Im Club der geheimen Wünsche
attraktiver, charmanter Mann gewesen. Charlotte hatte ihn immer hoffnungslos und verzweifelt geliebt. Dennoch hatte er Del gewollt...
Charlotte hat einen Grund, sich Del fortzuwünschen, schoss es Jane durch den Kopf.
Charlotte starrte sie an. Plötzlich ging sie zum Vorhang des Anprobezimmers. „Madame", rief sie. „Ich bin soweit."
„Charlotte, bitte!" Jane wusste nicht genau, was sie noch sagen sollte. „Ich weiß, wie sehr du dir ein Kind gewünscht hast. Ich bin glücklich, dass ..."
„Nein. Das bist du nicht. Du denkst, ich würde Del verraten. Ich kann in deinen Augen sehen, dass du mir nicht mehr traust. Dass du mich noch nicht einmal mehr leiden kannst." Charlotte zerrte den Vorhang zur Seite. „Ich habe euch beide verloren, Del und dich. Bitte, Jane, lass mich einfach in Ruhe."
Christian fand Treyworth lesend bei White's. Obwohl er viele Jahre fort gewesen war, begrüßte man Christian in den stillen Räumen und Gängen des Herrenclubs freundlich. Sein Vater hatte ihn dafür gehasst, dass er ein Bastard war, ihm aber dennoch Zugang zu den vornehmsten Clubs Englands verschafft.
Dels Ehemann, Christians Schwager, saß in einem Clubsessel, vor sich eine aufgeschlagene Zeitimg, eine Tasse Kaffee in Reichweite. Der Earl mit der beginnenden Glatze trug eine enge, dunkelgrüne Jacke über einer gestreiften Weste, dazu sorgfältig gebügelte Hosen. Seine makellose Krawatte war zu einem aufwendigen Knoten gebunden.
Er war herausgeputzt wie ein verdammter Dandy.
Während seine Gattin spurlos verschwunden war.
Christian starrte auf die fleischigen Hände, die Del wehgetan hatten. Lady Sherringham hatte ihm erzählt, dass Treyworth Del geschlagen und dabei darauf geachtet hatte, keine Spuren zu hinterlassen.
Wenn er Treyworth schlug - und das hatte er vor - dann würden die Spuren zu sehen sein.
Mit vor der Brust verschränkten Armen baute Christian sich vor Treyworth auf. „Ich habe Ihre Nachricht erhalten."
Raschelnd wurde die Zeitung gesenkt, und er blickte in ein unfreundliches Gesicht. „Sie beschuldigen mich, meiner Frau etwas angetan zu haben", blaffte Treyworth. „Ich sage Ihnen, Delphina ist am Leben und lässt es sich in den Armen eines anderen Mannes gut gehen."
„Davon weiß ich nichts. Außerdem sind noch mehr Frauen aus dem Club verschwunden."
„Wovon reden Sie, zum Teufel? Mir ist nichts von irgendwelchen leichten Mädchen bekannt, die vermisst werden.
Sie pfeifen also besser Ihre gedungenen Mörder zurück, Wickham, bevor ich Sie erschieße."
„Mörder?"
„Als ich gestern Abend vor meinem Haus ankam, überfiel mich ein Straßenräuber. Lauerte vor meinem Tor auf mich, der verdammte Kerl, und hielt mir eine verfluchte Pistole an den Kopf."
„Drückte aber offensichtlich nicht ab."
Treyworth musterte ihn wie eine Schlange, die im nächsten Moment zubeißen wollte. „Mein Kutscher schlug ihn in die Flucht. Haben Sie diesen Straßenräuber geschickt?"
Christian starrte in die wässrigen grauen Augen. Treyworth hatte ihn nicht gefragt, wer die anderen Frauen waren.
Er hatte dennoch gewusst, dass es sich um Kurtisanen handelte, obwohl in Mrs Broughams Club auch Damen der Gesellschaft ein und aus gingen. War der Mordversuch an Treyworth ein Beweis dafür, dass ein weiterer Mann in die Sache mit Del verwickelt war?
„Wenn ich es gewesen wäre, wären Sie jetzt tot", erklärte Christian. „Und nun erzählen Sie mir genau, was passiert ist."
Sie war hier.
Christian trieb Homer mit leichtem Schenkeldruck an, und der Wallach gehorchte. Seine Hufe wirbelten den Sand des Reitwegs auf.
Eine breitkrempige Haube, an der rosafarbene Rosen befestigt waren, beschattete das ovale Gesicht. Er erhaschte einen kurzen Blick auf die Rundung einer elfenbeinfarbenen Wange, auf leuchtende rotgoldene Locken und üppige Lippen, und ihm wurde heiß.
Lady Sherringham hatte beschlossen, einen Spaziergang im Hyde Park zu machen. Sie befand sich in Begleitung von Lady Coyne und der Duchess of Fellingham, die auch im Theater des Clubs gewesen waren.
Ebenso wie am vergangenen Abend, als er Lady Sherringham in seine Arme gezogen und geküsst hatte, reagierte sein Körper auch jetzt auf sie. Er war gezwungen, seinen Sitz im Sattel zu verändern.
In der Nacht hatte er sogar davon geträumt, wie sie ein Bad nahm. In seinem Traum war ihr Haar zu einem Knoten hochgesteckt gewesen, während sich einzelne Strähnen, feucht vom Dampf, in ihrem Nacken kringelten. Er hatte ihre glatten Schultern gesehen und
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