes innerem Auge tauchte ein Bild auf: Sie sah Wickham in einer exotischen Welt inmitten großer Armut mit einem Kind in seinen Armen.
    „Sollte man ein solches Verhalten nicht als edel bezeichnen?", stieß sie mühsam hervor.
    „Nicht ganz so edel zeigt er sich in seinen Beziehungen zu den Damen, befürchte ich. Berüchtigt wäre da der passende Begriff. Ich habe Lord Wickham als einen jungen Gentleman erlebt, der den eigenen Untergang suchte."
    „Das kann nicht sein", widersprach sie. „Indem er andere Menschen rettete?"
    „Seine Lordschaft scherte sich nicht darum, ob er sich Krankheiten oder den Tod holte. Durch die Flut hätte ich fast drei Soldaten verloren. Innerhalb kürzester Zeit schwoll der Fluss, den wir überquerten, zu einem reißenden Strom an. Wickham war bei mir. Er diente in der ostindischen Kompanie. Ganz allein rettete er zwei meiner Männer aus den Fluten und ging dann selbst im Fluss unter. Schließlich kämpfte er sich eine Meile stromabwärts ans Ufer."
    „Er ist ein Held", stellte Jane fest. „Kein Verrückter."
    Und der Held näherte sich ihr.
    Sonnenschirme wurden gesenkt, als die jungen Damen zu Lord Wickham hinaufschauten. Geistesabwesend lüftete er seinen Hut, und selbst aus der Entfernung konnte Jane erkennen, wie Wangen erröteten und Augen funkelten.
    Doch ohne die Debütantinnen zu beachten, ritt er weiter auf sie zu, den Blick seiner dunkelblauen Augen fest auf sie geheftet.
    Wahrscheinlich ahnte er, was sie gerade tat. Und war wütend auf sie.
    Sie durfte nicht wieder in Panik geraten. Wickham besaß eine Liste mit Dels Liebhabern. Sie musste diese Liste haben.
    Plötzlich tauchte Tante Regina mit einem unscheinbaren Mann im Schlepptau neben ihr auf und warf Arbuthnot ein strahlendes Lächeln zu. „Jane, ich würde dich gern mit Mr Flanders bekannt machen." Da es offenbar darum ging, einen Ehemann für Jane zu finden, suchte der Major eilig das Weite.
    Jane stöhnte, während sie gleichzeitig beobachtete, wie Wickham sich näherte. Mr Flanders würde absolut nicht von Nutzen für sie sein - falls er nicht zufällig im Club gewesen war, und das hielt sie bei diesem blassen, schüchternen Mann für ausgeschlossen. „Ich möchte keine Gentlemen kennenlernen. Dieses Gespräch führen wir jedes Mal, wenn wir in den Park kommen. Ich stehe praktisch ohne einen Penny da, und mein Ehemann starb unter skandalösen Umständen." Außerdem musste sie Tante Regina so schnell wie möglich loswerden, damit sie unter vier Augen mit Wickham sprechen konnte.
    „Du trugst keinerlei Schuld an den Umständen seines Todes, sodass der Skandal dir nicht zur Last gelegt werden darf", redete Tante Regina eifrig auf sie ein. „Zudem sehe ich keinen Grund, warum man Gentlemen nicht darauf aufmerksam machen sollte, dass du erben wirst."
    „Das werde ich nicht."
    „Du bist meine Nichte und lebst bei mir. Natürlich kannst du Geld erwarten."
    „Du hast zwei Töchter und zwei Enkelinnen. Versuch nicht, ein nicht vorhandenes Erbe als Köder zu benutzen."
    Dann war Wickham da. Direkt vor ihr. Lässig schwang er sein langes Bein über den Pferderücken und sprang so leichtfüßig auf den Boden, dass sein hoher Kastorhut nicht einmal wackelte. Er verbeugte sich vor Tante Regina und küsste ihr die Hand. Mit zitternder Stimme stellte Jane sie einander vor.
    „Was für eine Freude, Sie zu sehen, Lord Wickham." Trotz ihrer Missbilligung klang Tante Regina atemlos.
    Jane ließ zu, dass er ihre Fingerspitzen an seine Lippen zog. Sein Mund strich so leicht über ihre Finger, dass er sie kaum berührte.
    Wickham zog sie fort von Tante Regina und dem im Hintergrund wartenden Mr Flanders. „Ich weiß, was Sie hier tun, Sie unmögliches Frauenzimmer", murmelte er.
    „Ich ... Ich rede mit Frauen, die ich kenne. Nichts anderes mache ich hier."
    „Gehen Sie ein paar Schritte mit mir, Lady Sherringham."
    Das war keine Bitte, sondern ein klarer Befehl. Wickhams rauer Ton ließ keinen Zweifel daran, dass sie besser tat, was er verlangte. Jane hörte einen protestierenden Laut von ihrer Tante, sagte aber dennoch: „Ich fühle mich geehrt, Lord Wickham."
    Sie stimmte nicht aus Furcht zu, sondern weil sie mit ihm reden musste.

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