Im Club der geheimen Wünsche

noch Janes Unfall mit der Kutsche und der Straßenräuber, der Treyworth überfallen hatte. Ob Mrs Brougham auch hinter diesen Ereignissen steckte?
    Er war nicht hierhergekommen, um er vor Jane davonzulaufen. Er floh nicht vor seinem verdammten Heiratsantrag und dem Fehler, den er in der vergangenen Nacht begangen hatte!
    „Wenn Sie mich nicht mit Gewalt aus dem Zimmer zerren, Radcliffe, werde ich mit dieser Frau sprechen." Er kehrte zu Mrs Dow zurück, die sich soeben Tränen aus den Augen wischte. Sie hatte Angst, und das war gut. „Ich bin ein Earl, Madam. Ich kann für Sie um Gnade bitten, wenn Sie mir helfen. Wollen Sie für Mrs Broughams Taten hängen?"
    Die dünnen Schultern bebten. „Nein!"
    „Dann helfen Sie mir. Wohin ist Sapphire Brougham geflohen?"
    Sie sah ihn flehend an. „Ich weiß es nicht. Ich musste tun, was mir gesagt wurde. Und sonst hielt ich mich aus allem heraus. Wenigstens versuchte ich das. Dann begannen die Männer hierherzukommen."
    „Männer mit schwarzen Masken und schwarzen Umhängen", stellte Christian fest, und die Oberschwester nickte erstaunt.
    „Sagen Sie mir, was die Männer hier gemacht haben, Madam", forderte Christian sie auf.

    Während er wartete, konnte er in ihrem Gesicht ihren inneren Kampf beobachten. „Die Männer kamen ins Haus", erzählte sie schließlich mit leiser Stimme, „und gingen in ein abgeschlossenes Zimmer im ersten Stock. Neue Mädchen, die die Herrin hierhergebracht hatte, wurden in dieses Zimmer geführt. Ich wusste, dass diese Mädchen Huren und keine Patientinnen waren. Mir wurde klar, welchem Zweck dieses Haus diente - es war eine Tarnung für Prostitution. Doch ich blieb hier, weil es hier tatsächlich auch wirklich kranke Frauen gab, um die ich mich kümmern musste, und das habe ich immer getan. Vielleicht hätte ich gehen sollen, aber Sie müssen mich verstehen, Mylord. Nachdem die Männer hier aufgetaucht waren, glaubte
    ich, es würde mir nicht gelingen, dieses Haus lebend zu verlassen.
    „Wissen Sie, wer die Männer waren?", erkundigte sich Christian.
    „Ich weiß nur, dass es wohlhabende Gentlemen gewesen sein müssen. Es waren sechs. Sie nannten sich selbst
    ,Dämonen-Club' und machten Scherze darüber, dass sie Dämonen waren, die Engel die Sünde lehrten."
    „So offen haben sie in Ihrer Gegenwart gesprochen?", wunderte sich Christian.
    Auf den Wangen der Frau zeigten sich rote Flecke. „Um mich selbst zu schützen, dachte ich, es ist gut, Informationen zu sammeln."
    „Was für Informationen?" Wie ein Jagdhund, der eine Spur erschnüffelt hatte, schoss Radcliffe aus dem Hintergrund hervor.
    Mrs Dow schrak zusammen, und Christian setzte sich neben sie. Er warf dem Officer einen drohenden Blick zu.
    „Sie können vor ihm sprechen", versicherte er der Schwester. „Ich werde bezeugen, dass Sie kooperativ waren."
    „Ich habe die Männer gesehen, Mylord. Habe die sechs Dämonen durchs Schlüsselloch beobachtet. Die Tür von dem verschlossenen Zimmer führte in einen kleinen Vorraum. Dort versammelten sich die Männer und gingen dann in den anderen Raum, um die Mädchen zu treffen. Hinterher tranken sie im Vorraum Brandy, und dazu schoben sie ihre Masken nach oben."
    Sie atmete tief durch. Mit einem Nicken gab Christian ihr das Zeichen fortzufahren.
    „Einer war kahlköpfig und hatte eine große, spitze Nase. Einer hatte helles Haar und ein hübsches Gesicht. Die Haare des dritten Mannes waren braun mit grauen Strähnen und nicht mehr sehr dicht. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen. Und zwei von ihnen hatten dunkle Haare, so schwarz wie Ihre, Mylord."
    Christian runzelte die Stirn. Die Beschreibung des dritten Mannes war vage, aber es konnte Treyworth sein. Bei dem blonden Mann handelte es sich möglicherweise um Salaberry.
    „Und der Sechste?", drängte er.
    „Er war der Größte von allen, ein gut aussehender Mann mit dichtem silbernem Haar. Er lachte die ganze Zeit und sah aus wie der Teufel persönlich. Ich kenne seinen Namen, weil ich einmal hörte, wie einer der anderen Männer ihn mit Sherringham anredete."
    Christian fuhr heftig zusammen. Sherringham! „Es muss lange her sein, dass Sie ihn gesehen haben."
    Mrs Dow nickte. „Die Männer sind vor über einem Jahr zum ersten Mal gekommen. Der fünfte Mann war nur wenige Male hier. Wissen Sie, es gab einen Unfall..." Sie stockte.
    „Was für einen Unfall?"
    Sie spielte mit dem Bändchen an ihrem Ausschnitt. „Nicht lange, nachdem die Männer angefangen hatten herzukommen,